Dritter Sonntag nach Epiphanias 23.1.22

Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen.

Liebe Gemeinde,

das Himmelreich ist wie …. In der Bibel gibt es viele Vergleiche. Der häufigste ist wie ein Fest oder ein Festmahl. So auch in unserem Predigttext. Sie haben ihn gerade von Kirchenvorsteherin Luisa Imhof gelesen, gehört. Jesus sagt:

Viele werden aus Ost und West kommen.

Sie werden mit Abraham, Isaak und Jakob

im Himmelreich zu Tisch liegen.

Lange zusammen sein am Tisch, etwas essen und trinken, sich erzählen, was gewesen ist und wie es einem geht, ein bisschen philosophieren, sich austauschen. Das ist wie im Himmel. Wenn die Familie zumindest einmal am Tag zusammen isst, und ihre Mitglieder sich gegenseitig wahrnehmen, Gelegenheit haben, etwas zu erzählen, was sie erlebt haben, das stärkt den Zusammenhalt. Und gutes Essen sorgt für allgemeine Zufriedenheit. Das gilt schon für unseren Alltag.

Aber hier haben wir es mit einem besonderen Festessen zu tun. Nicht einfach einem normalen Familienessen. Hier kommen Gäste. Und sie kommen aus allen Himmelsrichtungen, um gemeinsam an einem Festmahl teilzunehmen. Hier ruft Jesus alte Hoffnungen in Israel auf. Eines Tages werden die in verschiedene Richtungen verschleppten oder ausgewanderten Jüdinnen und Juden zurück kommen und wieder ein Volk sein und gemeinsam ihren Gott ehren.

Aber Jesu Voraussage geht über diese alte Hoffnung hinaus. Es werden nicht nur die verstreuten Menschen aus Israel kommen, sondern auch die aus allen anderen Völkern. Auch die Feinde. Aus Ost und West kamen die fremden Armeen nach Israel und haben Städte erobert oder sind durchgezogen, um die andere Großmacht zu bekämpfen. Israel, das war das Aufmarschgebiet für Assyrer und Babylonier, für Ägypter und Griechen und natürlich jetzt für die Römer. In der Geschichte vom Hauptmann von Kapernaum lobt Jesus einen solchen Römer, einen feindlichen Armeeoffizier für sein Vertrauen zu ihm.

Wir können uns kaum vorstellen, welche Provokation es ist, was Jesus da sagt. Im Himmelreich zu Tische liegen werden auch die Feinde Israels und nicht nur die normalen Einwohner der Feindesländer sondern sogar die Armeeangehörigen. Das klang für Jesu Zuhörer und Zuhörerinnen in Kapernaum sicher wie Verrat an ihrem alten Glauben. Und dann auch noch zu Tische liegen. Das war die römische Form des Festmahls. Verrat an der eigenen Kultur!

Sicher gehört Kapernaum damals nicht zu Judäa. In der Gegend von Jerusalem war man sicher strenger, was den jüdischen Glauben und die jüdischen Sitten anging. Galiläa, wo Jesus herkommt und herumwandert, war da liberaler und hat sich auch mehr mit der griechischen Kultur der griechischen Städte in der Umgebung auseinander gesetzt. Insofern lebte Jesus in einer multikulturellen Umgebung. Aber trotzdem, römische Soldaten im Himmelreich, das war auch da undenkbar.

Jesus hat begonnen seine Religion, das Judentum für Menschen aus allen Völkern zu öffnen und Paulus hat das dann erweitert und fortgesetzt. Und so ist eine internationale Weltreligion entstanden, wie wir sie heute kennen.

Wir verdanken dem Vertrauen eines römischen Hauptmanns viel, der sich für seinen Sohn oder Diener eingesetzt hat. Und wir verdanken Jesus alles, der das militärische Denken eines römischen Centurio als Vertrauensbeweis für sich akzeptiert hat und durch die fremde Form hindurch den Glauben gesehen hat, der ihm da begegnet ist.

So haben auch wir im Norden Europas die Chance bekommen, den Gott Israels und seine Verheißungen eines Himmelreiches für alle, die zusammen dort ein Fest feiern möchten, kennen zu lernen.

Und wir heute mit unserer freieren Lebensform mit vielen internationalen Kontakten, Kindern und Enkeln und Verwandten überall auf der Welt, können uns langsam vorstellen wie wunderschön so ein Fest werden kann.

Wir haben im Kirchenvorstand über gemeinsames Essen an einem Tisch gesprochen. Und gerade die Jüngeren haben betont, wie spannend sie das finden. Sie stellen sich vor, dass auch das Essen aus aller Herren Länder kommt, und man da ganz viele neue Geschmacksvarianten kennen lernt – aber sicher auch sein Lieblingsessen aus der Kindheit finden wird. Und welche Geschichten da erzählt werden. Etwas davon können wir schon heute erleben, wenn wir auf die Einwanderer aus anderen Kulturen hier bei uns zugehen. Das Himmelreich beginnt ja hier auf dieser Welt. Aber es endet keineswegs hier. Mit Himmelreich verbinden wir auch zu recht ein Leben nach dem Tod. Und es ist wichtig auch für dieses Leben Bilder zu finden.

Meistens stellen wir uns das vor in Bildern von Geborgenheit und Schutz und Sicherheit. Das ist auch wichtig, solche Dinge zu sagen wie: Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand. Und dann werden alle Schmerzen zu Ende sein. Und alle Tränen werden abgewischt werden. Und es wird kein Schmerz und kein Leid mehr sein. Das steht ja auch in der Bibel in der Offenbarung des Johannes.

Aber ich finde es wichtig, dass wir uns nicht auf die Bilder von Geborgenheit beschränken, wenn wir uns das Himmelreich vorstellen. Natürlich weiß niemand genau, wie es sein wird. Aber Jesus spricht in Bildern davon. Und er redet immer wieder von einem großen Fest mit Essen und Trinken, einer Hochzeit und einem Festmahl. Und wenn wir an ein Festmahl mit vielen unterschiedlichen Menschen aus aller Herren Länder denken, dann ist das ein Bild der überschäumenden Freude. Aber auch eine große Herausforderung. Vielleicht könnten wir immer mal wieder daran erinnern, dass das Himmelreich nicht langweilig sein wird, und es nicht darum geht die ganze Zeit Halleluja zu singen. Das Himmelreich wird spannend sein und voller fremder Menschen und uns fremder Kulturen und neuer Herausforderungen. Und es geht nicht darum, in Frieden zu ruhen. Hier gibt es in der Bibel noch einiges zu entdecken, was in unseren bisherigen Vorstellungen vom Himmelreich noch keinen Platz gefunden hat. Und auch wenn wir nicht wissen wie es sein wird, so haben wir doch alte Vorstellungen in unserem Hinterkopf. Und vielleicht sollten wir uns klar machen, dass es auch ganz schön anders sein könnte. Die Vorstellungen von Jesus und unsere Vorstellungen klaffen möglicherweise ziemlich weit auseinander. Da gibt es noch viel zu entdecken.

und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinn in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben!

Gott segne euch und behüte euch, Gott lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig, Gott erhebe sein Angesicht auf euch und schenke euch Frieden. Amen

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