Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen.
Liebe Gemeinde,
der Predigttext heute stammt aus einer düsteren Zeit. Die Babylonier haben das Land Juda erobert. Sie haben die Oberschicht nach Babylon verschleppt. Dort versuchen diejenigen, die den Marsch überlebt haben, sich neu zu orientieren. Sie müssen im fremden Land überleben. Und sie versuchen zusammenzuhalten und sich an ihre Traditionen und ihren Gott zu erinnern. Natürlich tauchen da Fragen auf: Hat unser Gott überhaupt Macht in diesem fremden Land? Hat er uns verlassen, weil wir soviel falsch gemacht haben? Werden wir unsere Identität und alles, was uns wichtig ist, verlieren und einfach in dem großen Völkergemisch in Babylon aufgehen?
In der vorherigen Zeit in Juda waren Profeten aufgetreten und hatten den König und das Volk gewarnt und erzählt, was alles schief läuft im Land.
Jetzt ist eine andere Zeit. Jetzt treten wieder Profeten auf aber mit einer ganz neuen Botschaft. Ich lese
Jesaja 54, 7-10
7Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln.
8Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen, spricht der Herr, dein Erlöser.
9Ich halte es wie zur Zeit Noahs, als ich schwor, dass die Wasser Noahs nicht mehr über die Erde gehen sollten. So habe ich geschworen, dass ich nicht mehr über dich zürnen und dich nicht mehr schelten will. 10Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.
Jetzt ist die Zeit der Verzweiflung. Und jetzt brauchen die Verschleppten Trost und neuen Mut. Und Gott schickt den Profeten, den wir heute den zweiten Jesaja nennen, (es könnte auch eine Profetin gewesen sein) um dem Volk Mut zum Durchhalten zu schenken und Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Die Antwort auf die Fragen lautet: Ja, wir haben viel falsch gemacht und Gott hat uns eine kurze Zeit verlassen, aber jetzt kümmert er sich wieder um uns. Nein, seine Macht reicht bis nach Babylon. Ja, Gott herrscht über die ganze Welt. Sein Bund und seine Gnade ist so zuverlässig, dass wir in Frieden leben werden. Haltet durch! Wir kommen wieder zurück in unser Land. Gott wird uns dazu helfen.
Ich finde die Botschaft von der Gnade und Zuverlässigkeit Gottes und seinem Frieden tut auch uns heute gut. Auch wir als Christinnen und Christen fragen uns heute: Was wird aus unserem Glauben werden, was wird aus unserer Gemeinschaft und der Tradition, die uns wichtig ist?
Und der zweite Jesaja gibt uns darauf die einzig weiterführende Antwort: 10Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.
Als wir jung waren dachten wir vielleicht, wir können die Welt retten. Als wir älter wurden hofften wir möglicherweise noch wir könnten unsere Familie retten. Und noch älter gaben wir uns vielleicht der Illusion hin, wir könnten uns selbst retten. Vielleicht werden wir alt genug um einzusehen, dass wir gar nichts und niemanden retten können. Denn wir erinnern uns möglicherweise daran, was wir alles in unserem Leben schon versiebt haben. Und in welchen Zwängen wir gar keine andere Wahl hatten als das zu tun, was nötig war, auch wenn wir es gar nicht gut fanden. Wir bestimmen nicht über die Zeit, in die wir hinein geboren werden. Und wir bestimmen nur in sehr begrenztem Umfang darüber, was uns alles zustößt. Und im Rückblick sehen wird, dass wir eigentlich nur das gedacht haben, was in dieser Zeit so gedacht wurde, und wir waren entweder dafür oder dagegen. Aber wir hatten nie die Wahl etwas grundsätzlich anderes zu denken.
Und ob wir begrüßen, was gerade geschieht oder vehement dagegen sind, ist im Grunde egal. Unsere Möglichkeiten sind sehr begrenzt.
Nur eines bleibt: 10Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.
Am Ende sehen wir, dass wir nicht viel wissen und wie es in dem Lied: Der Mond ist aufgegangen heißt, nur weiter von dem Ziel kommen. Entweder wir verlassen uns auf die Gnade Gottes, oder wir sind verlassen.
Entweder wir halten uns an den Bund des Friedens oder wir leben im Krieg miteinander und im Krieg mit uns selbst. Denn nur die Gnade Gottes führt uns zu dem Ziel unseres Lebens.
Und auch wenn es manchmal so aussieht als hätte Gott uns verlassen, so geschieht genau das nie. Die einzige Sicherheit, die es in diesem Leben gibt ist, dass Gottes Erbarmen uns umfängt. Jetzt und früher und in alle Zukunft. Das haben die Verschleppten aus Juda damals verstanden und deshalb konnten sie an ihrem Gott festhalten und deshalb hat das Judentum die Zerschlagung des Landes überlebt. Und deshalb konnte aus dem Judentum das Christentum hervorgehen und sich über die ganze Welt ausbreiten.
Denn hinter diese Botschaft und diese Erfahrung kann man nicht mehr zurück gehen. Das Erbarmen Gottes über uns ist die letzte Wirklichkeit, die wenn alles andere zusammenbricht auch der eigene Körper, bleibt.
Und deshalb können wir der Zukunft mit Zuversicht entgegen gehen. Auf uns persönlich wartet nicht einfach nur Abbau und Verfall. Auf uns persönlich wartet am Ende unseres Lebens der Gott, der Erbarmen mit uns hat.
Und deshalb müssen wir uns auch keine Sorgen über unsere Tradition und unseren Glauben und unsere Kirche machen. Was auch daraus wird, am Ende wartet immer nur das eine oder die eine oder der eine. Keine Ahnung wie man ihn sie oder es richtig beschreibt. Aber eines hat er uns durch die Profeten deutlich gemacht: Am Ende steht das Erbarmen Gottes: 10Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.
Und das gilt auch für unsere Freunde und unsere Familien und die ganze Welt: Am Ende steht das Erbarmen Gottes. Und ihre Zuverlässigkeit. Alle Wege führen zu ihr. Damals und heute und in alle Ewigkeit.
und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinn in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben!