Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen.
Liebe Gemeinde,
Der 1. Advent ist da. Wir gehen auf Weihnachten zu. Ich kaufe Lebkuchen. Geschenke kaufen und Weihnachtsessen planen ist angesagt. Aber nicht nur die organisatorische Vorbereitung auf Weihnachten hat begonnen auch die spirituelle. Heute habe ich das erste Blatt des Anderen Advent gelesen. Und die Predigttexte im Advent haben alle ernste Themen, denn die Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten ist kirchlich gesehen eine Bußzeit. Deshalb hängen hier vorne auch die lila Altartücher. Und heute stammt der Predigttext aus dem Buch der Offenbarung des Johannes. Ich lese 3, 14-22 den Brief an die Gemeinde in Laodizea
14»Schreib an den Engel der Gemeinde in Laodizea:
›So spricht der, der das Amen ist,
der treue und wahrhaftige Zeuge,
der Anfang von Gottes Schöpfung:
15Ich kenne deine Taten.
Du bist weder kalt noch heiß.
Ach, wärst du doch kalt oder heiß!
16Doch du bist lauwarm, weder heiß noch kalt.
Darum will ich dich aus meinem Mund ausspucken.
17Du sagst: Ich bin reich, habe alles im Überfluss
und mir fehlt es an nichts.
Dabei weißt du gar nicht,
wie unglücklich du eigentlich bist,
bedauernswert, arm, blind und nackt.
18Ich gebe dir einen Rat:
Kauf Gold von mir, das im Feuer gereinigt wurde.
Dann bist du wirklich reich!
Und kauf weiße Kleider,
damit du etwas anzuziehen hast.
Sonst stehst du nackt da und musst dich schämen!
Kauf außerdem Salbe
und streich sie auf deine Augen.
Denn du sollst klar sehen können!
19Alle, die ich liebe,
weise ich zurecht und erziehe sie streng.
Mach also Ernst und ändere dich.
20Hör doch! Ich stehe vor der Tür und klopfe an.
Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet,
bei dem werde ich eintreten.
Ich werde mit ihm das Mahl einnehmen und er mit mir.
21Wer siegreich ist und standhaft im Glauben,
der soll neben mir auf meinem Thron sitzen –
so wie auch ich den Sieg errungen habe
und neben meinem Vater auf seinem Thron sitze.‹
22Wer ein Ohr dafür hat, soll gut zuhören,
was der Geist Gottes den Gemeinden sagt!«
Können wir uns das auch vom Geist Gottes sagen lassen. Wäre das auch ein Brief an die Gemeinde in Messel? Sind wir nicht leidenschaftlich genug, was den Glauben angeht? Denken wir, wir sind reich und leiden doch unter spiritueller Armut? Nehmen wir nicht wahr, wie schlecht es in Wirklichkeit um uns steht? Steht Christus auch vor unserer Tür und klopft an. Und wir sollten ihm öffnen und unser Leben ändern? Gilt auch für uns die Verheißung, dass wir mit Jesus Festmahl feiern werden und mit ihm neben Gott sitzen werden?
Sehen wir uns das im einzelnen an.
- Wie steht es mit unserer Leidenschaft für den Glauben? Klar kann man da immer noch eine Schippe drauf legen. Aber wir haben dieses Jahr wieder fast 100 Kalender an die Mitarbeitenden in der Kirchengemeinde geschickt. Natürlich kann man in niemanden reingucken. Aber es ist doch ein wichtiges Zeichen, dass so viele Menschen bereit sind ihre Zeit für etwas in der Kirchengemeinde zu opfern. Das ist ein Zeichen dafür, dass uns der Glaube wichtig ist und wir möchten, dass die Kirchengemeinde ihre Aufgabe erfüllt.
- Fühlen wir uns wie die Leute in Laodizea reich und denken, es mangelt uns an gar nichts? Naja vielleicht war das bis vor drei Jahren so. Aber der jetzt deutlich spürbare Klimawandel, Corona und nur der Krieg in der Ukraine mit steigender Inflation und den höheren Energiepreisen. Ich glaube, da haben doch viele Angst bekommen, wie weit das eigene Einkommen noch reicht. Ich habe auch zweimal geschluckt als ich die Ankündigung meines Energieversorgers gelesen habe, dass er die Strompreise um die Hälfte erhöhen möchte. Ich glaube wir finden nicht mehr, dass wir ja reich sind und uns niemand etwas anhaben kann.
- Bedeutet unser materieller Reichtum, dass wir unsere spirituelle Armut nicht wahrnehmen?
Da könnte etwas dran sein. Letzten Sonntag habe ich einen eindrucksvollen Film über den Abriss einer katholischen Kirche in Nordrheinwestfalen gesehen. Der alte Priester hat es nicht übers Herz gebracht dabei zu sein als die Reliquien aus dem Altar herausgeschnitten wurden. Eine Frau stand mit Tränen in den Augen vor der Kirche und sagte: Hier wurde ich getauft, hier habe ich geheiratet, hier war die Totenmesse für meinen Mann. Ich verliere ein Stück Heimat. Und der alte Priester meinte: Ja, die Leute sind zu reich geworden. Sie glauben, dass sie alles selbst regeln können und Gott nicht mehr brauchen. Und ja das könnte ein Problem sein, dass wir tief in unserem Herzen eigentlich überzeugt sind, dass wir Gott nicht mehr brauchen, weil wir unser Leben doch auch so im Griff haben und es uns an nichts fehlt. Aber das ist ein Irrtum, der zu vielem Leiden führt. Das macht es schwer älter zu werden. Denn dann können wir das älter werden nur noch als Niedergang erleben und etwas, das uns Angst macht. Nicht mehr als etwas, wo wir näher an das ewige Leben heranrücken. Und auch die jungen Leute finden keine gute Antwort mehr auf die Frage nach dem Sinn ihres Lebens. Party ist eine sehr schlechte Antwort, wenn man dann gezwungen ist, jedes Wochenende zu feiern. Und was gibt es da eigentlich zu feiern?
Eine Familie gründen? Wenn wir nicht wissen, wie die nächste Generation mit der wärmeren Erde klarkommt?
- Steht Christus vor unserer Tür und klopft an? Ich hoffe es sehr. Und ich hoffe für uns alle, dass es uns gelingt die Tür zu öffnen und Christus zu uns zu bitten. Denn dann erschließt sich uns der Sinn des Ganzen. Diesen Sinn kann man nicht so einfach beschreiben. Und wir können ihnen meistens nur ahnen und einen kurzen Blick auf das Geheimnis unseres Lebens werfen. Aber Christus weiß dazu mehr als wir. Denn wie unser Predigttext sagt: Er ist der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang von Gottes Schöpfung. Und als solcher kennt er den Weg in eine gute Zukunft. Und wir können uns ihm anvertrauen und unser Leben auf diese Zukunft und die Zukunft der Erde und aller Menschen ausrichten.
- Werden wir mit Christus das Festmahl feiern und neben ihm auf dem Thron sitzen? Also bei dieser Vorstellung stockt mir der Atem. Das ist vielleicht doch etwas übertrieben? Ja schon. Aber was wissen wir schon darüber wie Gott unser Leben sieht und welche Zukunft Gott für uns sieht. Ja, wahrscheinlich sind wir wie die Gemeinde in Laodizea bedauernswert, arm, blind und nackt. Aber wenn Christus vor unserer Tür steht und anklopft, dann wissen wir nicht, was noch aus uns werden kann, wenn wir die Tür öffnen.
und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinn in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben!