Heiligabend 24.12.2021

Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen.

Liebe Gemeinde,

Heiligabend, am Adventskranz hier in der Kirche brennen alle vier Kerzen, der Weihnachtsbaum leuchtet. Und es ist trotz allem wieder Weihnachten geworden. Vielleicht weniger üppig im Vergleich zu sonst, aber doch Weihnachten. Heute Abend möchte ich mich auf das Wesentliche von Weihnachten konzentrieren. Deshalb predige ich über einen Satz aus dem Anfang der Weihnachtsgeschichte Lukas 2,6 und 7:

6Und als sie daselbst ( in Bethlehem) waren, kam die Zeit, dass sie (Maria)  gebären sollte. 7Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Das steht im Mittelpunkt von Weihnachten – eine Geburt. Maria gebiert ihren ersten Sohn in Bethlehem. Wir feiern an Weihnachten den Geburtstag von Jesus. Ein besonderes Kind wird geboren, der Retter der Welt, der Sohn Gottes kommt auf die Erde.

Ein Kind wird geboren. Erinnern Sie sich an die Geburt Ihres Kindes/Ihrer Kinder oder eines Kindes in der Verwandtschaft oder Nachbarschaft? Es ist immer ein Wunder. Da ist ein neues Lebewesen, das vorher nicht da war. Wir staunen! Ja, das Kind stellt das Leben der Familie auf den Kopf. Nichts ist wie vorher. Und ja ein Kind bedeutet Verantwortung, Arbeit, Sorgen. Aber vor allem bedeutet es Hoffnung! Das Leben geht sichtbar und fühlbar weiter. Und wir sind überwältigt von der großen Liebe, die wir für das Kind fühlen. Das große Geheimnis hat uns ereilt. Ein Kind ist geboren.

Damals in Bethlehem wurde ein Kind im Stall oder draußen in einer Höhle bei den Tieren geboren. Es gab für das Kind keinen Platz im Hotel oder zu Hause, sondern nur in einem Trog, aus dem sonst die Tiere fraßen. Das Kind wird in eine gefährliche ungeborgene Situation hinein geboren. Aber es hat Eltern, die sich um es kümmern. Und es wird überleben. Die Nacht seiner Geburt verändert nicht nur die Familie, sie verändert die ganze Welt. Das ist die entscheidende Geburt.

Und in gewisser Weise ist sie wie die anderen Geburten auch, wie Ihre eigene Geburt, die Geburt Ihrer Kinder, Ihrer Geschwister, der Kinder, die Sie kennen.

Eine Geburt beginnt mit Wehen. Die Wehen kommen in kürzeren Abständen, die Schmerzen werden schlimmer. Eine Geburt kann sich über viele Stunden ziehen, oder sie kann schnell geschehen. Damals war sie lebensgefährlich für die Mutter. Heute wird die Gefahr oft durch einen Kaiserschnitt verringert. Und dann ist das Kind da.

Ich hatte Glück mit der Geburt meiner Töchter. Bald nach den ersten Wehen ist die Fruchtblase geplatzt. Und die Kinder kamen innerhalb von drei Stunden beim ersten und innerhalb von weniger als einer Stunde beim zweiten.

Auch wenn meine Geburten leicht waren, eine Geburt ist eine gefährliche und schmerzhafte Angelegenheit, selbst mit den medizinischen Möglichkeiten, die wir heute haben.

Und auch der Sohn Gottes ist auf diese schmerzhafte und gefährliche Art und Weise im Verborgenen auf die Welt gekommen.

Eine Geburt ist die Vorraussetzung dafür, dass wir ein neues Lebenwesen in unseren Armen halten können. Maria gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Futterkrippe.

Unsere Familiengeschichte geht nur weiter, wenn Frauen unter Schmerzen Kinder gebären. Die Menschheit lebt nur weiter, wenn immer wieder neu Kinder geboren werden. Und Gott ist auf die Welt gekommen und Mensch geworden, weil Maria ja gesagt hat und einen Sohn geboren hat und zusammen mit Joseph aufgezogen hat. Und der Schmerz gehört dazu – zu jeder Geburt und auch zu Weihnachten. Ein Freund, der Weihnachten im Krankenhaus gearbeitet hat, hat mir erzählt: An Heiligabend haben alle geweint, die Patienten, die Stationsschwester, besonders die Obdachlosen, die auf der Station waren. Erinnerungen an schöne Weihnachtsfeste in der Kindheit können sehr schmerzhaft sein, weil sie uns zeigen, was wir heute nicht mehr haben, was wir an familiärer Wärme verloren haben. Weihnachten kann ein schmerzvolles Fest sein für die, die weihnachtliche Harmonie und Geborgenheit schmerzhaft vermissen.

Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu, und das hat eine schmerzhafte Seite aber vor allem ist es ein Fest der unbändigen Freude darüber, dass Gottes Sohn geboren wurde – und der Freude darüber, dass unser Leben mit Hoffnung getränkt ist, denn es kommen immer wieder Kinder auf die Welt, die hier neu mit dem Leben anfangen, die unsere Geschichte weiter tragen und Neues erfinden und das Leben fortsetzen. Es gibt Zukunft und Hoffnung. Jedes neugeborene Kind ist ein starkes Zeichen, dass Gott diese Welt nicht aufgegeben hat, dass Gott unsere Welt formt und schützt und trägt und in sich birgt. Und das besondere Kind Jesus, Gottes Sohn, hat uns mit dieser göttlichen Liebe vertraut gemacht.

Für Gott ist diese Welt so wichtig, dass er seinen eigenen Sohn in sie geschickt hat, damit all das passiert, was Jesus für uns getan hat. Gott hat Jesus zu uns geschickt, damit wir wissen, dass Gott sich um uns kümmert. Gott hat Jesus zu uns geschickt, damit wir wissen, wie wir ein gutes Leben führen können. Gott hat Jesus zu uns geschickt, damit wir lernen die Gewalt, unter der Jesus leiden musste, zu überwinden. Gott hat Jesus zu uns geschickt, damit wir wissen, dass wir zu Gott gehören und ewiges Leben haben werden.

Wenn das kein Grund zum feiern ist! Hier an Weihnachten erleben wir die unbändige Hoffnung, dass unser Leben sinnvoll ist, dass wir geliebt und gewollt sind und dass alles gut sein wird. Denn wir sehen auf den Weihnachtsbaum und fühlen uns geborgen. Vielleicht erinnern wir uns an Weihnachtsmomente in der Kindheit, wo wir uns einfach nur gefreut haben. Und heute wissen wir, das ist mehr als sentimentale Erinnerungen. Das ist die Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit. Weihnachten ist die Wahrheit unseres Lebens. Wir sind Kinder Gottes. Und wir wurden geboren, weil Gott es so wollte und wir einen wichtigen Beitrag zu seiner Welt leisten und Gott sich einfach freut, dass wir leben. Und so feiern wir Weihnachten in seiner tieferen Bedeutung. Und so schlimm es ist, dass wir jetzt schon das zweite Jahr in der Pandemie leben müssen, Weihnachten kann das nichts anhaben. Denn Jesus ist geboren. Und unser Leben ist in Sicherheit bei Gott.

und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinn in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben!

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