Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.
Lukas 24,50-53
50 Dann führte er sie hinaus in die Nähe von Betanien. Dort erhob er seine Hände und segnete sie. 51 Und es geschah, während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben. 52 Sie aber fielen vor ihm nieder. Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück. 53 Und sie waren immer im Tempel und priesen Gott.
Liebe ökumenischen Himmelfahrtsgemeinde hier auf dem Heimkehrerplatz!
In welcher Form ist Gott uns nahe? Gott die Möglichkeit, unser Leben von Glaube, Liebe und Hoffnung her zu verstehen und zu gestalten.
Hier auf dem Heimkehrerplatz sehen wir Bäume und Himmel über uns. Und um uns herum Menschen, die mit uns Heimat darstellen und die Mitchristinnen und Mitchristen sind.
Wir feiern Gottesdienst zusammen. Über die Konfessionsgrenze hinweg. Die Menschen neben mir, die mit mir Christin und Christ sind, die sind immer anders. Und oft auch ärgerlich. Aber wir sind eine weltweite Gemeinschaft der Christen. Gemeinschaft der Heiligen, wie wir im Glaubensbekenntnis sagen. 2 Milliarden von 7 Milliarden Menschen sind Christen.
Dass die anderen Christen so anders sind, so ärgerlich anders und gerade so ein gutes Training für unsere christliche Geschwisterliebe, das scheint von Anfang an dazu zu gehören, wie wir der Bibel entnehmen können. Gott hat uns als Training für Glaube, Liebe und Hoffnung die Mitchristen gegeben. Und egal, wie weit wir im christlichen Training schon sind – das ist immer wieder neu eine Herausforderung.
Also: Gott ist uns nahe, gerade in dem ärgerlich Anderssein der Mitchristen. So werden Glaube, Liebe und Hoffnung von innen nach außen gebracht und müssen sich bewähren. Und da sie sich bei uns allen ständig nicht bewähren, wissen wir, dass wir Vergebung brauchen und Gottes Hilfe dabei, uns zu verändern. Christlicher zu werden. Denn unser Christsein ist ein Christwerden. Ein ständiges Christwerden. Unsere Hoffnung ist gefährdet und muss gestärkt werden. Unser Glaube ist schwach und muss gerade deshalb mit anderen zusammen angewandt werden. Wie Muskeln in einer Reha. Und unsere Liebe erst. Wie schnell ist die erkaltet. Wir brauchen gemeinsame Gottesdienste, damit wir Glaube, Liebe und Hoffnung anwenden und stärken. Denn im Alltag werden sie schwächer.
Ich freue mich deshalb, diesen Gottesdienst mit meiner neuen Kollegin Dagmar Böhmer aus Egelsbach feiern zu können. Sie hat mir bei der Vorbereitung dieses Gottesdienstes aus ihrem Leben erzählt und das hat meine Hoffnung gestärkt. Vielen Dank, Dagmar. Ökumenischen Dank.
In welcher Form ist Gott uns nahe? Im Alltag ist Gott immer nur ein Gebet weit von uns entfernt. Ein Gebet, das wir im Herzen sprechen können.
Unser Predigttext sagt uns: Jesus Christus ist im Himmel. Überall da. Er hört uns. Und er ist mächtig uns zu helfen. Himmelfahrt heißt: er ist universal. Er ist mächtig. Er ist ein Helfer. Und er hört die kleinen Gebete im Herzen, die wir im Alltag sprechen oder denken oder fühlen oder gar nur seufzend ausatmen.
Dass Jesus in den Himmel auffährt, ist für die Jünger ein neuer Lebensabschnitt. Danach ist er ihnen anders nah. Denn er verließ sie. In einer anderen Übersetzung: er entfernte sich von ihnen. Er schied von ihnen.
Wie ist Gott uns nahe? Anders als vorher. Da ist eine Trennung.
Aber beim Verlassen segnet Jesus seine Jünger. Er geht also nicht weg, weil er von seinen Jüngern genervt ist und froh, endlich wieder im Himmel zu sein. Der, der uns liebevoll anschaut und segnet, der ist mächtig geworden und überall da.
Beide große Kirchen zusammen haben nicht mehr die Mehrheit in diesem Land. Die Kirche vor Ort mit Gebäuden und Personal wird ausgedünnt. Und viele Menschen bekommen bei der Erziehung ziemlich wenig vom christlichen Glauben mit. Wie ist Gott da in diesem Land, das weniger christlich wird?
Bei aller Trauer über schwindenden und schwächer werdenden christlichen Glauben – unser Predigttext sagt uns: Jesus Christus, unser Erlöser und Freund, ist stark und überall da.
Und wir alle haben ja erlebt, dass Jesus Christus in schwierigen Zeiten unseres Lebens da ist. Das gilt auch für die Kirche. In schwierigen Zeiten sind besonders viele Lieder und Gebete und Texte des Glaubens entstanden. Im Alten Testament in der Zeit, als das Volk Israel im babylonischen Exil war. Bei der Entstehung des Christentums, als Christen verfolgt wurden. Im Dreißigjährigen Krieg, als Deutschland erheblich zerstört war. Da sind die Paul Gerhardt Lieder entstanden wie Geh aus mein Herz und suche Freud. Krisenzeiten waren im Nachhinein die Zeiten, in denen Gott nah war.
Im Lukasevangelium läuft alles auf diese Himmelfahrt zu. Das ist das Ende des Lukasevangliums.
Hinweggenommen wurde Jesus. Das war der göttliche Plan. Er kam vom Himmel. Er brachte Gottes Nähe hier auf dieser Erde zur Geltung und zur Entfaltung. Und dann wurde er segnend hinweggenommen. Die Jünger waren voll Lob. Voll Jubel. Und blieben im Tempel. Denn es ging darum, Gottes Nähe zu feiern. Gottes Nähe wirksam werden zu lassen. Gottes Nähe zu spüren. Gottes Nähe heilsam werden zu lassen.
10 Tage später kam an Pfingsten der Heilige Geist. Und sie wurden von Kraft erfüllt und gingen in alle Himmelsrichtungen, um Gottes Nähe zu verbreiten.
Wie ist Gott uns nahe in einer Welt, die weltlicher geworden ist? In einer Welt, in der die Menschen so viel Zeit vor Bildschirmen zu bringen. Und so wenig zum Himmel schauen. Zum Himmel über uns. Zum Himmel in uns. Zum Himmel zwischen uns Menschen.
Wie kann Gott uns nahe sein einer so weltlichen Welt? In Jesus Christus, in der Kirche, in uns Christinnen und Christen.
Gott bleibt uns nahe, auch wenn wir nicht wissen, wie es werden wird. Mit uns persönlich. Mit dem christlichen Glauben in diesem Land. Mit der Zukunft dieser Welt. Der Himmel ist über uns. Und dort ist Jesus Christus. Und seine grundlegende Haltung ist: segnend.
Dieser Segen ist nah. Nur ein Gebet weit von uns entfernt. Mitten im Alltag. Und auch vor einem Bildschirm.
Und wenn ich vor einem Bildschirm sitze und da ein Fenster ist – da ist doch ein Stück weit Himmel. Eine Erinnerung: ich könnte auch draußen sein und zum Himmel aufschauen. Der Himmel, der mich erinnert: Gott ist nah. Und mächtig zu helfen.
Und der Friede Gottes….