Heiligabend 24.12.22 Dialog Elke und Dr. Rebekka Burkholz

Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen.

Liebe Gemeinde,

Elke: Sie haben die Weihnachtsgeschichte gehört. Wahrscheinlich kennen Sie diese Geschichte schon lange und haben Krippenspiele gesehen oder vielleicht selbst bei einem Krippenspiel mitgespielt?

Rebekka: Ich habe früher immer beim Krippenspiel mitgemacht. Ich kenne die Personen aus der Geschichte gut. Da ist Maria und Joseph und natürlich das neu geborene Jesuskind und die Engel und die Hirten auf dem Feld. Und ein Soldat, der den Erlass von Kaiser Augustus bekannt gibt. Und Ochse und Esel und vielleicht eine Kirchenmaus und ein Wirt, der Maria und Joseph abweist und ein Wirt, der ihnen einen Platz im Stall zuweist. Und außerdem kommen da auch noch die Weisen aus dem Morgenland, die dem Kind Gold, Weihrauch und Mhyrre schenken.

Elke: Ja, so wird die Geschichte ausgemalt und es wird auch noch ergänzt, was im Matthäusevangelium über die Geburt Jesu erzählt wird. Aber die Geschichte selbst ist viel kürzer und enthält viel weniger Einzelheiten. Ich möchte mir heute einmal die Geschichte aus dem Blickwinkel von Maria ansehen.

Rebekka: Maria ist die Mutter von Jesus. Und es werden nur ganz wenige Dinge über sie gesagt:

Maria war mit Joseph verlobt. Sie war schwanger. Sie geht mit Joseph mit, der sich in Bethlehem in die Steuerlisten eintragen lässt, weil er ein Nachkomme von König David ist.

Elke: Maria brachte ihren ersten Sohn zur Welt. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Futterkrippe. Denn sie hatten in der Herberge keinen Platz gefunden. Maria merkt sich die Worte der Hirten und bewegt sie in ihrem Herzen.

Rebekka: In den Krippenspielen, bei denen ich mitgespielt habe, war Maria keine Hauptrolle. Sie musste einfach nur dabei sitzen und meistens musste sie auch gar nichts sagen.

Elke: Wer ist Maria? Wer ist diese zurückhaltende Frau, die bei allem mitgeht und die alles in ihrem Herzen bewegt?

Rebekka: Maria bekommt ihr erstes Kind. Deshalb geht man davon aus, dass sie jung ist. Sie ist erst verlobt noch nicht verheiratet.

Elke: In den Geschichten davor wird erzählt, dass Maria Besuch von dem Erzengel Gabriel bekommt und sich bei diesem Besuch bereit erklärt den Retter zu gebären, obwohl sie noch nie mit einem Mann geschlafen hat.

Rebekkka: Und dann besucht sie ihre Verwandte Elisabeth in der Bergen, um ihr bis zu ihrer Geburt zu helfen. Elisabeth ist eine alte Frau, verheiratet mit dem Priester Zacharias und hat noch keine Kinder. Sie wird Johannes den Täufer zur Welt bringen, der Jesus vorrausgehen und ihn ankündigen wird.

Elke: Und dann hören wir das nächste Mal von Maria hier in der Weihnachtsgeschichte, hochschwanger auf der Bergstraße zwischen Nazareth und Bethlehem. Das waren ca. 150 Kilometer, zu Fuß für eine schwangere Frau eine knappe Woche zu laufen.

Rebekka: Ich dachte immer, Maria reitet auf einem Esel. Aber davon steht auch nichts in der Geschichte. Und klar war die kleine Stadt überfüllt, denn es gab vielen Nachkommen Davids, die sich in die Steuerlisten eintragen mussten.

Elke: Kein Platz mehr in einer Herberge. Die westliche Tradition geht von einem Stall aus, in dem Jesus geboren wird. Die östliche Tradition eher von einer Höhle außerhalb der Stadt, die als Zuflucht für die weidenden Tiere diente. Der einzige Hinweis in der Geschichte ist die Futterkrippe, in die Maria das neugeborene Kind legt.

Rebekka: Was mich interessieren würde: War es eine schwere Geburt. Wie lange haben die Wehen gedauert. Wer hat die Nabelschnur durchgeschnitten? Hatte Maria große Angst, weil weder ihre Mutter noch eine Hebamme bei der Geburt dabei war?

Elke: Darüber erfahren wir in der Geschichte nichts. Aber Mutter und Kind haben offensichtlich die Geburt überlebt.

Rebekka: Dann kommen noch in der gleichen Nacht die Hirten von den Feldern und erzählen, wie ihnen Engel erschienen sind und dass das neugeborene Kind der Retter sein wird, mit dem der Friede Gottes auf die Erde kommt.

Elke: Und Maria sagt nichts dazu. Aber sie merkt sich alles. Sie nimmt die frohe Botschaft in ihr Herz auf. Und sie denkt darüber nach, was das für sie selbst und die Welt bedeutet. Sie meditiert die Worte der Hirten.

Rebekka: Maria ist die Frau, die Gott ausgesucht hat, um den Messias, den Retter der Welt zu gebären und wohl auch um ihn zu beschützen und zu erziehen.

Elke: Maria ist die Frau, die Dinge erst im Herzen bewegt, bevor sie sie nach außen trägt. Sie ist die zurückhaltende Frau, die mitgeht, die es geschehen lässt, und die sich der Gefahr aussetzt, um das richtige zu tun.

Rebekka: Früher galt Maria als die ideale Frau, Jungfrau und Mutter freundlich und barmherzig. Die Frau, die tut, was Gott möchte.

Elke: Ja, das ist eine durchaus problematische Tradition. Denn keine Frau ist gleichzeitig Jungfrau und Mutter. Aber ich finde Maria trotzdem vorbildlich. Und ich finde es hilfreich, wenn wir uns an Maria orientieren. Früher konnte man sich nur vorstellen, dass Maria eine ideale Frau ist. Heute können wir einen Schritt weitergehen. Ich finde Maria ist ein idealer Mensch.

Rebekka: Also ich finde es nicht ideal zurückhaltend zu sein und alles mit sich machen zu lassen, weder für Frauen noch für Männer.

Elke: Nein, so ist Maria nicht. Ich finde Maria tut das, was wir als Menschen tun sollten, damit Gott zur Welt kommen kann.

Rebekka: Hm.. Maria bekommt einen Auftrag von Gott. Sie sagt ja dazu. Und sie nimmt jedes Risiko auf sich, damit das geschieht, was nötig ist, um die Welt zu retten. Ja, Maria ist sehr mutig.

Elke: Ja das ist der Auftrag der Weihnachtsgeschichte an uns: Unsere Aufgabe in der Welt anzunehmen und das zu tun, was im Sinne Gottes ist.

Rebekka: Und Maria stellt sich nicht selbst in den Mittelpunkt. Sie denkt über die Dinge nach, die geschehen und bewahrt sie in ihrem Herzen. Sie wird sich später daran erinnern und entsprechend handeln.

Elke: Ja, das ist unsere Aufgabe auch, genau zuzuhören. Über alles nachzudenken und dann zu handeln, wenn die Zeit da ist. Und solange die Dinge geschehen lassen, die sowieso dran sind. Sozusagen mit Gottes Plan mit dieser Welt mitgehen, und das tun, war gerade dran ist, und was gerade nötig. Und genau dafür aufmerksam sein.

Rebekka: Ja, du hast recht. Maria ist ein Vorbild für uns, nicht nur für Frauen sondern für alle Menschen. Menschen wie Maria werden gebraucht, damit Gott die Welt retten kann.

Elke: Nicht wir müssen die Welt retten. Nicht Maria hat die Welt gerettet. Es war Jesus, der Sohn Gottes. Aber Maria hat ihn zur Welt gebracht.

Rebekka: Weil Maria offen war für Gottes Willen und genau zugehört hat und dann getan hat, was nötig war.

Elke: Gehen wir in diese Weihnachtsnacht und bewegen wir die Geschichte von Jesu Geburt in unseren Herzen. Und öffnen wir uns dafür wie Gott mit unserer Hilfe seinen Frieden in diese Welt bringen wird.

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