Und wie versprochen die Predigt von Pfarrer Albrecht Burkholz zum heutigen Sonntag:
Predigt zum Sonntag Lätare 22.3.20
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus!
Liebe Gemeinde am heutigen Sonntag Lätare: Freuet euch. Unser Predigttext mitten in der Passionszeit fordert uns zur Freude auf oder zum Ausblick auf die zukünftige Freude. Ich lese Jesaja 66,10-14 (Gute Nachricht):
10 Freut euch mit Jerusalem, jubelt über ihr Glück, ihr alle, die ihr sie liebt und denen ihr Leid zu Herzen geht! 11 Sie wird euch teilgeben an der Fülle ihrer Herrlichkeit; ihr werdet an ihrer Mutterbrust saugen und mit Glück gesättigt werden.
12 Ich, der HERR, verspreche: Ich schenke der Zionsstadt Frieden und Wohlstand; der Reichtum der Völker wird ihr zufließen wie ein nie versiegender Strom.
Ihr werdet an ihren Brüsten saugen, ihr werdet euch fühlen wie Kinder, die auf dem Arm getragen und auf den Knien gewiegt werden.
13 Ich werde euch trösten, wie eine Mutter tröstet.
Das Glück Jerusalems wird euch glücklich machen.
14 Wenn ihr das erlebt, werdet ihr voll Freude sein; neuer Lebensmut wird in euch erwachen, so wie im Frühling das frische Grün sprosst.«
Liebe Gemeinde, das passt ja wie die Faust aufs Auge. Mitten in der Coronakrise, inmitten von Hamsterkäufen und sich ständig zuspitzendem Drama, die erste Predigt, die ich nur für die E-Mail schreibe, weil wir keinen Gottesdienst feiern dürfen – und dann eine solche Freudenbotschaft.
Die Botschaft heute ist: Es wird eine Zeit nach Corona geben. Und wir werden dann anders auf die Welt schauen.
Wir werden es genießen, einander zu begegnen und einander wieder die Hand zu geben. Wir werden die Freiheit genießen und die gefüllten Regale und dass wir reisen dürfen und Sportveranstaltungen stattfinden. Dass wir ins Kino und ins Theater gehen dürfen. Dass wir uns für Beerdigungen in den Trauerhallen treffen dürfen. Dass wir uns im Evangelischen Gemeindehaus treffen dürfen. Nichts mehr werden wir für selbstverständlich halten. Dankbar werden wir sein, wenn alles vorbei ist.
Unser Predigttext möchte genau das sagen. Mitten im Unglück sagt er den Menschen: es wird anders werden. Gott wird euch trösten wie eine Mutter tröstet. Es wird genug für alle geben: Fülle, nie versiegend, Mutterbrüste.
Reicht das, um die Ängste zu begrenzen und die Panik einzuhegen?
Selbst ich, der ich sehr gelassen bin und gut im Verdrängen, werde angesteckt von der großen allgemeinen Aufregung. Wie wird es werden? Wie schlimm wird es noch werden? Wie lange wird es dauern? Werden auch Menschen sterben, die wir kennen? Oder gar welche, die uns nahe sind? Werden wir selbst krank werden und wie schwer?
Wir wissen es nicht. Wir haben es nicht unter Kontrolle. Das macht uns Angst. Das ist eine große Unsicherheit, in uns und um uns herum. Die Welt nach Corona wird nicht wieder die alte Welt sein.
Wenn wir nicht die Kontrolle haben – dann bleibt uns nur, das anzunehmen, was ist und was geschieht.
Die durchgeknallte Aktion nützt ja nichts. Selbst wenn ich 300 Rollen Klopapier zu Hause habe, wenn Bargeld und Goldmünzen horte – ist das ein Schutz vor einem Virus? Ist das ein Schutz, wenn die gesellschaftliche Ordnung beeinträchtigt wird?
Das Erschreckendste an der ganzen Situation finde ich die Hamsterkäufe. Offensichtlich glauben zu viele Menschen nicht mehr dem, was offiziell verkündet wird. Sie sind voller Misstrauen und nur noch an der Sicherung ihrer Grenzen interessiert. So viel Angst. So viel Panik. So wenig Grundvertrauen.
Was hilft uns gegen die Angst?
Durchatmen. Sich Ablenken. An das Danach denken. Heldenhaft an andere denken, auch wenn die egoistisch mit Hamsterkäufen Stress auslösen!
Meine Frau und ich haben ein Lied, das uns hilft. Es ist so schön altertümlich klagend. Es ist das Lied 524 aus dem Evangelischen Gesangbuch. Besonders empfehlenswert ist die dritte Strophe:
Denn gleich wie die Rosen stehen
unter spitzen Dornen gar,
also auch die Christen gehen
in viel Ängsten und Gefahr.
Wie die Meereswellen sind
und der ungestüme Wind,
also ist allhier auf Erden
unser Lauf voller Beschwerden.
Wenn wir das lauthals zusammen schmettern, dann haben wir auf jeden Fall schon einmal die Atemübung gemacht und beruhigen uns. Und die erste Strophe geht gleich den Hintergrund aller Angst an: die Angst zu sterben. Nur ist das Sterben hier nicht das Erschreckende, das zu vermeiden ist, sondern das, was das Elend hier beendet:
Freu dich sehr, o meine Seele,
und vergiss all Not und Qual,
weil dich nun Christus der Herre,
ruft aus diesem Jammertal.
Aus Trübsal und großem Leid
sollst du fahren in die Freud,
die kein Ohr hat je gehöret,
die in Ewigkeit auch währet.
Hiermit fordere ich alle auf, erst diese beiden Liedstrophen auswendig zu lernen, bevor Sie nach neuen Infos zu Corona suchen.
Sie haben doch sicher eh allmählich die Nase voll davon. Wie hat jemand zu mir gesagt: Nur noch Corona die ganze Zeit. Da hat man das Gefühl, der Corona liegt neben einem im Bett.
Also, lernen Sie diese alten Strophen auswendig. Es gibt viele Vertonungen, die Ihnen dabei helfen können. Und wenn Sie Klopapier brauchen, melden Sie sich. Wir haben welches.
Verbreiten Sie Gelassenheit, Mut und Hoffnung, so gut Sie können. Pflegen Sie Ihre sozialen Kontakt per Telefon, Whatsapp, E-Mail, Facebook oder wie auch immer. Nur halten Sie körperlich Abstand, mindestens 1,50 m. Seien Sie christliche Helden.
Sie sind versorgt. Wir alle sind versorgt. Gott sagt uns zu: Ich werde euch trösten, wie eine Mutter tröstet. Neuer Lebensmut wird in euch erwachen, so wie im Frühling das frische Grün sprosst.
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere menschliche Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus zum ewigen, seligen Leben.