Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen.
Liebe Gemeinde,
Sie erinnern sich sicher an die Rede von Greta Thunberg vor den vereinten Nationen im letzten Jahr. Sie hat gesagt: „Wie könnt ihr es wagen uns unsere Zukunft zu stehlen!“
Sie meinte damit, dass ihre Generation die Folgen des Klimawandels, den die ältere Generation auslöst und nicht wirksam bekämpft, ausbaden muss. Der Klimawandel hat schon begonnen. Wir haben heißere und trockenere Sommer und mehr Stürme als früher. Und Schnee wird bei uns immer seltener. Die Bäume im Wald leiden bereits und die Landwirtschaft steht unter Druck. Wir können uns vorstellen, was passiert, wenn die Temperaturen noch weiter steigen.
In den letzten Jahren hat eine Kommission die vorgeschlagenen Predigttexte überarbeitet. Dabei sind einige neue Texte vor allem aus dem alten Testament dazu gekommen. Auch der Predigttext für den heutigen Sonntag: Er steht im Buch des Profeten Jeremia Kapitel 14:
Das war das Wort des HERRN an Jeremia aus Anlass der Dürre:
2 Juda trauert, und seine Tore sind verfallen, trauernd sind sie zu Boden gesunken, und Jerusalems Schreie steigen empor.
3 Und ihre Mächtigen schicken ihre Diener nach Wasser, sie kommen zu den Zisternen, sie finden kein Wasser, sie kehren zurück, ihre Krüge sind leer, sie stehen in Schande und sind beschämt und verhüllen ihr Haupt.
4 Wegen des Ackers voller Risse, weil kein Regen auf das Land fiel, stehen die Landarbeiter in Schande da, haben sie ihr Haupt verhüllt.
5 Sogar die Hirschkuh auf dem Feld: Sie verlässt das Junge, das sie geworfen hat, denn da ist kein Gras.
6 Und Wildesel stehen auf kahlen Höhen, wie die Schakale schnappen sie nach Luft, ihre Augen sind erloschen, denn da ist kein Kraut.
7 Wenn unsere Vergehen gegen uns zeugen, HERR, so handle, um deines Namens willen! Oft sind wir treulos gewesen, wir haben gesündigt gegen dich!
8 Du, Hoffnung Israels, sein Retter in der Zeit der Not! Warum bist du wie ein Fremder im Land und wie ein Wanderer, der einkehrt, nur um zu übernachten?
9 Warum bist du wie ein Hilfloser, wie ein Held, der nicht helfen kann? Du bist doch in unserer Mitte, HERR, und dein Name ist ausgerufen über uns! Verlass uns nicht!
Diese Dürre, so sagt Jeremia ist die Strafe Gottes für das falsche Handeln. Gott vernichtet Israel. Dies haben sie sich selbst zuzuschreiben. Und Gott wird sie erst aus ihrem selbst hergestellten Unglück retten, wenn sie einsehen, was sie falsch gemacht haben und umkehren und anfangen richtig zu handeln. Das steht im nächsten Kapitel.
Ich möchte hier die beiden Profeten vergleichen, die Profetin unserer Tage Greta Thunberg und den Profeten Jeremia, der vor 2600 Jahren in Israel lebte.
Fangen wir mit den Gemeinsamkeiten an:
Greta und Jeremia sagen eine Katastrophe voraus. Beide sprechen von Veränderungen des Wetters, die alle treffen wird und zu Hunger und Wassermangel führen wird. Was geschehen wird, lösen die jetzt lebenden Menschen durch ihr falsches Verhalten aus. Die Dürre wird sie selbst und die folgenden Generationen treffen. Und es wird keine Chance geben, der Katastrophe zu entgehen.
Das sind die Gemeinsamkeiten von Greta und Jeremia. Aber es gibt auch Unterschiede.
Zum Beispiel wo sie ihre Vorhersagen her bekommen. Greta Thunberg hat sich in die Schriften der Klimaforscher eingearbeitet. Sie hat sich detailliertes Wissen über die Prognosen der Wissenschaft angeeignet. Und sie kennt die Zusammenhänge zwischen CO2 Ausstoß und Erwärmung der Erdatmosphäre. Es gibt heute sehr präzise Modelle dazu wie sich der Klimawandel auf die verschiedenen Weltgegenden auswirken wird je nachdem wie stark die Erwärmung ausfällt. Nach diesen Modellen ist Deutschland übrigens sehr stark vom Klimawandel betroffen. Überschwemmungen, Wirbelstürme, und andere Naturkatastrophen werden auch bei uns zunehmen.
Jeremia beobachtet auch die aktuelle Politik am Königshof und kann sich vorstellen wohin sie führen wird. Aber außerdem vernimmt er die Stimme Gottes und gibt das weiter, was Gott ihm offenbart.
Ein weiterer Unterschied zwischen Greta und Jeremia:
Greta ist verzweifelt. Sie weiß, wenn jetzt nicht gehandelt wird. Wenn jetzt nicht der Klimawandel aufgehalten wird, dann ist es zu spät. Wenn ihre Mission nicht gelingt, dann werden die Folgen nicht mehr aufzuhalten sein. Dann bricht das Chaos über die Welt herein.
Jeremia beschreibt auch die schrecklichen Folgen. Er erzählt davon wie die Tiere sterben und die Menschen Durst haben und hungern. Aber er glaubt daran, dass Rettung möglich ist. Er beschwört Gott, seinem Volk zu helfen. Er hofft auf die Gegenwart Gottes und dass es trotz der Katastrophe noch eine Zukunft gibt.
Was lernen wir von Jeremia und Greta für unsere Zukunft und für unser Handeln heute?
Ich finde wir können von Greta lernen, den Klimawandel ernst zu nehmen und jede Anstrengung zu unternehmen, um die Zukunft unserer Kinder und Enkel zu verbessern. Das sind wir den nächsten Generationen schuldig. Nach uns die Sintflut ist kein christliches Motto. Und wir können ja sowieso nichts machen, und es hilft alles nichts oder wir in Deutschland tragen ja nur 2% zu dem Ausstoß von Treibhausgasen bei, die USA. Indien, China und Brasilien müssen sich bewegen. Das stimmt zwar. Aber wenn alle so denken, dann haben wir schon verloren. Wir haben in Deutschland schon einmal einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz geleistet als wir die erneuerbaren Energien gefördert haben, so dass sie nun überall auf der Welt billiger sind als die fossilen Brennstoffe.
Wir können wieder klimaschützende Technologien so fördern, dass sie weltweit Verbreitung finden. Das ist politisch möglich. Und wenn es Wahlen entscheidet, dann wird es ganz schnell in den Programmen der meisten Parteien stehen. Wir leben in einer Demokratie. Wir sind das Volk und keineswegs ohnmächtig.
Mir hat es so leid getan, als ich die Verzweiflung in Greta Thunbergs Augen gesehen habe. Und ich dachte, so eine Verantwortung sollte nicht auf den Schultern eines 16jährigen Mädchens lasten. Und ich habe mich an mich selbst erinnert als ich ungefähr 22 war und hier in Deutschland weitere Atomraketen stationiert werden sollten und wir in der Friedensbewegung genauso verzweifelt waren. Wir dachten der dritte Weltkrieg steht bevor. Wenn irgendjemand einen dummen Fehler macht, dann vernichten uns die Atomwaffen. Ich bin immer noch der Meinung, dass es knapp war und hätte passieren können. Aber ich denke heute auch, dass man als Jugendliche und Jugendlicher zu mehr Verzweiflung neigt als nötig ist.
Und die Absolutheit von Greta Thunberg sollte doch von der Einstellung Jeremias ergänzt werden. Greta meint, entweder wir retten jetzt die Welt oder die Welt ist verloren. Und das stimmt so vermutlich nicht.
Es gibt Abstufungen. Zwei Grad Erderwärmung ist besser als drei Grad. Auch wenn die Erderwärmung nicht vollständig verhindert wird, macht es einen Unterschied, um wieviel Grad die Erde sich erwärmt. Und auch wenn wir in den nächsten zehn Jahren die Welt nicht retten werden, können auch noch danach Dinge erfunden und eingesetzt werden, die weiter helfen. Auch mit Erderwärmung ist die Zukunft offen und wird es für die Menschheit eine Zukunft geben. Jeremia hofft auf die Hilfe Gottes und er vertraut darauf, dass die Katastrophe zwar nicht verhindert aber doch irgendwann überwunden werden kann, wenn die Menschen ihr Verhalten ändern. Er hofft dass Gott am Ende gnädig sein kann, und eine Zukunft und Hilfe schenken wird, die wir jetzt noch nicht sehen können.
In Greta Thunbergs Weltbild hängt alles vom vernünftigen Handeln der Politik ab. Hier sind wir Menschen alleine. Wir bestimmen unser Schicksal selbst und die Folgen unseres Handelns holen uns sicher ein. Ich glaube nicht, dass dieses Bild der Welt unsere Wirklichkeit vollständig beschreibt.
Ein bisschen sieht Jeremia es auch so. Die Menschen seiner Zeit machen eine falsche Politik. Die Strafe Gottes wird sie deshalb treffen. In Jeremias Vorstellungswelt ist die Strafe Gottes genau das, die notwendige Folge von falschem Handeln. Da unterscheidet sich Jeremia nicht wesentlich von Greta.
Aber Jeremia geht weiter, und ich glaube er hat recht damit. Außer den Folgen unseres Handelns gibt es noch etwas anderes in der Welt – nämlich Gnade. Die Gnade Gottes. Es gibt Zukunft und es gibt Hoffnung. Und es gibt die Chance, dass wir Menschen unser Verhalten ändern und etwas für die nächsten Generationen tun, weil wir eine Kraft in uns spüren, die uns nicht verzweifeln lässt. Weil die Hilfe Gottes nahe ist, weil wir Gott bitten können, uns zu helfen das Unglück aufzuhalten. Denn wir sind nicht alleine mit unserer Vernunft und unserer Wissenschaft und unserer Verzweiflung. Es gibt Zukunft und Hoffnung. Und es kann immer noch anders kommen. Und wer weiß welche Bedeutung unser eigener Beitrag zum Umdenken für den Klimaschutz noch bekommen kann. Wer hätte es für möglich gehalten, dass eine so junge Profetin wie die 16jährige Greta Thunberg, so viele Menschen überall auf der Welt inspirieren kann.
und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinn in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben!