Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen.
Liebe Gemeinde,
heute an Karfreitag gedenken wir traditionell des Leidens und Sterbens Jesu. Unser Predigttext heute aber weitet unseren Blick auf die ganze Person Jesu und wie er die Welt gerettet hat. Dabei geht es nicht nur um den Menschen Jesus, sondern es geht um den universalen Christus, die Person, die nicht nur menschlich sondern auch göttlich ist. Aber hören Sie selbst. Ich lese
Kolosser 1
13Er hat uns vor der Macht der Finsternis gerettet
und der Herrschaft seines geliebten Sohnes unterstellt.
14Der schenkt uns die Erlösung, die Vergebung unserer Sünden.
15Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes,
der zuerst Geborene: Vor allem Geschaffenen war er da.
16Denn durch ihn wurde alles geschaffen,
im Himmel und auf der Erde.
Das Sichtbare und das Unsichtbare –
ob Throne oder Herrschaftsbereiche,
ob Mächte oder Gewalten –
alles wurde durch ihn geschaffen
und alles hat in ihm sein Ziel.
17Er ist vor allem da,
und in ihm hat alles Bestand.
18Und er ist das Haupt des Leibes – der Gemeinde.
Er ist der Anfang:
der erste der Toten, der neu geboren wurde.
In jeder Hinsicht sollte er der Erste sein.
19Denn so hatte es Gott beschlossen:
Mit seiner ganzen Fülle wollte er
in ihm gegenwärtig sein.
20Und er wollte,
dass alles durch ihn Versöhnung erfährt.
In ihm sollte alles zum Ziel kommen.
Denn er hat Frieden gestiftet
durch das Blut, das er am Kreuz vergossen hat.
Ja, durch ihn wurde alles versöhnt –
auf der Erde wie im Himmel.
Christus, das ist das Geheimnis der Welt. „Alles trägt den einen Namen“ hat Richard Rohr sein Buch über den kosmischen Christus genannt. In allem, was Gott geschaffen hat, ist Christus gegenwärtig. In allen Menschen aber nicht nur den Menschen auch den Pflanzen und Tieren den Steinen und Mineralien in den Planeten und Sonnen und den schwarzen Löchern und den Galaxien. In den Menschen, die an Jesus Christus glauben kommt der Christus zum Vorschein, aber in allen und allem anderen ist er auch verborgen. Und die Versöhnung und der Frieden, die er gebracht hat, gilt für alles und jeden. Er ist die lebendige Energie in allem Geschaffenen. An einem Punkt, in dem Menschen Jesus, ist der Christus offenbar geworden. Aber er wirkt darüber hinaus überall. So sieht es der Kolosserbrief und der Epheserbrief und auch das Johannesevangelium.
Und das ist schon erstaunlich, dass eine kleine Gruppe von Christinnen und Christen im Römischen Reich vor 2000 Jahren einen so umfassenden und übergreifenden Entwurf ihres Glaubens entwickelt haben.
Wir fühlen uns ja heute als Menschen, denen der Glaube wichtig ist, etwas verloren in einer Gesellschaft, die Religion für eine private Angelegenheit hält, mit der sich Leute befassen dürfen, wenn sie es halt brauchen. Aber als moderner aufgeklärter Europäer sollte man darüber doch hinaus gewachsen sein.
Und natürlich haben wir auch ein Problem mit der Vielfalt der Religionen weltweit. Da glaubt der eine an das Karma und der andere an einen Elefantengott und die dritte, dass Mohamed der Prophet Gottes ist. Und Schamanen können fliegen. Aber das ist doch alles Folklore oder dient nur den Machtinteressen von Papst und Mullahs, die ihre Völker beherrschen und ausbeuten wollen. Ich karikiere hier natürlich ziemlich.
Aber heute ist es tatsächlich nötig über den eigenen Kulturkreis hinaus zu denken. Und wenn man beansprucht etwas Wahres zu sagen, dann muss das auch in Indien, China und Kanada wahr sein.
Und das genau ist der Anspruch des Kolosserbriefes. Er sagt: „Christus ist eine die ganze Welt bestimmende Wirklichkeit, nicht nur der Ausdruck einer kleinen, bestimmten Religion.“
Und auch wenn in Deutschland weniger als die Hälfte aller Menschen an Jesus Christus glauben, ändert das gar nichts daran, dass Jesus für alle Menschen und für die ganze Welt gestorben ist, und sein Friede zur inneren Wirklichkeit von allem geworden ist. Denn Gott hat in Christus dafür gesorgt, dass durch ihn alles Versöhnung erfährt.
Unsere Hoffnung als Christinnen und Christen richtet sich nicht nur auf uns selbst. Wir selbst hoffen auf die Auferstehung von den Toten für uns, aber eben nicht nur für uns, sondern für alle Menschen.
Wir glauben an einen Gott, der sich nicht nur um uns, sondern um alle Menschen und die ganze Welt kümmert. Das hat Folgen. Wir interessieren uns nämlich nicht nur für uns selbst und unsere Familien. Unser Blick ist weiter und unsere Verantwortung größer. Denn unsere Hoffnung richtet sich nicht nur auf unser eigenes Wohlergehen und das unseres Landes. Wir hoffen auf Frieden und Versöhnung und ein gutes Leben für alle Menschen. Und deshalb beten wir dafür, dass der Klimawandel begrenzt werden kann und fordern die Politik auf, alles, was dafür nötig ist, zu tun. Und deshalb beten wir für die Menschen in der Ukraine und hoffen für sie, dass sie bald in Frieden und Freiheit leben können. Und wir sind bereit sie zu unterstützen.
Und wir vergessen auch die Menschen im Südsudan im Jemen und in Somalia nicht, die unter Hunger und Krieg und marodierenden Banden leiden. Denn Christus ist nicht nur für uns da, sondern für alle anderen auch, ob sie an ihn glauben oder nicht.
Und wir lassen uns nicht davon deprimieren, dass die Probleme so groß sind und wir so wenig tun können. Ja, wir können wenig tun. Und es ist wichtig, dass wir das wissen und uns nicht die Verantwortung für alles und jeden aufladen. Aber den Blick offen halten für Menschen, denen es schlechter geht als uns, das können wir, und für Frieden und Versöhnung in der Welt beten, das können wir auch. Und weiter hoffen, dass Christus, die Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit auf Dauer Frieden und Versöhnung bewirken wird, das können wir ebenfalls.
Und wir können uns darüber freuen und es feiern, dass Gott alle und alles mit sich versöhnt hat im Himmel und auf Erden. Und in diesem Bewusstsein können wir uns auch entspannen und danken für alles, was uns geschenkt wurde und das Schöne und Gute in unserem Leben genießen.
Denn Karfreitag und Ostern gehören zusammen. Heute denken wir an das Leiden in der Welt. Und wir müssen dieses Leiden ernst nehmen. Denn Gott hat es so ernst genommen, dass er seinen eigenen Sohn hineingeschickt hat, um es zu überwinden. Ja, es gibt auch in unserem reichen Land vieles unter dem wir leiden. Aber Karfreitag und Ostern gehören zusammen. Heute denken wir an alles, worüber wir traurig sind. Heute denken wir an unsere Schmerzen und an alles, was auch in unserem Land nicht gut funktioniert. Aber in zwei Tagen werden wir Ostern feiern. Und dann schicken wir unsere Kinder Eier suchen. Und wir genießen die Kraft des Frühlings und sehen zu, wie alles zu blühen beginnt. Und dann werden wir verstehen, welche göttliche Energie in diesem Aufblühen der Natur liegt und dass Christus, der von Anfang der Schöpfung in ihr gewirkt hat, stark genug ist, um am Ende alles Leiden zu überwinden.
und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinn in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben!