Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen.
Liebe Gemeinde,
kennen Sie Menschen, die ihr Leben grundlegend verändert haben? Es sind nicht viele, aber es kommt vor. Ich kenne Personen, die das nach einer schweren Krankheit getan haben. Sie haben sich regelmäßigen Sport angewöhnt, ihr Essverhalten geändert und sie haben eine neue Einstellung zum Leben entwickelt. Aber kommt so etwas auch vor, weil sie etwas gehört haben, was sie so beeindruckt hat, dass sie ihr Leben auf den Kopf stellen? Ich glaube, das ist noch seltener. Aber auch dies kommt vor. Unser Predigttext aus dem Buch Jona bietet dazu noch eine Steigerung.
Ich lese Jona 3,1-10
31Das Wort des Herrn kam zum zweiten Mal zu Jona:
2»Auf! Geh nach Ninive, in die große Stadt,
und rede ihr ins Gewissen!
Ich werde dir sagen, was du ihr verkünden sollst.«
3Da machte sich Jona auf und ging nach Ninive.
Diesmal folgte er dem Wort des Herrn.
Ninive war aber eine ungeheuer große Stadt.
Man brauchte drei Tage, um sie zu durchwandern.
4Jona wanderte einen Tag in die Stadt hinein
und rief: »Noch 40 Tage, dann wird Ninive zerstört!«
5Da glaubten die Leute von Ninive an Gott.
Sie riefen ein Fasten aus und zogen Trauerkleider an,
alle ohne Ausnahme.
6Die Sache kam auch vor den König von Ninive.
Der stieg vom Thron und warf seinen Königsmantel ab.
Er ließ sich ein Trauerkleid bringen und zog es an.
Dann setzte er sich in den Staub.
7Überall in Ninive ließ er ausrufen:
»Das ist ein Befehl des Königs und seiner Minister:
Weder Mensch noch Vieh, weder Rinder noch Schafe
sollen etwas essen oder auf die Weide gehen.
Nicht einmal Wasser sollen sie trinken!
8Trauerkleider sollen sie anziehen, Mensch und Vieh.
Und sie sollen mit aller Kraft zu Gott rufen!
Jeder soll von seinem bösen Weg umkehren
und seine Hände von Gewalttaten lassen.
9Wer weiß, vielleicht ändert Gott seinen Beschluss.
Vielleicht tut ihm seine Drohung noch leid
und er lässt ab von seinem glühenden Zorn.
Dann müssen wir nicht untergehen!«
10Und Gott sah, was die Leute taten.
Sie kehrten um von ihrem bösen Weg.
Da tat es Gott leid, dass er sie vernichten wollte.
Er beschloss, seine Drohung nicht wahr zu machen.
Das ist märchenhaft. Jona ist noch nicht mal in der Stadtmitte angekommen als bereits der König anordnet, dass das ganze Volk und das ganze Vieh fasten soll und umkehren von ihren bösen Wegen. Und das nur wegen eines kurzen Satzes des Propheten: „Noch 40 Tage dann wird Ninive untergehen.“ Das ist nicht vorstellbar. Ninive ist schließlich die Hauptstadt des Feindes. Und eine realistische Erwartung von Jona war, dass er gar nicht erst lebend mit dieser Botschaft die Stadtmitte erreicht. Er musste davon ausgehen, dass er vorher umgebracht wird. Und statt dessen ändert sich eine ganze Stadt.
So unwahrscheinlich das ist, und so märchenhaft das klingt. Genau das brauchen wir heute und zwar weltweit. Alle Regierungen egal wie furchtbar unterdrückend, diktatorisch oder demokratisch sie sind, müssen umkehren und ihre Politik grundlegend ändern. Alle müssen aus den fossilen Brennstoffen, Gas, Öl, Kohle aussteigen. Alle müssen auf erneuerbare Energien umstellen, alle müssen das CO2 aus der Luft raushalten, alle müssen dafür sorgen, dass die Landwirtschaft ökologischer wird. Alle müssen die Böden schützen. Alle müssen die Meere schützen und dafür sorgen, dass das Wasser gesund ist. Alle müssen sich daran beteiligen den Klimawandel aufzuhalten und die Erde bewohnbar zu halten. Das haben sogar die meisten großen Firmen eingesehen. 5 der 6 größten Risiken für die Weltwirtschaft sind ökologischer Natur sagt die Ökonomin Maja Göpel. Wir brauchen das Wunder, das hier im Buch Jona beschrieben ist. Und wir brauchen es schnell.
Aber nach unseren menschlichen Maßstäben ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich soviel Einsicht in den Regierungen und Weltwirtschaft durchsetzt. Genau wie es sehr unwahrscheinlich war, dass der größte Feind Israels und die grausamste Weltmacht ihrer Zeit auf einen kleinen jüdischen Propheten hören würde. Die Geschichte von Jona ist ja auch nicht die Beschreibung eines historischen Ereignisses. Es ist eine Fabel oder wenn Sie so wollen, ein Märchen – eine Geschichte, die auch witzig sein soll und voller unwahrscheinlicher Wendungen ist. Aber trotzdem soll sie uns Hoffnung geben, indem sie zeigt, welche Macht Gott hat, die Herzen der Menschen zu beeinflussen aber auch wie gnädig Gott ist und wie sehr Gott uns hilft, wenn wir beschließen unser Leben zu ändern und es zum besseren zu wenden.
Ich glaube, dass es sehr sehr spät ist. Bei uns sind seid einem halben Jahrhundert Propheten aufgetreten um uns zu sagen, dass unsere Welt untergehen wird, wenn wir uns nicht endlich schnell und wirksam um die ökologischen Probleme kümmern. Und wir haben sie lange einfach reden lassen. Wir hatten hier in Deutschland viele Firmen, die erneuerbare Energien voran gebracht haben und viele Anlagen gebaut haben. Die haben wir in den letzten Jahrzehnten verloren. Und jetzt wo wir sie dringend bräuchten gibt es sie nur noch in China.
Und wir als Kirche? Was können wir zu dieser Umkehr und dazu, dass wir unser Leben ändern, damit unsere Erde bewohnbar bleibt beitragen?
Ich glaube, dass wir als Kirche einen wichtigen Beitrag leisten können. Wir als Land brauchen die christliche Botschaft. Wir brauchen den Gott, der uns hoffen lässt, dass wenn wir umkehren und unser Leben ändern, die Welt nicht untergehen wird. Die Botschaft das Buches Jona ist heute überlebenswichtig. Es ist möglich, dass Ninive nicht untergeht. Es ist möglich, dass unsere Welt bewohnbar bleibt und unsere Kinder eine gute Zukunft haben werden. Es lohnt sich umzukehren und anders zu handeln als im letzten halben Jahrhundert. Wir dürfen mit Gottes Hilfe rechnen. Es gibt Hoffnung. Und der Untergang kann noch abgewendet werden. Das geht, wenn wir uns darauf besinnen, dass wir nicht nur an unseren kurzfristigen Vorteil denken, sondern etwas für die anderen für künftige Generationen und auch für weit entfernt lebende Menschen tun müssen. Wir können uns darauf besinnen, dass Gott ein Gott aller Menschen und Tiere und Pflanzen und des ganzen Universums ist. Und wir jetzt als Menschheit zusammen handeln müssen und mal die kurzfristigen Einzelinteressen zurückstellen müssen. Und genau das können wir tun, weil wir darauf vertrauen, dass Gott Mitleid mit uns hat und uns helfen wird, das nötige zu tun. Egoistisch sind wir nämlich besonders dann, wenn wir Angst haben. Wenn wir hoffnungsvoll in die Welt blicken, dann sehen wir auch die anderen. Und handeln wir so, dass alle etwas davon haben und es für alle gut wird. Es ist also heute wichtiger denn je an den Gott zu glauben, der uns gerne vor dem Untergang behüten möchte, an der Gott, der sich um uns sorgt und ebenfalls an den Gott, der möchte dass wir miteinander so leben, dass weiter geht, was er uns in der Flutgeschichte versprochen hat: Solange die Erde besteht, werden nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Wir dürfen hoffen, dass es uns gelingen wird den Klimawandel zu stoppen und wir können darauf vertrauen, dass Gott die Einsicht, was wir dafür tun müssen in die Herzen der Menschen legt.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinn in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben!