Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen.
Liebe Gemeinde,
Albrecht: die Sonne ist aufgegangen. Die Finsternis weicht. Wir feiern Auferstehung. Große Freude. Auferstehung ist die grundlegende Veränderung in der Geschichte der Menschheit.
Elke: Das ist schwer zu glauben. Wir haben ja gerade in der Lesung gehört, dass eine der älteren Geschichten über die Auferstehung, nicht von großer Freude sondern vor allem von großem Erschrecken erzählt.
Albrecht: Findest du?
Elke: Ja, stell dir vor eine dir wichtige Person ist gestorben. Ein paar Tage nach der Beerdigung gehst du auf den Friedhof. Du möchtest wissen, wie das Grab aussieht und du hast Blumen mitgenommen, um sie auf das Grab zu legen. Und dann siehst du, dass das Grab aufgegraben ist, der Deckel ist zur Seite verschoben. Und du siehst, dass der Sarg leer ist. Unten auf dem leeren Sarg hockt ein komisch angezogener junger Mann in einem weißen Gewand. Würdest du nicht wie die Frauen am Ostermorgen vor Schreck ganz schnell weglaufen?
Albrecht: Ja, wenn du es so beschreibst. Vielleicht schon. Aber der weißgekleidete junge Mann spricht ja mit den Frauen: Er sagt: Fürchtet euch nicht.
Elke: Wenn mir jemand sagt: Fürchte dich nicht, dann habe ich ja wohl Grund mich zu fürchten oder?
Albrecht: Er sagt auch: Gott hat Jesus von den Toten auferweckt. Und das ist doch so eine tolle Nachricht, dass die Frauen sich doch unfassbar freuen müssten.
Elke: Das tun sie aber nicht. Sie sind von dieser Botschaft völlig überfordert und durcheinander. Sie können nicht fassen, was sie gerade erleben.
Albrecht: Das verstehe ich nicht. Schließlich hat Jesus vorher auch angekündigt, dass er auferstehen würde. Und sie müssten den jungen Mann doch als Engel erkennen. Und der gibt ihnen auch noch einen Auftrag. Sie sollen zurück zu den Jüngern gehen und ihnen sagen, dass Jesus sie in Galiläa treffen will.
Elke: Das tun sie aber nicht. Sie sind so erschrocken, dass sie nur noch weg wollen. Und sie sind so verschreckt, dass sie noch nicht mal die Botschaft ausrichten.
Albrecht: Echt? Das Markusevangelium endet damit, dass die Osterbotschaft nicht weitergegeben wird? Lies mir doch noch einmal den Text vor.
Elke: Ich lese Markus 16,1-8
Als der Sabbat vorbei war, kauften Maria aus Magdala,
Maria, die Mutter von Jakobus,
und Salome wohlriechende Öle.
Sie wollten die Totensalbung vornehmen.
2Ganz früh am ersten Wochentag kamen sie zum Grab.
Die Sonne ging gerade auf.
3Unterwegs fragten sie sich:
»Wer kann uns den Stein vom Grabeingang wegrollen?«
4Doch als sie zum Grab aufblickten, sahen sie,
dass der große, schwere Stein schon weggerollt war.
5Sie gingen in die Grabkammer hinein.
Dort sahen sie einen jungen Mann.
Er saß auf der rechten Seite
und trug ein weißes Gewand.
Die Frauen erschraken sehr.
6Aber er sagte zu ihnen:
»Ihr braucht nicht zu erschrecken!
Ihr sucht Jesus aus Nazaret, der gekreuzigt wurde.
Gott hat ihn von den Toten auferweckt,
er ist nicht hier.
Seht: Hier ist die Stelle, wo sie ihn hingelegt hatten.
7Macht euch auf!
Sagt seinen Jüngern, besonders Petrus:
Jesus geht euch nach Galiläa voraus.
Dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.«
8Da flohen die Frauen aus dem Grab und liefen davon.
Sie zitterten vor Angst und sagten niemandem etwas,
so sehr fürchteten sie sich.
Albrecht: Ja, tatsächlich. Das Ganze endet damit, dass sie niemandem etwas sagen, weil sie sich so sehr fürchten.
Elke: Und ich finde, das völlig plausibel. Die Auferstehung ist ein großes und erschreckendes Geheimnis. Und wenn man plötzlich damit konfrontiert wird, da ist jeder überfordert. Und es ist schwer zu glauben. Bis heute ist es schwer zu glauben. Wer fragt sich denn nicht ab und zu, ist das wirklich so? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Ist Jesus wirklich auferstanden. Und werde ich mit ihm leben? Das ist doch völlig normal, sich da nicht so sicher zu sein.
Albrecht: Und du meinst, die Frauen am Grab waren, von dem was sie gefunden bzw nicht gefunden haben, so schockiert, dass sie gar nicht mehr wussten, was sie denken sollen.
Elke: Ja. Und wenn du an die Auferstehung von den Toten denkst, hast du da nicht auch manchmal Zweifel?
Albrecht: Nein, eigentlich nicht. Ich bin mit dieser Vorstellung aufgewachsen. Und ich finde das eigentlich ganz verständlich. Ich habe nie etwas anderes gedacht als dass ich mal im ewigen Leben bei Gott sein werde.
Elke: Also ich bin ja in keiner frommen Familie aufgewachsen, und für mich ist das immer eine Frage geblieben, ob nicht mit dem Tod alles aus ist. Zumindest ist es eine Befürchtung, die mich immer mal wieder quält, wenn ich von dunklen Gedanken geplagt werde.
Albrecht: Komm, diese Geschichte von dem Schrecken der Frauen, die Jesus im Grab nicht mehr finden, ist ja nur der Anfang der Ostergeschichten. Es gibt in allen Evangelien noch viele Geschichten wie Jesus seinen Jüngern begegnet. Und die anderen Geschichten erzählen nicht in erster Linie vom Erschrecken, sondern viele sind auch von großer Freude geprägt.
Elke: Na ja, bei Matthäus am Ende, wo Jesus erscheint und den Taufbefehlt gibt, steht vorher: Einige aber zweifelten. Und bei Johannes sagt Thomas als die anderen ihm von ihrer Begegnung mit Jesus erzählen: Wenn ich nicht meine Hände in die Wunden legen kann, dann glaube ich es nicht.
Albrecht: Und dann erscheint Jesus. Und Thomas legt die Hände auf seine Wunden und Thomas glaubt.
Elke: Ja, aber wir haben keine solche Erscheinung des Auferstandenen. Wir müssen uns auf die Geschichten in der Bibel verlassen. Da finde ich es nicht abwegig ein paar Zweifel zu haben.
Albrecht: Ja, du darfst manchmal zweifeln. Das will ich dir wirklich nicht verbieten. Und du darfst auch erschrecken, weil so eine plötzliche Auferstehung ja nichts ist, womit man im Alltag rechnet. Aber trotzdem ist es doch eine gute Nachricht. Nein, es ist die beste aller möglichen Nachrichten. Und sie verdient geglaubt zu werden und auch weitererzählt zu werden.
Elke: Was ich einsehe ist, dass der Glaube an die Auferstehung von den Toten alles ändert. Es ist ein völlig anderes Lebensgefühl. Ich gehe meinem Tod entgegen – im Grunde seit meiner Geburt. Und um so älter ich werde, um so näher rückt der Tod und um so wahrscheinlicher wird er. Wenn ich denke, das war es. Mit dem Tod ist alles aus. Dann lebe ich täglich mit einem Schrecken, den ich eigentlich nur verdrängen kann und an den ich möglichst nicht denken will.
Albrecht: Und wenn du an die Auferstehung von den Toten glaubst, und dass du Jesus in diese Auferstehung folgen wirst, dann wirst du getröstet an deinen Tod denken können und gespannt, was noch alles Gutes von Gott auf dich zukommt.
Elke: Ja, aber in all dem finde ich Gottes Handeln doch erschreckend. An dieser Geschichte erlebe ich Gottes Macht, die selbst den Tod überwinden kann. Das erfüllt mich mit Furcht, vielleicht sollte ich lieber sagen mit Ehrfurcht.
Albrecht: Und das ist doch gut. Und das müssen wir auch weitersagen: Gott ist uns Menschen unfassbar zugewandt und liebevoll uns gegenüber. Aber Gott ist eben auch mächtig und ganz anders. Und seine Wege sind für uns meistens völlig unverständlich.
Elke: Tod und Auferstehung Jesu sind ein Geheimnis, dass wir nicht wirklich lüften können. Wir können theologisch denken und versuchen es zu verstehen. Aber am Ende können wir es nicht erklären. Eigentlich können wir nur Gottes Wege so annehmen wie sie sind und Gott danken, dass er oder sie oder es uns neues Leben schenkt, von dem wir nicht wissen wo es herkommt und wie es sein wird.
Albrecht: Genau das tun wir heute in der Kirche. Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Jesus Christus auferweckt hat von den Toten. Wir feiern Ostern. Christus ist auferstanden.
Elke: Er ist wahrhaftig auferstanden.
und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinn in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben!