Heller Schein in unseren Herzen 28.1.24 Albrecht Burkholz

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Liebe Gemeinde, unser Thema heute ist: Wie wir mit dem Leiden sinnvoll umgehen können.

Unser Predigttext heute zählt auf, was für Schwierigkeiten wir im Leben haben können. Die Bibelausleger reden von dem Leidenskatalog des Apostels Paulus. Aber Paulus zählt nicht nur das Leiden und die Schwierigkeiten des Lebens auf, er  sagt: es gibt in uns etwas, was uns hilft, mit den Schwierigkeiten umzugehen. Dieses Etwas ist das  der helle Schein, den Gott in unser Herz gegeben hat. Ein Licht leuchtet in uns. Es ist das Schöpfungslicht vom Anfang der Welt. Es hat Kraft, all das Chaos und Durcheinander zu besiegen, zu ordnen, zu besänftigen, zur Ruhe zu bringen. Das Licht ist in uns Christinnen und Christen. Es kommt von Jesus Christus, dem Licht der Welt. Und weil es in unseren Herzen scheint, werden wir zum Licht der Welt. Von uns geht eine Erleuchtung aus. Weil in uns eine Kraft ist, mit den Schwierigkeiten zurecht zu kommen.

Ist das wirklich so? Oder sage ich das jetzt nur, weil das eine Predigt ist und man in Sonntagsreden eben die Welt harmonischer macht als sie wirklich ist? 

Wir alle, die wir hier heute morgen in der Kirche versammelt sind, haben diese Erfahrung. Schwierigkeiten, die überwunden werden. Leiden, das auf eine innere Kraft stößt, die letztendlich stärker ist. Wir alle haben das erlebt.

Wir alle gehen mit dem Leiden auch zerstörerisch um. Wir stellen uns selbst ein Bein dabei. Wir versinken im Selbstmitleid. Wir bekommen den Hintern nicht hoch, sondern jammern nur. Wir suchen die Schuld bei anderen, statt uns selbst an der Nase zu fassen und  so und so fort.

Ja, das ist auch in uns.

Aber in uns ist auch der helle Schein, den Gott in unsere Herzen gegeben hat. Und auch der ist wirksam. Wir haben es schon oft geschafft, aus dem Sumpf heraus zu kommen. Wir mussten uns nicht an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen. Es war ein göttliches Licht, das uns geholfen hat, Hilfe anzunehmen. Nicht voller Misstrauen zu sein. Einen Schritt zur Veränderung zu tun, der uns geholfen hat, den nächsten Schritt ins Auge zu fassen.

Ich lese den Predigttext aus2. Kor 4,6-10 

6Gott hat einst gesagt:

»Aus der Dunkelheit soll ein Licht aufleuchten!«

Genauso hat er es in unseren Herzen hell werden lassen.

Durch uns sollte das Licht der Erkenntnis aufleuchten:

Die Herrlichkeit Gottes sollte sichtbar werden,

die uns in Jesus Christus begegnet.

7Wir tragen diesen Schatz aber

in zerbrechlichen Gefäßen.

So soll deutlich werden,

dass unsere übergroße Kraft von Gott kommt

und nicht aus uns selbst.

8Wir stehen von allen Seiten unter Druck,

aber wir werden nicht erdrückt.

Wir sind ratlos, aber wir verzweifeln nicht.

9Wir werden verfolgt,

aber wir sind nicht im Stich gelassen.

Wir werden zu Boden geworfen,

aber wir gehen nicht zugrunde.

10Täglich erleben wir am eigenen Leib

etwas von dem Sterben, das Jesus erlitten hat.

Denn unser Leib soll auch das Leben zeigen,

zu dem Jesus auferstanden ist.

Wir sind zerbrechliche Gefäße für das göttliche Licht, das in uns ist. So wird sichtbar, dass die übergroße Kraft, die in uns wirksam ist, von Gott ist und nicht von uns selbst.

Also: unsere ganz alltäglichen Schwierigkeiten, mit denen wir uns rumschlagen, haben eine Botschaft: Gottes Kraft ist groß in uns. Wenn wir als normale Alltagshelden immer wieder aufstehen, wenn wir hingefallen sind nach dem Motto: Krönchen richten und weitermachen, dann bezeugen wir das, was in unserem Predigttext steht. Wir werden zu Boden geworfen, aber wir gehen nicht zugrunde. Diese Widerstandskraft und Hoffnungskraft in uns – da ist Gottes übergroße Kraft bei uns wirksam. Da leuchtet der helle Schein, den Gott in unser Herz gegeben hat. Da wird das Schöpfungslicht wirksam in uns zerbrechlichen Gefäßen. Die ungeheure Kraft Gottes, die Leben schafft und das Leiden überwindet.

Wie überwindet Gott das Leiden? Das ist leider ein langer Weg. Gott zaubert das Leiden nicht einfach weg. Wir müssen den Weg Jesu mitgehen. Jesus ist den Weg des Leidens bis ans Kreuz gegangen. Dann erst kam die Auferstehung.

An uns wird das sichtbar. Wir müssen den langen Weg des Leidens mitgehen. Die Auferstehungskraft zeigt sich in unserem Aufstehen. In unserem Widerstand. In unserer Hoffnungskraft. Darin, dass wir uns nicht unterkriegen lassen.

Und wenn wir uns doch unterkriegen lassen? Wenn wir liegenbleiben, statt aufzustehen? Sind wir dann vom göttlichen Licht getrennt? Sind wir dann nicht mehr mit dem Sterben und der Auferstehung von Jesus Christus verbunden? Können wir rausfallen aus dem göttlichen Licht und aus dieser Verbindung mit unserem Erlöser und Freund?

Diese Erfahrungen gehören zum christlichen Leben dazu. Immer wieder haben Menschen diese Erfahrungen gemacht. Diese Erfahrung der Gottesferne. Der Verzweiflung. Sie haben von der dunklen Nacht der Seele gesprochen. Und wo ist dann das göttliche Licht in der dunklen Nacht der Seele?

In dem Lied „So nimm denn meine Hände“ lautet die Antwort: Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht.“

Die Antwort ist also: es kommt nicht darauf an, dass ich es fühle. Ich muss das Licht nicht sehen, damit es da ist. Gott hat den hellen Schein in unsere Herzen gegeben. Aber er kann verdunkelt werden. Wenn bei einer Lampe das Glas schmutzig ist, dann kommt das Licht nicht mehr von innen nach außen. Dann muss das Glas geputzt werden, damit das Licht wieder scheinen kann.

Jesus hat gesagt: Ihr seid das Licht der Welt. Aber stellt das Licht nicht unter einen Scheffel, also unter einen Eimer. Das Licht muss am besten hochgestellt werden und darf nicht verdeckt werden. Im Frühjahr machen wir einen Fensterputz, damit das heller werdende Licht auch gut in die Wohnung kommt.

Psalm 23, das Lied von Gott als dem Guten Hirten, geht davon aus, dass Gott uns auch durch ein dunkles Tal führt und dann bei uns ist im dunklen Tal als ein Beschützer und Führer.

Dunkle Wegstrecken gehören zu unserem Leben. Und manchmal auch Durststrecken für die Seele. Manchmal auch die dunkle Nacht der Seele. Das heißt nicht, dass dieser Bibelvers nicht gilt: Gott hat einen hellen Schein in unser Herz gegeben. Gott ist bei mir in der Dunkelheit. Ich muss es nicht sehen. Ich muss es nicht fühlen. Es reicht, wenn ich einen Rest davon glauben und hoffen kann. Dann ist die übergroße Kraft von Gott so stark, dass sie aus diesem kleinen Rest Glauben und Hoffnung ein Feuer entfachen kann. Und dann wird es hell.

Vielleicht ist das Licht aber auch außen. Bei anderen Menschen. Und wir müssen es uns  zusagen lassen, wenn es in uns gerade zu finster ist. Denn wir haben das Licht von Gott bekommen, um uns gegenseitig zu erleuchten. Wir Christinnen und Christen sollen uns gegenseitig durch die Schwierigkeiten hindurch helfen. Wir sollen einander erleuchten. Wir sollen einander Licht sein. Wenn also bei dem einen das  Licht  gerade schwach ist, dann ist bei dem anderen vielleicht gerade genug Licht da. Natürlich nicht, um ihm heimzuleuchten. Sondern um ihm oder ihr einen Hoffnungsschimmer zu geben. Einen anderen Blick auf die Lage, der mehr Chancen  sehen lässt. Eine Erinnerung daran, dass frühere Schwierigkeiten gemeistert wurden. Und dass das an der Kraft Gottes liegt, die wie ein großer Segen mit uns durch die schwierigen und dunklen Zeiten geht.

Und der Friede Gottes…