Erster Sonntag der Passionszeit 21.2.21

Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen.

Liebe Gemeinde,

heute ist der erste Sonntag der Passionszeit. Man verliert viel von seinem Zeitgefühl in diesen ungewöhnlichen Wochen. Es gab keine richtige Fastnacht. Und die Zeit in der wir an die Leiden Jesu denken, kommt plötzlich. Was  mit Ostern wird, können wir noch gar nicht sagen. Alles ist unsicher. Wir haben seit einem ganzen Jahr keinen Abendmahlsgottesdienst mehr gefeiert. Der erste Sonntag der Passionszeit 2020 war der letzte Gottesdienst mit Abendmahl. Haben Sie das Abendmahl vermisst?

Ich habe vielleicht nicht bewusst die Abendmahlsfeier in der Kirche vermisst, aber doch, was Jesus mit dem Abendmahl gemeint hat.

Ich lese die Einsetzung des Abendmahls nach Lukas 21

14Als die Stunde für das Passamahl

gekommen war,

legte sich Jesus mit den Aposteln

zu Tisch.

15Jesus sagte zu ihnen:

»Ich habe mich sehr danach gesehnt,

dieses Passamahl mit euch zu essen,

bevor mein Leiden beginnt.

16Das sage ich euch:

Ich werde das Passamahl so lange nicht mehr essen,

bis es im Reich Gottes

in Vollendung gefeiert wird.«

17Dann nahm Jesus

den Becher, dankte Gott und sagte:

»Nehmt diesen Becher und teilt den Wein

unter euch!

18Das sage ich euch:

Ich werde von nun an keinen Wein mehr trinken –

so lange, bis das Reich Gottes

kommt.«

Anschließend nahm er das Brot.

Er dankte Gott, brach das Brot in Stücke,

gab es ihnen und sagte:

»Das ist mein Leib, der für euch gegeben

wird.

Tut das

zur Erinnerung an mich.«

20Ebenso nahm Jesus nach dem Essen den Becher

und sagte: »Dieser Becher steht für den neuen Bund

den Gott mit den Menschen schließt –

durch mein Blut, das für euch vergossen wird.

Es ist die kritische Situation am Abend, an dem Jesus später verhaftet werden wird. Jesus weiß, was ihm bevorsteht. Es ist eine dramatische Situation. Gefühlsäußerungen wie hier Ich habe mich sehr danach gesehnt, dieses Passamahl mit euch zu essen, hört man von Jesus selten. Jesus hat sicher Angst. Er fürchtet zurecht um sein Leben. Aber was er noch mehr fürchtet ist, dass die Gemeinschaft seiner Schülerinnen und Schüler auseinander bricht und alles, was er versucht hat sie lehren, umsonst gewesen ist. Er weiß, dass die Schülerinnen und Schüler sich gegenseitig brauchen, um zu überstehen, was nun vor ihnen liegt. Und auch er selbst braucht die Stärkung durch das gemeinsame Essen. Und er braucht dringend, über das bevorstehende Leiden hinauszublicken. Dieser Ausblick hat zwei Teile.

1.        Der Blick über dieses Leben hinaus

Im Reich Gottes wird das Passahmahl in Vollendung gefeiert werden. Jesus kehrt zurück in die Gemeinschaft mit Gott. Darauf freut er sich, und diese Freude hilft ihm, das Leiden jetzt über überstehen und auf dieses Leiden zuzugehen.

2.        Das Abendmahl. Jesus schenkt seinen Schülerinnen und Schüler etwas, wodurch sie sich an ihn erinnern können. Ein Ritual der Gemeinschaft, in dem sie sich miteinander verbinden und Jesus in ihrer Mitte spüren können.

Im Abendmahl geht es aber um mehr als nur Erinnerung. Es geht um einen neuen Bund, den Gott mit den Menschen schließt. Indem Jesus seinen Tod deutet als „mein Leib für euch gegeben“ und „mein Blut für euch vergossen“, schafft er für uns eine Verbindung mit Gott, die alleine von Gottes Seite bestand hat, ohne dass wir etwas Bestimmtes dafür tun müssen.

Im Gegenteil, Menschen haben sich entschieden, Jesus ihrer Sache zu opfern. Sei es der hohe Rat, der eine wichtige religiöse Konkurrenz ausschalten wollte, wenn man es böse interpretieren will, oder der das Volk vor einem Aufstand schützen wollte, der vielleicht viele Menschenleben gekostet hätte, wenn man es freundlich interpretieren will. Und dann ist da noch die römische Besatzungsmacht in der Person von Pontius Pilatus, der nicht lange gefackelt hat, wenn er mal wieder einen möglichen Aufrührer hinrichten lassen konnte. Und da sind die Soldaten, die ihre Macht genossen haben und wohl auch Spaß am Foltern hatten. Menschen haben Gottes Sohn umgebracht, Leute aus seinem eigenen Volk und Leute aus anderen Völkern. Dieser Mord war die menschliche Reaktion auf eine Person, in der Gott gegenwärtig war und geheilt hat und Menschen die gute Nachricht von der Liebe Gottes für alle Menschen verkündigt hat. Die Frage ist nun: Wie reagiert Gott auf diese schreckliche menschliche Antwort auf seinen Sohn, seine Gnade, seine gute Nachricht?

Gottes Antwort findet sich in den letzten Worten Jesu bei seinem letzten Essen mit seinen Schülern, und sie lautet: »Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird.

Dieser Becher steht für den neuen Bund den Gott mit den Menschen schließt – durch mein Blut, das für euch vergossen wird.“

Gott nimmt das, was Menschen seinem Sohn angetan haben, und verwandelt es in eine neue Verbindung – in einen neuen Bund, der von seiner Seite mit der Menschheit geschlossen wird, und der keine Verpflichtung von der Seite der Menschen mehr erfordert. Dieser Bund kann nicht mehr gebrochen werden, denn er beruht alleine auf der Entscheidung Gottes.

Mit diesen Worten beim letzten Abendmahl: »Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird.

Dieser Becher steht für den neuen Bund den Gott mit den Menschen schließt – durch mein Blut, das für euch vergossen wird.“

Mit diesen Worten kann Jesus seinen Weg gehen. Denn nun ist auch für ihn klar: Seine Schülerinnen und Schüler werden sich immer an seine Worten und Taten erinnern. Und sie werden auch nach seinem Tod beisammen bleiben. Was Gott uns Menschen schenkt, ist nun in der Welt. Und niemand kann es mehr beseitigen. Mit seinem Tod wird Jesus seinen Auftrag erfüllt haben. Und er weiß, er wird es schaffen, die Welt für immer zu verändern. Und was immer ihm Menschen antun können, wird nur noch die Absichten Gottes mit der Menschheit verstärken, die Menschen nicht aufzugeben sondern sie in die Zukunft seines Reiches zu führen.

Das ist ein emotionaler Moment im Leben Jesu und wir können das im Abendmahl spüren, wenn wir uns an daran erinnern, wie es damals war.

Das Abendmahl heute für uns ist beides, die Erinnerung an das Leid und den Tod Jesu und die Gewissheit, dass Gottes Bund, den er durch Jesus mit uns geschlossen hat, unverbrüchlich bleiben wird. Und auch in unserer Zukunft wartet auf uns die Gemeinschaft mit Gott in seinem Reich. Auch wir werden durch unseren Tod hindurch dorthin finden.

Und es gilt auch das Zweite. In der Kirche sind wir mit anderen Christinnen und Christen zu einer Gemeinschaft verbunden, die nicht getragen wird von Sympathie oder Antipathie, die unabhängig ist von unseren Gefühlen. Sie wird allein von Gott geschaffen, ob wir die Gemeinschaft wahrnehmen oder nicht, ob sie uns gefällt oder wir sie eher unangenehm finden. Da gibt es etwas, das uns trägt. Und das hängt weder von den anderen noch von uns selbst ab. Und es ist auch unabhängig davon, ob Menschen irgendwelche Grenzen zwischen den Konfessionen ziehen, und wir unterschiedlichen irdischen Kirchen angehören.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinn in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben!

%d Bloggern gefällt das: