Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen
Geistes sei mit uns allen.
Liebe Gemeinde,
heute feiern wir Erntedankfest. Der Altar ist festlich geschmückt.
Herzlichen Dank an das Schmückteam um Andrea Fröhlich. Und heute ist den
ganzen Tag über die Kirche offen, um die Stationen zum Thema Dankbarkeit zu
begehen, die Gemeindepädagogin Tanja Wolf für Familien mit Kindern aufgebaut
hat. Aber natürlich darf sich jede und jeder daran beteiligen. Sie können
also gerne im Anschluss an den Gottesdienst die Erbsen schätzen oder einen
Klebezettel damit, wofür Sie in diesem Jahr danken möchten auf die Karten an
der Wäscheleine kleben.
Heute ist der erste Gottesdienst seit Mai, den wir nicht vor der Kirche
sondern in der Kirche feiern. Der Sommer ist vorbei. Der Herbst beginnt. Und
endlich hat es geregnet. Die Bauern haben den Regen herbeigesehnt, um
endlich säen zu können.
Und wir sind dankbar, dass wir das schöne Gelände vor der Kirche für
Gottesdienste entdeckt haben und wir seit Mai jeden Sonntag dort mit Abstand
und einem sicheren Gefühl feiern konnten. Manchmal war es schweinekalt und
windig und manchmal angenehm warm und ich habe mich unter den Linden sehr
geborgen gefühlt. Ich werde die Gottesdienste draußen vermissen. Aber es ist
auch schön wieder in der Kirche zu sein.
Obwohl wir nun schon ein halbes Jahr im Ausnahmezustand leben, gibt es Grund
für Dankbarkeit. Es gibt wieder Hefe und Toilettenpapier. Die Tomatenernte
war gut. Wir haben genug zu essen, obwohl es zu wenig geregnet hat. Wir
danken Gott für die Ernte. Und wir danken Gott dafür, dass er uns leben
lässt und uns alles, was wir zum Leben brauchen, schenkt – trotz Klimawandel
und trotz drittem Dürrejahr in Folge.
Es ist wichtig, das nicht zu vergessen, dass alle gute Gabe kommt her von
Gott, dem Herrn, drum dankt ihm dankt, drum dankt ihm dankt und hofft auf
ihn.
Jesus hat unsere Grundbedürfnisse im Blick und er hat Mitgefühl mit uns
bedürftigen Menschen. Das zeigt auch unser heutiger Predigttext. Ich lese
Markus 8,1-9
1 Zu dieser Zeit war wieder eine große Volksmenge bei Jesus
zusammengekommen.
Da die Menschen nichts zu essen hatten,
rief Jesus die Jünger zu sich.
Er sagte zu ihnen:
2»Die Volksmenge tut mir leid.
Sie sind nun schon drei Tage bei mir
und haben nichts zu essen.
3Wenn ich sie hungrig nach Hause schicke,
werden sie unterwegs zusammenbrechen –
denn einige sind von weit her gekommen.«
4Seine Jünger antworteten ihm:
»Wo soll in dieser einsamen Gegend das Brot herkommen,
um diese Leute satt zu machen?«
5Und er fragte sie:
»Wie viele Brote habt ihr?«
Sie antworteten:
»Sieben.«
6Und er forderte die Volksmenge auf,
sich auf dem Boden niederzulassen.
Dann nahm er die sieben Brote.
Er dankte Gott, brach sie in Stücke
und gab sie seinen Jüngern zum Verteilen.
Und die Jünger teilten das Brot an die Volksmenge aus.
7Sie hatten auch noch einige kleine Fische.
Jesus sprach das Segensgebet über sie
und ließ sie ebenfalls austeilen.
8Die Menschen aßen und wurden satt.
Danach sammelten sie die Reste
und füllten damit sieben Körbe.
9Es waren etwa viertausend Menschen.
Jetzt schickte Jesus sie nach Hause.
Diese Geschichte spielt in der Nähe der 10 Städte, einem griechischen
Siedlungsgebiet am See Genezareth. Bei der Speisung der 5000 hat Jesus sich
um das Volk Israel gekümmert. Da blieben 12 Körbe Essen übrig, einer für
jeden Stamm in Israel. Diese Speisung fand im jüdischen Teil der Gegend um
den See statt.
Heute speist Jesus die Griechen, die Nichtjuden. Bei dieser Speisung bleiben
7 Körbe übrig. Ein Korb für jeden Tag der Woche für die ganze Menschheit
nach der Schöpfung. 4000 haben zu ihm in die Einöde gefunden. Auch von weit
her sind sie zusammen gekommen. Und Jesus hat sie drei Tage lang
unterrichtet. Die 5000 Jüdinnen und Juden musste er nur einen Tag lang
lehren, denn sie kannten die heiligen Schriften ja schon.
Aber jetzt sind auch die Griechen dran. Und sie sind drei Tage lang bei ihm
geblieben. Und genau wie vorher das jüdische Volk tun Jesus jetzt auch die
anderen Völker leid und er sorgt dafür, dass sie genug zu essen bekommen,
spirituelle und körperliche Nahrung. Beides zusammen. Jesus lässt soviel
Nahrung verteilen, dass für die ganze Welt noch etwas übrig bleibt. Bei ihm
ist Fülle – sowohl was die Spiritualität angeht als auch bei allem, was wir
für unseren Körper zum Überleben brauchen. Brot und getrocknete Fische.
Bei Jesus können wir alles finden, was uns fehlt. Zu Jesus können wir mit
allem kommen, was uns belastet. Bei Jesus finden wir alles, was wir für
Körper und Seele brauchen. Auf ihn können wir vertrauen, auf ihn dürfen wir
uns verlassen.
Das ist der große Grund für Dankbarkeit hinter dem einzelnen Dank.
Ja, ich danke Gott, dass es endlich geregnet hat. Ich danke Gott, dass ich
dieses Jahr im Garten viele schöne Kohlrabi ernten konnte. Ich danke Gott,
dass wir hier in Deutschland genug zu essen für alle haben. Ich danke für
ein Dach über dem Kopf und schöne Kleidung. Ich danke für schnelles Internet
und sichere Arbeit. Ich danke für meine Familie. Ich danke, dass meine
Kinder mit ihrer Arbeit klar kommen. Ich danke für diese Gemeinde und ihre
vielen Möglichkeiten. Ich danke für die Kirche und den Platz vor der Kirche
für die Orgel und die Organisten. Ich danke für den Kirchenvorstand und
alle, die sich hier engagieren. Ich danke für gute Medikamente und eine
funktionierende Gesundheitsversorgung. Ich danke viel Sicherheit und eine
Regierung, die ruhig und mit Augenmaß handelt. Wenn ich alles aufzählen
möchte, wofür ich dankbar bin, sitzen wir nächsten Sonntag immer noch hier.
Und vielleicht möchten Sie mir an manchen Punkten widersprechen und finden
ganz andere Dinge, wofür Sie dankbar sind. Aber ich glaube wir können uns
darauf einigen, dass wir alle viel zu danken haben.
Unter hinter all dem, wofür wir danken, erkennen wir Gott, der für uns
sorgt.
Aber was ist mit all dem anderen, was wir gerne geändert hätten, und wofür
wir gerade nicht dankbar sind? Letzte Woche haben Albrecht und ich uns mit
der Pastoralreferentin und dem katholischen Kollegen draußen im Garten
getroffen. Die Wespen schwirrten um uns herum. Und der katholische Kollege
meinte, die Wespen sind auch Gottes Geschöpfe und mein Mann antwortete: Ich
stimme ja zu, dass die Schöpfung grundsätzlich gut ist. Aber im einzelnen
hätte ich schon noch ein paar Verbesserungsvorschläge was stechende Insekten
und die Haltbarkeit von Zähnen angeht.
Grundsätzlich dankbar zu sein und Gott zu vertrauen, dass er uns versorgt,
schließt nicht aus, auch mal etwas zu kritisieren und dafür zu arbeiten,
etwas zu verändern beziehungsweise zu verbessern.
Schließlich beteiligt Jesus ja auch seine Schüler beim Austeilen des Brotes
und der Fische, die er gesegnet hat. Was wir brauchen, kommt von Gott. Aber
es gut zu verteilen ist auch unsere Aufgabe. Denn Jesus tun auch die anderen
Völker leid. Und er möchte niemanden hungrig nach Hause schicken. Zu dieser
Mission Jesu können wir auch etwas beitragen, durch Nahrung für den Körper
und die Seele, die wir an andere weitergeben können. Ganz praktisch durch
Ihre Spende für Brot für die Welt heute am Ausgang in den Kollektenschälchen
und auch im übertragenen Sinne durch ermutigende Worte an Menschen, denen
Sie in dieser Woche begegnen.
und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen
und Sinn in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben!