17. Sonntag nach Trinitatis 9.10.22 Albrecht Burkholz

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Liebe Gemeinde, was ist unsere Bestimmung im Leben? Wie können wir unsere Wurzeln in Gottes Willen und Gottes Weisheit finden?

Stellen wir uns vor, eine Konfirmandin aus Messel ist zu einem UNO-Projekt eingeladen. Meine Tochter war nach dem Abitur in New York zu einer UNO-Simulation und sehr beeindruckt davon. Also, die Konfirmandin aus Messel hält vor der Jugendversammlung der UNO in New York eine Rede. Und plötzlich hört man ihr genau zu. Die Zeitungen berichten. Das Fernsehen berichtet. Die sozialen Medien sind voll davon. Und was sie sagt, hat  Wirkungen. Die Schultoiletten werden renoviert. Das Mobbing hört  auf. Die Schulen werden zu Orten, wo alle gerne hingehen, sogar die Lehrer.

Im Iran dürfen die Menschen wirklich frei wählen und die Frauen dürfen sich so kleiden, wie sie wollen.

In der Ukraine wird der Krieg beendet und es gibt Friedensfeste und Städtepartnerschaften zwischen Russland und der Ukraine.

In unserem Land haben alle genug zum Leben und müssen sich keine Sorgen machen. Die Sucht hört auf. Der Klimawandel wird gestoppt. Im Mittelmeer sterben keine Flüchtlinge mehr. Und es gibt sogar Frieden zwischen den USA und China. Sogar Nordkorea reiht sich ein in die Völkerverständigung. In Israel gibt es Frieden und Gerechtigkeit zwischen Palästinensern und Israelis.

Und das Allerunwahrscheinlichste passiert: es gibt eine Verständigung zwischen Lilienfans und Eintrachtfans.

Was ist da passiert? Wieso konnten die Worte der Konfirmandin aus Messel eine solche Wirkung entfalten?

Da ist etwas passiert vom Gottesknecht. Das ist eine geheimnisvolle Figur, über die es 4 Gedichte gibt im Buch Jesaja. Sie stammen vielleicht von 550 vor Christus. Sie wurden geschrieben von einem Propheten, der bei den verschleppten Juden in Babylon war und richtig vorher gesagt hat, dass sie bald wieder zurück können in ihr Heimatland. Dieser Gottesknecht, das können viele sein. Wir Christen denken dabei an Jesus Christus, aber auch an die, die christlich leben.

Ich lese das Zweite Gottesknechtlied aus Jesaja 49:

1Hört mir zu, ihr Bewohner der Inseln!

Gebt acht, ihr Völker in der Ferne!

Der Herr hat mich in seinen Dienst gerufen,

als ich noch im Mutterleib war.

Schon im Schoß meiner Mutter

hat er mir meinen Namen gegeben.

2Er hat mir Worte in den Mund gelegt,

so scharf wie ein Schwert.

Versteckt in seiner Hand,

hat er mich bereitgehalten.

Wie einen spitzen Pfeil

hat er mich in seinem Köcher aufbewahrt.

3Er sagte zu mir: »Du bist mein Knecht.

Du trägst den Namen ›Israel‹.

Durch dich will ich zeigen, wie herrlich ich bin.«

4Ich aber sagte: »Ich habe mich vergeblich bemüht,

für nichts und wieder nichts meine Kraft vertan.

Doch der Herr verhilft mir zu meinem Recht,

mein Gott wird mich belohnen.«

5Ja, der Herr hat mich schon im Mutterleib

zu seinem Knecht gemacht.

Ich sollte Jakob zu ihm zurückführen

und ganz Israel bei ihm versammeln.

So wichtig war ich in seinen Augen,

mein Gott gab mir die Kraft dazu.

6Und jetzt sagt er: »Ja, du bist mein Knecht.

Du sollst die Stämme Jakobs wieder zusammenbringen

und die Überlebenden Israels zurückführen.

Aber das ist mir zu wenig:

Ich mache dich auch zu einem Licht für die Völker.

Bis ans Ende der Erde reicht meine Rettung.«

Ich lege diesen Bibeltext für alle in der Ich-Form aus. Alle hier in der Kirche können das auf sich beziehen. Denn wir alle sind damit gemeint als Menschen, die im Sinn von Jesus Christus leben wollen.

Ich bin schon im Mutterleib von Gott gewollt und für eine Bestimmung ausersehen. Das gibt meinen Leben eine große Bedeutung. Es ist nicht egal, was mit mir ist. Es ist nicht blinder Zufall, dass ich da bin. Gott hat etwas mit mir vor. Und das hat Bedeutung für die Welt. Weil ja Gott, der Weltenlenker, etwas mit mir vorhat.

Die Worte, die Gott mir gibt, sind eine Waffe. Scharf wie ein Schwert. Wie ein Pfeil ein Köcher auch mit Fernwirkung.

Das weiß ich, dass meine Worte eine Waffe sind. Das merke ich vor allem, wenn andere mich verletzen. Aber meine Worte sind Waffen, die sollen ja was von Gott bewirken. Menschen zusammenführen. Ein Licht für die Völker sein. Also Gutes tun. Hoffnung machen.

Da muss ich schauen, wo meine Worte herkommen. Da muss ich das Richtige hören, lesen, schauen, damit die richtigen Worte zu mir kommen. Damit ich nicht nur das nachplappere, was eh schon alle sagen.

Gott sagt zu mir: du bist mein Knecht. Mein Beauftragter. Mein Minister für Frieden. Meine Ministerin für Hoffnung. Dein Name ist vor mir genannt.

Aber mein Gefühl ist: wenn ich etwas Gutes tun will, für den Frieden und die Gerechtigkeit eintrete, ist es meistens vergeblich. Trotzdem will ich daran festhalten: Der Herr verhilft mir zu meinem Recht. Mein Gott wird mich belohnen.

Ich darf mich nicht zu sehr frustrieren lassen. Es sieht vergeblich aus. Es fühlt sich vergeblich an. Aber vielleicht brauche ich nur Geduld. Ich muss warten. Und vielleicht brauche ich Demut. Es kommt nicht nur auf  mich an. Auch die anderen Menschen sind Beauftragte Gottes. Jeder trägt sein Puzzlestück bei. Wir sehen hier nur Chaos und Vergeblichkeit. Aber Gott weiß schon, was beim Puzzle rauskommen soll.

Und mein Auftrag ist größer als ich dachte. Nicht nur  für mein Volk. Nicht nur für den Bereich in meiner Nähe. Nicht nur für meine Familie. Meine Klasse. Meine Schule. Mein Dorf. Meinen Verein.

Ein Licht für die Völker soll ich sein. Weil Gottes Rettung bis an die Enden der Erde reicht. Und ich als Christ wirke ja mit an Gottes  Werk.

Ein Licht für die Völker soll ich sein. Da muss ich wohl erst mal das Licht in meine Seele leuchten lassen.

….

Hier in der Kirche brennen bei jedem Gottesdienst die Altarkerzen und die Osterkerze. Jesus Christus ist das Licht der Welt, das in unsere Herzen scheint. Das Licht der Schöpfung scheint hier durch das Fenster. Der Altar ist nach Osten ausgerichtet. Dahin, wo die Sonne aufgeht. Und die göttliche Geistkraft, die in unseren Gefühlen und in unserem Unbewussten wirkt, ist ein  Licht in der Dunkelheit und macht unseren Weg hell.

Hier im Gottesdienst setzen wir uns dem Licht aus. Damit wir Licht für die Völker werden können.

Die Konfirmandin aus Messel, die vor der UNO-Jugendversammlung in New York spricht, das ist mehr als ein Wunschtraum. Die Probleme werden nicht auf einmal gelöst. Aber wenn alle den Auftrag annehmen, ein Licht für die Völker zu sein – dann wächst die Hoffnung und dann werden Probleme gelöst werden. Und ihr Konfirmandinnen und Konfirmanden aus Messel, werdet in eurem Leben dazu einen Beitrag leisten. Ihr empfangt Licht. Jetzt in der Konfizeit, wo ihr euch besonders mit dem christlichen Glauben beschäftigt. Und immer dann im Leben, wenn euch von Gott her etwas klar wird über euren Weg, der für euch dran ist. Betet vor Entscheidungen und dann wartet, was in eurem Inneren geschieht.

Wir empfangen von Gott Impulse. Worte. Wahrnehmungen. Und dann wirkt etwas in unserem Unbewussten. Und dann wird uns vielleicht in der Nacht oder am nächsten Morgen etwas klar über unseren Weg.

Wir sind von Gott gedacht. Wir sind von Gott gewollt. Wir sind von Gott bei unserem Namen gerufen. Gott hat einen Auftrag für uns. Wir sollen ein Licht für die Völker sein.

Was das für uns bedeutet, das muss jeder selbst rausbekommen. Was ich nur empfehlen kann. Bei wichtigen Entscheidungen zu beten. Und offen zu sein für das, was von Gott kommt.

Und der Friede Gottes…

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