Erster Sonntag der Passionszeit 6.2.22

Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen.

Liebe Gemeinde,

heute ist der 1. Sonntag der Passionszeit. In dieser Zeit denken wir an das Leiden und Sterben Jesu und aller Menschen, die in leidvollen Situationen stecken, zum Beispiel einem Krieg und wir stellen uns unserem eigenen Leid und unseren eigenen Schwierigkeiten. Wir bewegen uns damit auf Ostern zu. An Ostern werden wir die Auferstehung Jesu feiern und die Überwindung allen Leids und des Todes.

Unser Predigttext heute erzählt von Paulus, der unter des Situation in Korinth, der von ihm selbst gegründeten Gemeinde dort leidet. Die Leute in Korinth stellen seine Botschaft und auch seine Fähigkeiten sie zu verkünden in Frage. Dazu schreibt er in 2. Kornther 6,1-10:

Wir als Gottes Mitarbeiter bitten euch auch: Nehmt die Gnade Gottes so an, dass sie nicht ohne Wirkung bleibt. Denn Gott spricht: Ich habe dich zur rechten Zeit gehört und dir am Tag der Rettung geholfen.

Seht doch! Jetzt ist die rechte Zeit. Seht doch! Jetzt ist der Tag der Rettung. 

Wir wollen auf gar keinen Fall Anstoß erregen. Denn unser Dienst soll nicht in Verruf geraten. Vielmehr beweisen wir in jeder Lage, dass wir Gottes Diener sind: Mit großer Standhaftigkeit ertragen wir Leid, Not und Verzweiflung. Man schlägt uns, wirft uns ins Gefängnis und hetzt die Leute gegen uns auf. Wir arbeiten bis zur Erschöpfung, wir schlafen nicht und essen nicht. Zu unserem Dienst gehören ein einwandfreier Lebenswandel, Erkenntnis, Geduld und Güte, der heilige Geist und aufrichtige Liebe. Zu unserem Dienst gehören außerdem die Wahrheit unserer Verkündigung und die Kraft, die von Gott kommt. Wir kämpfen mit den Waffen der Gerechtigkeit in der rechten und in der linken Hand. Wir erfüllen unseren Auftrag, ob wir damit Ehre gewinnen oder Schande, ob wir verleumdet werden oder gelobt. Wir gelten als Betrüger und sagen doch die Wahrheit. Wir werden verkannt und sind doch anerkannt. Wir sind vom Tod bedroht, und seht doch: Wir leben. Wir werden ausgepeitscht und kommen doch nicht um. Wir geraten in Trauer und bleiben doch fröhlich. Wir sind arm und machen doch viele reich. Wir haben nichts und besitzen doch alles.

Das ist einmal eine leidenschaftlich Verteidigung der eigenen Arbeit. Paulus nimmt man ab, dass er seine Arbeit gut machen will und dass er bereit ist für das Evangelium sein ganzes Leben einzusetzen. Und in diesem Einsatz macht er sowohl schreckliche als auch unbegreiflich beglückende Erfahrungen und das oft gleichzeitig. In den extrem bedrohlichen Erfahrungen erfährt er gleichzeitig Gottes Hilfe und Bewahrung. 

Und er ist davon überzeugt, dass seine Botschaft das beste ist, das er Menschen geben kann, weil die Botschaft wahr ist und die Kraft Gottes in das Leben der Menschen bringt.

Paulus jedenfalls hat keinerlei Probleme mit dem Sinn seines Lebens und seines Glaubens. Und wir?

Liebe Gemeinde, ich schätze es sehr, wenn Menschen Kirchenmitglied bleiben, obwohl sie sich eher selten in der Kirchengemeinde engagieren, bei Trauungen und Taufen und Beerdigungen, Konfirmationen und vielleicht sogar noch an Weihnachten einen Gottesdienst besuchen. Sie geben oft viel Geld dafür aus, Mitglied bei etwas zu sein, was sie grundsätzlich gut finden aber für sich selbst eher selten in Anspruch nehmen. Das ist bewundernswert. Sie tun etwas für andere. Sie erhalten etwas Wichtiges aufrecht und dafür bringen sie ein Opfer. Ich bin dafür dankbar. 

Ich glaube aber, dass wir ihnen und allen anderen nicht nur in Messel etwas bieten können, was ihnen mehr im Alltag helfen könnte als sie sich vorstellen können.

Paulus spricht da von der Kraft Gottes. Und ja die Kraft Gottes ist für alle verfügbar, und der Tag der Rettung ist jetzt. Und genau aus dieser Erfahrung kommt Paulus Leidenschaft. Und diese Leidenschaft können wir auch erleben, denn der heilige Geist schenkt uns die Kraft Gottes, weil das Evangelium, die gute Nachricht die Wahrheit ist. Und diese Wahrheit macht unabhängig. Ehre oder Schande, verleumdet werden oder gelobt. Das spielt keine Rolle mehr. Armut oder Reichtum, was solls. Wir haben die Macht die Menschen um uns herum reich zu machen. Wir besitzen alles. Alles gehört Gott und damit uns.

Große Worte, nicht wahr? 

Die Korinther waren vermutlich von Paulus Aussagen genauso irritiert wie wir heute. Eine winzige Gruppe im großen Korinth. Und dann so ein gewaltiger Anspruch. Und wir heute ein paar ältere Damen, manche sogar noch älter als ich, vereinzelte Männer, einige Jugendliche. Und trotzdem sagt uns Paulus genau das Gleiche, was er damals nach Korinth geschrieben hat. Und wir können über die Jahrtausende seine Leidenschaft spüren. Jetzt ist der Tag der Rettung. Ihr könnt die Gnade Gottes so annehmen, dass sie nicht ohne Wirkung bleibt. Und wir können die Wirkung der Kraft Gottes wahrnehmen. Sie ist hier in dieser Kirche wie in allen anderen. Die Kraft Gottes gehört uns, die wir an das Evangelium glauben. Ich kenne sie. Ich erkenne die Kraft Gottes in der Frau, die schreckliche Schmerzen erleidet und weiter betet und sagt: Wenn ich bete, kann ich es aushalten. Ich erlebe die Kraft Gottes in Jugendlichen, die langsam ihre lange gelernte Vorsicht hinter sich lassen und aus sich heraus kommen, und ihre Gedanken mit anderen teilen. Ich sehe die Kraft Gottes hier in allen, die in die Kirche kommen, obwohl es nicht trendy ist und obwohl andere über sie lächeln und nicht verstehen, was sie hier finden. Und jemand sagt mir: Ich bete täglich für meine Familie. Und ich glaube daran, dass meine Enkelin ihre Schwierigkeiten überwinden wird und eine gute Zukunft haben wird. Oder: Ich singe hier die alten Lieder. Sie trösten mich und verleihen meiner Seele Flügel. Hier in der Kirche spüre ich die Kraft des Glaubens und der Menschen, die vor mir hier gesungen haben. Oder: Ja, ich trauere, es fällt mir schwer, ohne die geliebte Person weiter zu leben. Aber hier habe ich die Gewissheit: Wir bleiben verbunden, die Lebenden und die Toten.

Die Kraft Gottes ist keine Macht wie die Panzer und Raketen, die gerade über unsere Bildschirme flimmern. Aber sie ist deshalb nicht weniger wirkungsvoll. Weil die Kraft Gottes von innen kommt, wird sie die Welt langfristig stärker zum Guten verändern als jede menschliche Macht das könnte. Und deshalb sind zwei oder drei, die im Namen Gottes versammelt sind, stärker als irgend jemand sich das vorstellen kann. Und deshalb kämpfen Albrecht und ich mit Leidenschaft dafür, dass diese Orte, an denen man das erfahren kann, erhalten bleiben. Aber wir wissen genauso, dass Gottes Kraft sich ihre Menschen sucht und ihre Wege in dieser Welt wirksam zu werden. Und dass wir uns darum tatsächlich überhaupt keine Sorgen machen müssen.

und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinn in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben!

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