Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.
Liebe Gemeinde, der Ostersonntag liegt hinter uns. Weil Ostern sehr wichtig ist, gibt es heute einen zweiten Feiertag.
Heute ist ein ungewöhnlicher Predigttext für Ostern dran. Wir feiern ja, dass Jesus auferstanden ist und davon erzählt das Neue Testament. Der zweite Teil der Bibel. Heute ist aber im Predigttext von Jona, dem Propheten, die Rede. Jona bekommt den Auftrag von Gott, in die Hauptstadt der Feinde zu gehen und ihnen zu sagen: noch drei Tage, dann wird die Stadt untergehen. Jona will das nicht. Das kann man verstehen. Das ist schließlich lebensgefährlich. Er flieht auf einem Schiff ganz weit weg von seinem Ziel. Da gibt es einen großen Sturm. Die Matrosen werfen das Los, um rauszubekommen, wer so sehr die Gottheit erzürnt hat, dass das Schiff unterzugehen droht. Das Los fällt auf Jona. Jona erzählt, dass er vor Gott auf der Flucht ist und sagt den Matrosen: Werft mich ins Meer. Vor diesem Mord schrecken die Matrosen zurück, aber der Sturm wird immer schlimmer und schließlich werfen sie Jona ins Meer und tatsächlich: der Sturm hört auf. Das Schiff ist gerettet.
Aber was ist mit Jona. Dazu erzählt unser Predigttext folgendes. Ich lese Jona Kapitel 2:
Der Herr aber schickte einen großen Fisch,
der Jona verschlang.
Und Jona war drei Tage und drei Nächte lang
im Bauch des Fisches.
2Im Bauch des Fisches betete Jona
zum Herrn, seinem Gott:
3Als ich in Not war, schrie ich laut.
Ich rief zum Herrn und er antwortete mir.
Aus dem Innern des Totenreichs rief ich um Hilfe.
Da hast du mein lautes Schreien gehört.
4In die Tiefe hattest du mich geworfen,
mitten in den Strudel der Meere hinein.
Wasserströme umgaben mich.
Alle deine Wellen und Wogen –
sie schlugen über mir zusammen!
5Da dachte ich: Jetzt bin ich verloren,
verstoßen aus deinen Augen.
Wie kann ich je wieder aufschauen,
um deinen heiligen Tempel zu sehen?
6Das Wasser stand mir bis zum Hals.
Fluten der Urzeit umgaben mich.
Seetang schlang sich mir um den Kopf.
7Zum Grund der Berge bin ich hinabgestiegen,
in das Reich hinter den Toren des Todes.
Sie sollten für immer hinter mir zugehen.
Du aber hast mein Leben aus dem Abgrund gezogen,
du Herr, du bist ja mein Gott.
8Als ich am Ende war,
erinnerte ich mich an den Herrn.
Mein Gebet drang durch zu dir,
bis in deinen heiligen Tempel.
9Ja, wer sich an Nichtigkeiten klammert,
verliert seinen einzigen Halt im Leben.
10Ich aber will dir mit lauter Stimme danken,
Schlachtopfer will ich dir darbringen.
Auch meine Gelübde werde ich erfüllen.
Hilfe findet sich beim Herrn!
11Da befahl der Herr dem Fisch, Jona an Land zu bringen.
Dort spuckte der Fisch ihn aus.
Voller Angst ist Jona in den Wellen. Und dann kommt der Fisch, der ihn verschlingt. Ob das besser ist? Vermutlich hat er mit seinem Leben abgeschlossen. Er hat festgestellt: es ist keine gute Idee sich mit dem mächtigen Gott anzulegen. Aber obwohl seine Beziehung zu Gott gerade nicht sehr gut ist, betet Jona. Was soll er auch sonst tun. 3Als ich in Not war, schrie ich laut.
Ich rief zum Herrn und er antwortete mir.
Aus dem Innern des Totenreichs rief ich um Hilfe.
Da hast du mein lautes Schreien gehört.
Das sind Worte, wie wir sie sonst in den Psalmen finden, dem alten Liederbuch und Gebetbuch. Jona betet also ein Lied oder Gebet, das er auswendig kann. Und in dem Gebet heißt es: du hast mich gehört. Du hast mir geholfen. Im Bauch des Fisches wird sein Atem ruhiger. Was auch immer geschieht, Jona weiß: ich gehöre zu Gott. Ich gehöre zu der Gemeinschaft der Glaubenden. Und Gott hört auf Gebet. 3 Tage lang betet er so im Bauch des Fisches. Und Jona kann wirklich beten: das Wasser steht mir bis zum Hals. Er ist sogar unter dem Wasser ganz in der Tiefe am Meeresboden. Und dann, nach 3 Tagen spuckt der Fisch ihn an Land. Jona kommt seinem gefährlichen Auftrag nach. Was schert ihn jetzt noch die Todesgefahr. Er ist ja gerade dem Tod von der Schippe gesprungen. Das Erstaunliche geschieht: die Hauptstadt des Feindes erschrickt und tut Buße und bittet Gott um Verschonung. Und Gott verzeiht dem Feind und Jona ist damit nicht zufrieden.
Wieso ist diese Geschichte an Ostern dran? Jesus hat seinen Gegnern gesagt, die ein Wunder von ihm forderten, das ihn als von Gott geschickt beweisen sollt. Ihr bekommt nur das Zeichen des Jona, der drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war. Und siehe: hier ist mehr als Jona.
Jesus ist am dritten Tag auferstanden. Am Karfreitag begraben und am frühen Morgen des Ostersonntags auferstanden. Auch Jesus war in der Finsternis. Auch Jesus war in der Tiefe. Auch Jesus war dort, wo wir nur noch mit Todesangst die Welt deuten können. Wo wir ohnmächtig sind. Wo uns das Wasser bis zum Hals geht und darüber hinaus.
Aber Gott hat Jesus nicht im Tod gelassen. So wie Jona durch die Tiefe der Todesangst hindurch gegangen ist und gerade so einen neuen Anfang geschenkt bekommen hat, so ist Jesus durch den Tod hindurch gegangen und mit seiner Auferstehung fängt eine neue Epoche in der Geschichte der Menschheit an.
Ich möchte uns diese Geschichte am heutigen Ostermontag so deuten: Wir sind Überlebende. Und wir werden Überlebende sein, noch in einer ganz anderen Weise.
Wir alle müssen Menschen verabschieden, die von uns gehen, die uns wichtig waren. Wenn ein Mensch stirbt, der mir wichtig ist, dann ist meine eigene Sterblichkeit ganz nah. Ich weiß, dass mein Leben begrenzt ist und es ist schwer, damit zu leben. Es ist auch schwer, weiter zu leben, wenn wir als Überlebende die zurück lassen müssen, die gestorben sind.
Wir sind auch Überlebende insofern, als wir oft schon bewahrt worden sind. Viel mehr als wir es bemerken. Unser Schutzengel ist aktiv und manchmal merken wir es.
Jeden Morgen wird uns ein neuer Tag und damit ein neues Leben geschenkt. In der Nacht ist es dunkel. In der Nacht gibt es Alpträume und die Angst ist stärker da. Und am Morgen können wir dankbar das neue Licht aus Gottes Hand annehmen.
Jesus sagt: hier ist viel mehr als Jona. Jesus überlebt nicht eine Todesgefahr. Er geht in den Tod. Er besiegt den Tod. Er geht als strahlender Sieger über den Tod dem Ostermorgen entgegen.
Wir Christinnen und Christen sind mit Jesus verbunden. Unser Schicksal hängt mit Jesus zusammen. Jesus hat den Tod für uns alle schon besiegt.
Auf uns wartet ein anderes, neues Leben. Dort, am andern Ufer. Dort, bei Jesus. Dort, wo die Angst vorbei sein wird. Wir werden Überlebende sein, ganz anders. Oder besser gesagt: Jesus nimmt uns in die Kraft seiner Auferstehung hinein.
Das ist etwas Zukünftiges. Nach unserem Tod. Aber es ist auch jetzt schon ein wenig da. Dann, wenn wir Jona-Momente haben. Also, wenn wir in Gefahr beten und Gott uns hilft. Wenn wir von Gott beschützt werden, manchmal ohne es zu merken. Wenn wir vor etwas weglaufen, was wir als richtig erkannt haben, dann auf die Nase fallen und dann das richtige machen. Vielleicht nach 3 Tagen und 3 Nächte Stress und Beten und Angst.
Übrigens: Sie müssen diesen Psalm von Jona nicht auswendig lernen. Wenn es schwierig wird, reicht was ganz einfaches. Z.B. Jesus beim Ausatmen und Christus beim Einatmen. Oder ein Vaterunser. Oder ein Stoßgebet: Gott, hilf mir. Und dann hoffentlich die Erinnerung: Gott ist ein Gott, der hilft. Im Bauch des Fisches am Meeresgrund kann man beten. Und dieses Beten hilft. Und wenn die Lage aussichtslos scheint wie im Bauch des Fisches oder wenn Jesus tot ist und ein großer Stein vor dem Grab liegt und alles zu Ende zu sein scheint: die Geschichte geht weiter. Es gibt das Zeichen des Jona. Einen Wendepunkt zum Guten, gerade dann, wenn es besonders aussichtslos ist.
Ich wünsche uns allen Jona-Momente. Erfolgreiches Beten. Und dass wir unseren Weg finden, auf dem wir das machen können, was unser Auftrag und Sinn im Leben ist.
Und der Friede Gottes…