Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen.
Liebe Gemeinde,
„Und die Finsternis tritt ihre Herrschaft an.“ Über diesen Satz aus dem heutigen Predigttext möchte ich gerne nachdenken. Natürlich sagt Jesus diesen Satz nicht einfach so. Er sagt ihn zu der religiösen Elite seines Volkes als er verhaftet wird. Mit Jesu Verhaftung hat die Finsternis ihre Herrschaft angetreten. Herrscht sie heute immer noch? Aber hören Sie selbst: Ich lese
Lukas 22, 47- 53
47Noch während Jesus das sagte, näherte sich eine Truppe.
Judas, einer der Zwölf, ging an der Spitze.
Er kam auf Jesus zu,
um ihn zu küssen.
48Aber Jesus sagte zu ihm:
»Judas, willst du den Menschensohn
wirklich mit einem Kuss verraten?«
49Da verstanden seine Begleiter, was geschehen sollte.
Sie fragten:
»Herr, sollen wir mit dem Schwert zuschlagen?«
50Und einer von ihnen schlug nach einem der Männer,
die dem Hohepriester unterstanden.
Er hieb ihm das rechte Ohr ab.
51Aber Jesus sagte: »Hört auf damit!«
Er berührte das Ohr und heilte den Mann.
52Dann wandte er sich an die Leute,
die ihn festnehmen wollten: die führenden Priester,
die Hauptmänner der Tempelwache und die Ratsältesten.
Er sagte:
»Mit Schwertern und Knüppeln seid ihr hier angerückt!
Bin ich denn ein Verbrecher?
53Ich war täglich bei euch im Tempel.
Aber dort habt ihr keine Hand gegen mich erhoben.
Doch jetzt ist eure Stunde gekommen,
und die Finsternis tritt ihre Herrschaft an.«
Die Stunde der Gegner Jesu ist mit seiner Verhaftung angebrochen. Und in dieser Stunde tritt die Finsternis ihre Herrschaft an. Ich finde es fühlt sich heute manchmal noch so an, als würde die Finsternis immer noch herrschen. Denn das, was Jesus passiert, dass er ungerechterweise verhaftet, gefoltert und hingerichtet wurde, weil er seine Meinung gesagt hat und obwohl er unschuldig war. Das geschieht heute wieder im Iran, in Russland in China und vielen anderen Ländern der Welt. Es ist die Macht der Finsternis, mit der wir heute es immer noch zu tun haben. Und wir sollten diese Macht nicht unterschätzen, wenn sie stark und brutal genug ist, um den Sohn Gottes zu töten. Diese Macht der Finsternis zu bekämpfen waren die Schüler von Jesus zu schwach. Einer zieht sein Schwert und versucht gegen das zu kämpfen, was da geschieht. Aber Jesus ruft ihn zurück, weil er weiß, dass es keinen Sinn hat. Er heilt den Verletzten. Aber er verzichtet nicht darauf, seine Feinde als Feiglinge zu bezeichnen und sie zu verspotten und ihre Macht als das zu benennen, was sie ist, die Macht der Finsternis.
Sind wir dieser Macht der Finsternis genauso aufgeliefert wie Jesus es damals war? Ist heute immer noch die Stunde der Finsternis?
Es fühlt sich manchmal so an. Aber seit der Verhaftung Jesu bis heute ist einiges geschehen, was dagegen spricht, dass wir immer noch der Macht der Finsternis ausgeliefert sind.
Seitdem ist Jesus gestorben und auferstanden und hat damit die Macht Gottes gezeigt. Damit ist die Macht der Finsternis nicht aus der Welt verbannt. Aber es ist nicht ihre Stunde. Die Macht Gottes hat sie zurückgedrängt. Und wir sind zwar immer noch von der Macht der Finsternis bedroht. Aber wir sind ihr nicht mehr hilflos ausgeliefert. Denn die Macht Gottes wirkt und sie wird immer stärker.
Man kann die Geschichte der letzten 2000 Jahre durchaus als die Geschichte, in der die Macht Gottes die Macht der Finsternis immer mehr zurückdrängt, beschreiben. Mit Rückschlägen natürlich. Klar drei Schritte vor und zwei zurück. Mit schlimmen Diktaturen bei uns zwischen 1933 und 1945. Und trotzdem ist es ein Fortschritt, dass wir heute brutale Regime, brutale Regime nennen können und nicht behaupten sie seien Herrscher von Gottes Gnaden. Und auch wenn es sich für uns nicht unbedingt so anfühlt. Weltweit hat die Gewalt seit dem römischen Reich ständig abgenommen. Und der Prozentsatz der Menschen, die hungern, hat sich in den letzten 20 Jahren halbiert. Frauen hatten noch nie so viele Rechte und Freiheiten wie heute. Kinder haben noch nie so viel gute Ausbildung erfahren wie im 21. Jahrhundert. Überall auf der Welt sind Menschen unterwegs um anderen zu helfen. Und der christliche Glaube hat viel dazu beigetragen.
Wir leben heute nicht mehr auf Gewalt und Tod zu, sondern auf die Auferstehung von den Toten. Die Stunde der Finsternis hatte ihre Zeit. Aber dann ist Jesus von den Toten auferstanden. Und nun strahlt Gottes Licht hell in unsere Herzen. Der Tag ist angebrochen und Gottes Licht erhellt unsere Welt. Überall sind die Zeichen der Hoffnung zu sehen. Sie sind zum Teil noch ganz unscheinbar. Aber wir können sie sehen und deuten. Sie sind da und sie breiten sich aus.
Viele haben ihre Häuser für Flüchtlinge aus der Ukraine geöffnet. Grundschulkinder, die Schwierigkeiten mit Lesen haben, werden von ehrenamtlichen Lesepaten begleitet. Sie machen die Erfahrung, es kümmert sich jemand um mich und hilft mir weiter. Schon im Kinder- garten bekommen die Kinder Geschichten vorgelesen. Viele Kinder können beim Sport Mut und Selbstbewusstsein tanken. In jedem Ort gibt es Erwachsene, die sie trainieren, ihnen Technik beibringen und sie ermutigen und loben.
Klar sind unsere Schulen verbesserungsbedürftig. Und es ist erschreckend wieviel Mobbing geschieht. Aber im Vergleich zu meiner Jugend gibt es heute sehr viel weniger Gewalt an den Schulen. Und die Sicherheit für die Kinder hat stark zugenommen. Und das Mobbing wird erstmals überhaupt bekämpft und es gibt ein Bewusstsein dafür wie zerstörerisch sich das auf die Kinder auswirkt.
Klar immer geht es drei Schritte vor und zwei zurück. Und es ist noch keineswegs alles gut auf der Welt. Aber es herrscht auch nicht mehr die Stunde der Finsternis. Das Licht der Macht Gottes scheint schon auf, vielleicht blitzt es manchmal ein bisschen auf und ist dann gleich wieder verschwunden. Aber nichts destotrotz tragen wir es in unseren Herzen. Wir bemühen uns um das Gute. Wir versuchen freundlich zu sein. Wir versuchen andere zu unterstützen, wenn sie unsere Hilfe brauchen. Und wir versuchen auch aufmerksam auf jüngere und schwächere Menschen zu achten. Klar gelingt uns das noch nicht allzu oft. Denn außer dem Licht Gottes in unseren Herzen ist da immer auch die Finsternis, die uns Angst macht, und die uns einflüstert: Du musst zuerst für dich selbst sorgen, denn sonst fällst du hinten runter.
Aber das stimmt nicht. Wenn wir für andere sorgen, dann werden die anderen auch für uns sorgen. Wenn wir Freundlichkeit verbreiten, dann kommt Freundlichkeit zu uns zurück. Und wenn wir andere trösten, dann werden wir auch von anderen getröstet werden. Und wenn wir uns trauen für das Richtige einzutreten, dann fühlen wir uns zwar manchmal alleine. Aber mit etwas Geduld werden auch andere dazu finden. Wir stolpern nicht mehr in die Finsternis. Wir gehen auf das Licht zu, das größer und stärker ist als wir. Und eines Tages werden wir es erreichen und es wird in uns und um uns strahlen. Und Gott wird sagen: Komm zu mir, geliebtes Kind. Schön dass du da bist. Und gut, dass du so viel wie du konntest von meinem Licht in deinem Leben verbreitet hast. Ich weiß schon, dass durch deine Finsternis nicht mehr möglich war. Ich verstehe das. Komm in meine Arme.
und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinn in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben!