Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen.
Liebe Gemeinde,
Sind Sie schon einmal Gott begegnet oder einem Engel? Haben Sie von anderen gehört, dass sie so eine Erfahrung gemacht haben? Gibt es so etwas heute überhaupt noch? Und wenn ja wie unterscheidet sich das von dem, was die Bibel in unserem Predigttext heute von Mose erzählt? Ich lese aus 2. Mose 33
18Mose bat: »Lass mich deine Herrlichkeit sehen!«19Da sagte Gott: »Ich will all meine Güte an dir vorüberziehen lassen und den Namen des Herrn vor dir ausrufen: ›Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und mit wem ich Erbarmen habe, mit dem habe ich Erbarmen.‹«20Weiter sagte Gott: »Du kannst mein Angesicht nicht sehen. Denn kein Mensch kann mich sehen und am Leben bleiben.«21Und der Herr fügte hinzu: »Aber siehe, da ist ein Platz in meiner Nähe. Stell dich da auf den Felsen!22Wenn dann meine Herrlichkeit vorüberzieht, will ich dich in den Felsspalt stellen. Solange ich vorüberziehe, werde ich meine Hand über dich halten.23Danach werde ich meine Hand wegziehen, und du kannst hinter mir hersehen. Aber mein Angesicht kann man nicht sehen.«
Mose ist mitten in der wahrscheinlich größten Krise seines Lebens. Und Mose hatte viele Krisen. Als junger Mann hat er einen ägyptischen Aufseher ermordet. Er musste flüchten, wurde bei Nomaden aufgenommen. Hat dort in eine wichtige Familie eingeheiratet, bekam Kinder wurde Hirte. Gott ist ihm in einem brennenden Dornbusch begegnet und hat ihn beauftragt Israel aus Ägypten zu führen und das mit dem Pharao zu verhandeln. Es waren 10 Plagen notwendig bis das geklappt hat. Dann wurden die Israeliten verfolgt und Mose teilte das Schilfmeer durch das die Israeliten gingen, und was in der Folge dann das ägyptische Heer verschlungen hat. Dann der Weg durch die Wüste bis zum Berg Sinai. Dort bekommt Mose die Tafeln mit den 10 Geboten. Weil Mose so lange weg bleibt, wird das Volk nervös und sie bauen ein goldenes Kalb, das sie anbeten. Als Mose zurück kommt zerschmettert er vor Wut die Tafeln mit den 10 Geboten. Und jetzt ist er völlig fertig. Sein Lebenswerk ist in Gefahr. Und er braucht Bestätigung von Gott, dass nicht alles, was im Auftrag Gottes unternommen hat, umsonst war.
Mose will Gott sehen und Gott versteht das. Sehr sorgfältig und sehr beschützend geht Gott mit Mose um. Gott wird seinem bzw. ihrem Namen gerecht: Gott ist gnädig, Gott erbarmt sich über Mose. Mose darf hinter Gott hinterhersehen. Und Gott beschützt Mose vor der großen und auch gefährlichen Macht ihres bzw. seines Gesichts. Und Mose ist getröstet und macht weiter. Im Anschluss steigt er wieder auf den Berg mit Steintafeln in der Hand. Und dort wird er die 10 Gebote neu aufschreiben und wieder mitbringen.
Wie sieht es jetzt mit Gottesbegegnungen heute aus?
Erst mal gilt: In unserem normalen Alltag brauchen wir so etwas nicht. Genau wie damals in Israel treffen wir heute auch Gott nicht einfach zum Kaffee trinken. Gott hat uns mit den 10 Geboten, die so grob ungefähr heute auch noch als allgemeine Richtlinien funktionieren, Orientierung für unseren Alltag gegeben. Und Jesus hat diese Gebote in den Rahmen eines allgemeinen Prinzips gestellt: Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst.
Für alltägliche Situationen ist das völlig ausreichend.
Jetzt gibt es aber noch mehr als alltägliche Situationen. Die meistens Engelbegegnungen, über die Leute erzählen, beziehen sich darauf, dass sie in lebensgefährlichen Lagen, wunderbar beschützt wurden. Vieles sind Geschichten aus dem Krieg aber auch von Kindern, die in Gefahr waren und wo Erwachsene gerade noch rechtzeitig eingegriffen haben um die Kinder zu retten. Und sie eine innere Stimme gehört haben, die sie auf die Gefahr aufmerksam gemacht hat.
Und dann gibt es auch die Geschichten, die so ähnlich sind wie die des Mose. Wo Menschen völlig verzweifelt sind und sie durch eine besondere Erfahrung der Nähe Gottes neuen Lebensmut bekommen haben und die Gewissheit erfahren haben, dass ihr Leben einen Sinn hat und Gott ihnen durch eine schreckliche Krise hindurch hilft. Insofern glaube ich, dass sich an Gottes Erbarmen durch die Zeiten hindurch seit Mose eigentlich nichts geändert hat.
Und das für uns Wichtige heute an dieser alten Geschichte ist, dass der Name Gottes immer noch lautet: Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und mit wem ich Erbarmen habe, mit dem habe ich Erbarmen.‹
Und ich bin davon überzeugt, dass dieser Name nicht heißt, über die einen erbarme ich mich halt und über die anderen nicht. Ich glaube, dass das Erbarmen Gottes für alle Menschen gilt. Nur wie das im Einzelnen aussieht, das ist schwer vorherzusagen.
Eine Kirchenvorsteherin hat dazu gesagt: Gott ist ein Geheimnis. Und wir als Menschen haben Grenzen. Ständige direkte Gotteserfahrung ist nicht für uns vorgesehen. Ich kann nicht in die Sonne sehen. Ich kann nur ihre Wirkung spüren. Genau so können wir Gott nicht sehen. Wir können nur seine oder ihre Wirkung in unserem Leben wahrnehmen oder sie auf den Gesichtern und in den Erfahrungen anderer Menschen finden. Und das ist immer auch eine Frage wie wir etwas interpretieren, was uns geschieht. Die eine sagt: Beinahe hätte ich einen Unfall gehabt. Gott hat mich beschützt. Und der andere meint: Beinahe hätte ich einen Unfall gehabt. Da hab ich aber Schwein gehabt, dass nichts weiter passiert ist.
Als Mose vom Berg Sinai mit den 10 Geboten zweiter Versuch wieder zurück kommt, da strahlt sein Gesicht, weil er sich so lange mit Gott zusammen auf dem Berg aufgehalten hat. Die Menschen sehen in gewisser Weise an seinem Gesicht, was er erlebt hat. Das steht in der Bibel im Anschluss an diesen Predigttext. Aber selbst das ist für das Volk schwer auszuhalten. Und Mose zieht sich eine Decke über den Kopf, damit die Gegenwart Gottes den Alltag des Volkes nicht durcheinander bringt.
Manchmal sagt jemand zu mir: Ich würde ja an Gott glauben, wenn er sich mir mal zeigen würde. Und ich antworte: Bist du sicher, dass du das möchtest? Denn an Mose können wir sehen, welche große Verpflichtung seine Nähe zu Gott bedeutet und welche Krisen er zu bewältigen hatte.
Ich finde Gottes Erbarmen zeigt sich für uns heute vor allem auch darin, dass unser Alltag etwas ruhiger ist als der von Mose. Und wenn es doch mal turbulent wird, dann können wir uns an die alten Geschichten erinnern und Gott bitten, uns weiterzuhelfen, durch die Krise zu führen und uns durch ihre Nähe zu trösten.
Denn auch wenn sich seit den Zeiten von Mose, ganz viel in der Welt ja fast alles verändert hat. Es ist etwas gleich geblieben: Der Name Gottes ist immer noch: Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und mit wem ich Erbarmen habe, mit dem habe ich Erbarmen.‹
Ich finde das sehr tröstlich. Und dieser Glaube, dass Gott sich Erbarmen wird, wenn ich dieses Erbarmen brauche, das trägt mich und gibt mir Sicherheit auch wenn eine Zukunft vor uns liegt, von der wir überhaupt nicht wissen, wie sie aussehen wird.
und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinn in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben!