Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen
Geistes sei mit uns allen.
Liebe Gemeinde,
heute ist der Sonntag Kantate, übersetzt „Singt!“ Und wir feiern Muttertag.
In anderen Jahren gab es da in der Kirche eine Rose für jedes weibliche
Wesen. So haben wir unsere weiblichen Vorfahren geehrt.
In dem Predigttext heute geht es um die Einweihung des ersten Tempels in
Jerusalem unter König Salomo. Besonderen Wert legt die Chronik dabei auf
Musik.
2. Chronik 5
2 Da versammelte Salomo alle Ältesten Israels, alle Häupter der Stämme und
die Fürsten der Sippen Israels in Jerusalem, damit sie die Lade des Bundes
des HERRN hinaufbrächten aus der Stadt Davids, das ist Zion. 3 Und es
versammelten sich beim König alle Männer Israels zum Fest, das im siebenten
Monat ist. 4 Und es kamen alle Ältesten Israels, und die Leviten hoben die
Lade auf 5 und brachten sie hinauf samt der Stiftshütte und allem heiligen
Gerät, das in der Stiftshütte war; es brachten sie hinauf die Priester und
Leviten. 6 Aber der König Salomo und die ganze Gemeinde Israel, die bei ihm
vor der Lade versammelt war, opferten Schafe und Rinder, so viel, dass es
niemand zählen noch berechnen konnte.
11 Und die Priester gingen heraus aus dem Heiligtum – denn alle Priester,
die sich eingefunden hatten, hatten sich geheiligt, ohne dass man auf die
Abteilungen geachtet hätte -, 12 und alle Leviten, die Sänger waren, nämlich
Asaf, Heman und Jedutun und ihre Söhne und Brüder, angetan mit feiner
Leinwand, standen östlich vom Altar mit Zimbeln, Psaltern und Harfen und bei
ihnen hundertzwanzig Priester, die mit Trompeten bliesen. 13 Und es war, als
wäre es einer, der trompetete und sänge, als hörte man eine Stimme loben und
danken dem HERRN. Und als sich die Stimme der Trompeten, Zimbeln und
Saitenspiele erhob und man den HERRN lobte: »Er ist gütig, und seine
Barmherzigkeit währt ewig«, da wurde das Haus erfüllt mit einer Wolke, als
das Haus des HERRN, 14 sodass die Priester nicht zum Dienst hinzutreten
konnten wegen der Wolke; denn die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus
Gottes.
Leider werden wir in den Gottesdiensten, die nächsten Sonntag vor der Kirche
wieder anfangen, nicht singen dürfen. Trotzdem müssen wir nicht ohne Musik
sein. Wir werden wieder der Orgelmusik zuhören. Das ist doch immerhin schon
etwas. Denn Musik erreicht die Seele, wo Worte manchmal nur den Verstand
ansprechen. In der Kirche predigt eben nicht nur die Pfarrerin oder der
Pfarrer. Es sprechen die Lieder und die Instrumente, die eigene Stimme
spricht, die innere und die äußere und nicht zu vergessen auch der Raum
spricht zu uns, und bei Gottesdiensten draußen die Natur und drinnen und
draußen auch das Licht.
Ein Gottesdienst ist eine Ganzkörpererfahrung, weil Gott uns als ganze
Menschen aus Körper, Seele und Geist bestehend geschaffen hat.
Insofern ist unser Predigttext realistisch. Alle kommen zusammen und loben
gemeinsam Gott. Sie tun das durch Opfer und Gebete und Musik und gemeinsamen
Gesang und bringen alles, was sie von Gott auf der Wanderung durch die Wüste
begleitet hat, in den neuen Tempel. Und Gott akzeptiert den Tempel als
seinen Ort, indem sich für alle wahrnehmbar die göttliche Gegenwart dort
niederlässt.
Ja, wir haben auch eine Kirche, um Gott dort zu loben. Es ist ein besonderer
nicht alltäglicher Raum, weil wir uns dort besonders auf Gottes Gegenwart
konzentrieren können. Dabei hilft uns die Musik, die Worte und vor allem
auch die anderen, die auch gekommen sind, damit wir gemeinsam beten können.
Natürlich ist Gott überall. Und Gott kann auch im Wald und sogar in der
Fußgängerzone einer Stadt, bei einem Konzert, auf einem Fluss oder woanders,
wo man sich gerne aufhält erfahren werden. Gott kann nahe sein in großer
Freude und großem Leid und allem dazwischen. Wir können Gott durch unseren
Kirchenraum nicht festlegen und auch nicht beschwören. Gott ist frei und
zeigt sich, wo und wie er oder sie möchte.
Und trotzdem ist eine Kirche hilfreich für uns Menschen, weil sie uns eine
gemeinsame Ausrichtung auf Gott ermöglicht. Ich genieße es durchaus alleine
zu beten in der Ruhe und für mich selbst. Aber ich brauche es auch gemeinsam
mit anderen zu beten. Und ich habe es die Monate sehr vermisst.
Wir brauchen das gemeinsame Gebet auch wenn wir es nicht vermissen sollten.
Denn unser Glaube ist keine Privatangelegenheit.
Die Einweihung des Tempels vor knapp 3000 Jahren war ein großes öffentliches
Ereignis, zu dem alle gekommen sind. Und sie sangen wie mit einer Stimme.
Unsere Kirchen müssen öffentliche Orte sein. Und unsere Gottesdienste sind
keine privaten Treffen – auch wenn nur wenige kommen, halten wir hier einen
Raum frei, der allen offen stehen muss. Denn es ist unser Anspruch, dass
jeder sich mit anderen zusammen Gott zuwenden kann, wenn er oder sie es
möchte. Deshalb lassen wir Gottesdienste auch nicht ausfallen, wenn Pfarrer
Ferien haben oder Organisten krank werden. Und deshalb unterhalten wir ein
sehr teures und altes Gebäude, das nur für diesen einen Zweck da ist, dort
Gottesdienste zu feiern. Denn dies ist die Quelle unserer Glaubenskraft,
dass wir zusammen mit anderen unseren Glauben leben.
Wir tun das anders als früher. Niemand käme heute auf die Idee wie damals
ein riesiges religiöses Schlachtfest zu veranstalten. Wir haben unsere
Formen der Zeit, in der wir leben, angepasst. So muss es auch sein. Aber ein
Rückzug ins Private kommt nicht in Frage. Wir haben eine Botschaft, die
überall gehört werden soll. Nächstenliebe funktioniert einfach am Besten,
wenn möglichst viele Leute mitmachen. Wenn alle sich gegenseitig helfen, ist
allen geholfen. Und wenn alle zusammen Gott loben, dann wird nicht nur Gott
erfreut, wir werden auch durch die Stimmen der anderen durch unsere manchmal
schweren Zeiten getragen.
Also: Wir freuen uns über unsere schöne Kirche. Wir sind glücklich, dass die
Infiziertenzahlen sinken und wir wieder mehr gemeinsam tun können. Und wir
warten darauf, irgendwann wieder zusammen singen zu dürfen. Bis dahin loben
wir Gott, und bitten ihn oder sie unser weiter gut durch die Krise zu
bringen.
und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen
und Sinn in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben!