Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen.
Liebe Gemeinde,
wir feiern Pfingsten, das Fest des heiligen Geistes. Also werden wir uns heute damit befassen, was der heilige Geist bewirkt. Dazu ein kurzer Auszug aus dem sehr komplexen Predigttext des heutigen Feiertags. Ich lese
Johannes 4,23-24
23Aber es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn auch der Vater will solche Anbeter haben. 24 Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.
Wir sehen hier drei Leitbegriffe: anbeten, Geist und Wahrheit. Was ist anbeten? Wie das Wort schon sagt ist es eine spezielle Art von Beten. Wir kennen Fürbitten. Das ist das, was die Konfis hier im Gottesdienst immer tun. Also für jemand anderen und eine bestimmte Situation bitten. Dann gibt es bitten überhaupt, da kann man Gott für sich selbst und für andere um etwas bitten. Und dann gibt es Dankgebete. Also man bedankt sich bei Gott für etwas Gutes, was Gott einem geschenkt oder getan hat. Anbeten gehört im weitesten Sinn zu den Dankgebeten. Man bedankt sich aber nicht für etwas Bestimmtes, sondern man lobt Gott. Und man lobt Gott für das, was Gott ist und was Gott tut. Traditionellerweise wird Anbetung oft gesungen. Das Lied was wir vor der Predigt gesungen haben ist mit das bekannteste Lied, bei des es um Anbetung Gottes geht. Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren. Und nach der Predigt werden wir das andere total bekannte Anbetungslied singen: Großer Gott wir loben dich.
Jesus unterhält sich im Johannesevangelium mit einer samaritanischen Frau am Brunnen über die Anbetung Gottes. Und er sagt dazu: Es ist jetzt nicht mehr wichtig, wo man Gott anbetet, auf dem Berg Garizim wie die Samaritaner oder in Jerusalem wie die Juden. Jetzt ist die Zeit da, Gott im Geist und in der Wahrheit anzubeten. Anbetung ist nicht mehr nur etwas, was man mit anderen zusammen irgendwie traditionell tut, sondern es ist ein innerer Prozess, eine innere Haltung gegenüber Gott. Und diese innere Haltung wünscht sich Gott von den Menschen, die ihn verehren.
Wie geht das?
In den beiden Liedern Lobe den Herren und Großer Gott wir loben dich, wird Gott mit einem König verglichen. Und das liegt das Risiko. Sich vor einem König zu verneigen, einen König zu ehren ist oft eher taktisch als ehrlich gemeint. Die Leute im Hofstaat eines Königs umschmeicheln den König, um seine Gunst zu behalten oder zu erwerben und damit ihre eigene Macht zu festigen oder zu steigern. Das ist das Gegenteil von ehrlich gemeinter Verehrung.
So sollen wir uns gegenüber Gott nicht verhalten. Wir sollen ihn in Wahrheit anbeten. Es geht darum das Lob Gottes ernst und ehrlich zu meinen. Das zu singen und zu sagen, wie es in der Tiefe unseres Herzens wirklich aussieht. Es geht dabei nicht darum, uns in Gefühle hineinzusteigern, die sich gut anfühlen aber nicht ehrlich gemeint sind. Es macht auch überhaupt keinen Sinn, Gott anzuschleimen, der in das Herz sieht und die Lüge sofort erkennt. Und heutzutage macht es erst recht keinen Sinn sich frömmer darzustellen als man ist. Das bringt einem auch keine Reputation bei den Menschen mehr ein. Denn Frömmigkeit wird eher verdächtigt unehrlich zu sein als dass Menschen für ihre Frömmigkeit geachtet werden. Wenn wir Gott loben, sollen wir ihn aus tiefstem Herzen loben.
Bleibt noch die Frage nach im Geist anbeten. Was könnte das heißen? Das hat viel mit ehrlich und in Wahrheit zu tun. Wir sind Menschen und als Menschen ist unsere Gesinnung nie rein. Wir haben immer Nebengedanken und Nebenabsichten. Wir können gar nicht völlig authentisch und aus vollem Herzen Gott verehren. Denn im Hintergrund unseres Geistes und das gerade heute lauern immer noch andere Gedanken. Gibt es Gott wirklich? Ist Gott tatsächlich mächtig? Ist Gott nicht vielleicht auch für das Böse, das mir begegnet verantwortlich? Liebt und schätzt mich Gott tatsächlich oder müsste ich mich vor ihm fürchten weil er mich doch verurteilt und bestraft? Diese Gedanken bekommen wir nicht wirklich aus unserem Hinterkopf. Und deshalb ist es so schwer, Gott aus vollem Herzen und ungeteilter Überzeugung zu verehren und zu loben.
So ist unsere einzige Chance Gott im Geist anzubeten. Es ist der Geist Gottes, der ins uns wirkt, und der es uns ermöglicht, Gott aus ganzem Herzen anzubeten ohne dass die Hintergedanken dabei wichtig werden. Wie sagt schon Paulus: Beten aus eigener Kraft und eigenem Willen, das funktioniert nicht. Wirklich beten kann ich nur mit Hilfe des Geistes Gottes, der mir zeigt was ich wirklich beten kann. Wir können von uns aus keine Beziehung zu Gott herstellen. Unsere einzige Chance ist, dass Gott auf uns zukommt und von sich aus eine Beziehung zu uns herstellt. Insofern kann niemand ohne den Geist Gottes in sich wirklich beten. Auch wenn wir vielleicht die Technik und die Worte beherrschen, die Psalmen und andere Gebetbücher vorlesen können, oder was uns bewegt vor Gott aussprechen. Beten wird daraus nur mit der Hilfe von Gottes Geist.
Gott ist Geist sagt unser Predigttext. Und vielleicht sollten wir uns das mal merken. Gott ist nicht Gefühl. Gott ist nicht Materie. In gewisser Weise ist Gott etwas, das unserem menschlichen Geist ähnlich ist, und deshalb auch in unserem Geist und durch unseren Geist wirken kann. Für mich bedeutet das, dass Gott mindestens so sehr in unserem Denken da ist wie in unseren Gefühlen. Und dass es durchaus sinnvoll ist auch an religioöse Fragen mit Denken ranzugehen. Die Stärke des Evangelischen ist meines Erachtens, dass wir das Denken nicht ausschalten sondern in unser Beten und in unsere Beziehung zu Gott mit einbeziehen. Glaube und Vernunft sind keine Gegensätze sondern gute Partner. Lassen Sie uns Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten und dabei unseren Kopf mit einschalten.
und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinn in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben!