Auf dem Weg 10.4.23 Albrecht Burkholz

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Liebe Gemeinde, ein Bibeltext spricht in eine bestimmte Lebenssituation hinein. So kann Gott zu uns sprechen. Wir hören das, was wir jetzt hören können. Wir hören hoffentlich das, was uns weiterhilft. Wir hören hoffentlich so, dass Gottes heilendes und erneuerndes und ermutigendes Wort an uns ergeht.

Unser heutiger Bibeltext ist wichtig für mich. Ich habe schon eine ganze Woche mit diesem Bibeltext verbracht. Zusammen mit anderen Pfarrern haben wir kleine Theaterelemente daraus gemacht und so ist dieser Bibeltext ein Stück unseres Lebens geworden. Und ich habe schon mehrmals über diesen Bibeltext gepredigt. Zuletzt vor 6 Jahren.

Dieses Jahr spricht mich etwas besonders an daran. Der Bibeltext beschreibt einen Weg. Wir haben ihn eben als Evangelium gehört. 2 Jünger gehen enttäuscht weg. Und unerkannt geht Jesus mit ihnen.

Im Augenblick liegt vor mir viel Unbekanntes. Wie wird das mit dem Ruhestand? Wie geht das mit der Kirche weiter, mit Kürzungen und zu wenig Pfarrern? Wie klappt die große Veränderung hin zu mehr Klimaschutz? Wie ist das mit dem Älterwerden und der Gesundheit?

So viele offene Fragen. So viele Veränderungen. So viel Gelegenheit, sich Sorgen zu machen.

Ich kann mich dieses Jahr gut einfühlen in die Emmausjünger, die enttäuscht weggehen. Ich bin enttäuscht von der Kirchenpolitik, aber auch davon, dass der christliche Glaube in unserer Gesellschaft ausdünnt und das  führt zu nichts  Gutem. Ich wollte als junger Mann die Kirche retten und jetzt bin ich schon froh, wenn meine Tochter, die auch Pfarrerin geworden ist, in dieser Kirche noch halbwegs gut arbeiten kann.

Auf dem Weg passiert etwas. Die Jünger erzählen Jesus, was ihnen auf dem Herzen liegt. Sie erzählen mit vielen Gefühlen. Und dabei passiert etwas in ihnen. Sie werden dabei verändert. Beim Laufen. Beim Reden. Jesus hört offensichtlich gut zu. Er stellt gute Fragen, die die Dinge neu sortieren.

Es wird Abend. Höflich laden die Jünger den unbekannten Begleiter zum Abendessen ein. Und dabei merken sie: es war Jesus. In diesem Augenblick verschwindet er. Dieser Jesus, der so gut zugehört hat, der die richtigen Fragen gestellt und sie dadurch verändert hat, er ist der Auferstandene. Er ist sowohl innen wie außen. Er ist immer da, aber nicht einfach greifbar. Man kann sich diesem Jesus  nähern, indem man seine Gefühle wahrnimmt, erzählt, bearbeitet. Indem man das, was in einem ist, vor Gott bringt und diesen Problemen dabei Gestalt gibt. Dabei geschieht etwas von Ostern. Es kommt etwas in Bewegung. Es entsteht neue Hoffnung.

Die Jünger eilen zurück nach Jerusalem. Sie gehen zurück in die Hauptstadt. Sie gehen dahin, wo Jesus eben gestorben ist.  Sie gehen  dahin, wo die anderen Enttäuschten sind.

Sie erzählen, dass die Hoffnung einen Grund hat. Sie finden lange keinen Glauben und keine Resonanz und keine Zustimmung. Die anderen müssen in ihrem eigenen Rhythmus trauern. Der Auferstandene muss den anderen erscheinen,  wann es für sie dran ist. Aber irgendwann wird aus der Gemeinschaft der Enttäuschten eine Gemeinschaft der Hoffenden. Da ist dann Kraft und es kommen viele neue Menschen dazu, zu dieser Hoffnungskraft. Das braucht noch. Es liegen 50 Tage zwischen Ostern und Pfingsten. Und manche Menschen brauchen ein paar Jahreskreisläufe. Manche finden auch nie aus der Enttäuschung heraus.

Was ich dieses Jahr zu Ostern wichtig finde: wir werden verwandelt. Dazu müssen wir nicht die Enttäuschung verdrängen. Wir müssen sie nur den richtigen Leuten erzählen. Und den richtigen Weg gehen. Und vielleicht einfach stur an der alten Gastfreundschaft und am gemeinsamen Essen festhalten. Und damit rechnen, dass der Mensch neben uns der unerkannte Christus sein kann.

Gottes Wort will zu uns kommen und bei uns das ausrichten, was für uns dran ist. Das kann in einem Gottesdienst geschehen oder beim Bibellesen.

Für mich sind auch die alten Lieder sehr wichtig. Wenn ich morgens mit meinem ersten Kaffee Orgel spiele und dazu alte Lieder singe, dann begegnet mir alte christliche Erfahrung. Und mit diesen alten Worten und Vorstellungen kann ich meine Situation neu deuten.

Ich wünsche uns allen, dass wir die Wege finden, wie der Auferstandene zu uns kommt und uns heilsam verändert. Bei meiner Frau merke ich, dass die Gartenarbeit im Frühjahr ihrer Seele gut tut. Uns beiden hilft es, mit Leidenschaft bei unserem Sport alles Schwierige zu vergessen. Und dabei arbeitet die Seele im Hintergrund und wirkt im Sinne der Hoffnung und heilsamen Veränderung.

Wenn Sie eigene Wege haben, wenn ihr Konfis, alte und neue, besondere Wege habt: ich bin daran interessiert. Was hilft uns Menschen, mit Enttäuschungen umzugehen. Was hilft uns, der Hoffnung neuen Raum zu geben.

Jedes Jahr im Frühling feiern wir Ostern. Das zu tun ist sehr verbreitet und es gibt offensichtlich einen großen Bedarf danach. Nach dem Winter müssen unsere Lebensgeister wieder geweckt werden.

Die Auferstehungsgeschichten in der Bibel zeigen uns: die Wege, wie die göttliche Kraft zu uns  kommt, sind sehr unterschiedlich. Und es ist gut, wenn wir uns erzählen, wie das passiert. In der Bibel ist von ungefähr 600 Menschen die Rede, denen der auferstandene Jesus Christus begegnet ist. Es sind aber in der Bibel nur ungefähr 20 erzählt worden.

Wir Christinnen und Christen, evangelisch, katholisch, orthodox und die vielen verschiedenen kleinen Gruppen, 2 Milliarden von 7 Milliarden, wir sind eine Gemeinschaft, um Geschichten und Erfahrungen mit Gott auszutauschen und so  zu verstärken, dass Gottes gute Botschaft zu möglichst vielen Menschen kommt.

Ich möchte deshalb zum Erzählen ermutigen. Das ist gar nicht einfach. Das ist vermutlich noch schwieriges, als über die Liebe zu reden. Weil die Sache mit Gott noch tiefer in der Seele ist und wir noch weniger eine Sprache dafür haben und weil man eigentlich über Religion nicht spricht.

Über ihre Enttäuschungen und ihre Wut reden die Menschen. Davon ist das Internet voll. Vielleicht führt es weiter, wenn wir wie Jesus erst einmal zuhören und nur ab und zu ein paar Fragen stellten.

Dieser Jesus stellt sich ja ein bisschen doof. Die Jünger wundern sich: bist du der einzige in Jerusalem, der nichts mitbekommen hat von dem, wovon alle reden.

Dadurch müssen sie die Sache benennen. Sie sind nicht mehr der allgemeinen Stimmung so ausgeliefert.

Also, ich denke, das können wir hinkriegen. Uns ein wenig doof stellen und Fragen stellen. Ganz einfache Fragen. Anfängerfragen. Und dann hoffen wir auf den Heiligen Geist, dass er uns die richtigen Ideen für alles weitere eingibt.

Ich wünsche uns, dass wir das heilsame Gotteswort für uns finden. Dass wir es anwenden und wirken lassen. Und  dass wir für andere Gesprächspartner sein können, damit sie nach oben offen sind. Offen für das, was vom Himmel her geschieht.

Und der Friede Gottes…

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