Pestgedenktag 1.11.20

Liebe Gemeinde,

heute feiern wir Pestgedenktag. 1666 hat die Pest Messel überrollt genau wie
die Coronapandemie jetzt. Damals sind ein Drittel der Bevölkerung gestorben.
Wir hoffen, dass es dieses Mal sehr viel glimpflicher für uns alle ausgeht.
Aber besorgt machen mich die Zahlen schon. Damals haben die Menschen
gefeiert als es vorbei war und haben gelobt, dass sie Gott jedes Jahr dafür
danken werden, dass sie davon gekommen sind. Wir werden auch feiern, wenn
das hier vorüber ist. Abends beim Einschlafen male ich mir aus, wie wir
nächstes Jahr wieder mit Kartoffelgemüs und Würstchen sitzen werden und uns
freuen werden, dass das schlimme Jahr vorbei ist. Vielleicht auch erst
übernächstes Jahr. Aber wir werden feiern.

Und wenn wir die Pest mit der Seuche heute vergleichen, dann sehen wir, was
wir seit damals für Fortschritte gemacht haben. Wir haben herausgefunden, dass es ein Virus ist und was für eins. Wir wissen, wie es übertragen wird. Wir werden verschiedene Impfstoffe haben. Wir wissen jetzt viel besser, was hilft: Masken und Abstand und Lüften und vorsichtig sein. Es gibt Luftfilter. Viel besser als damals, wo man allem hilflos ausgeliefert war. Heute können wir etwas tun. Und das ist ein wichtiger Unterschied.

Unser Leben ist soviel sicherer geworden. Und ich finde, dafür sollten wir
dankbar sein, auch wenn die Situation uns gerade viel abverlangt.

Und wir haben Reformationstag gefeiert. Martin Luther ging es auch darum,
unter den Menschen seiner Zeit, das Gottvertrauen zu stärken. Unser
Predigttext heute fordert uns dazu auf, dieses Gottvertrauen auch nach außen
zu zeigen. Ich lese

Matthäus 10,26b-32

Es gibt nichts Verborgenes,

das nicht sichtbar wird,

Und es gibt nichts Geheimes,

das nicht bekannt wird.

27Was ich euch im Dunkeln anvertraue,

das sagt am hellen Tag weiter!

Und was ich euch ins Ohr flüstere,

das ruft von den Dächern!

28Habt keine Angst vor denen,

die nur den Körper töten können,

aber nicht die Seele.

Habt aber umso mehr Angst vor dem,

der sowohl die Seele als auch den Körper

in der Hölle vernichten kann.

29Kann man nicht zwei Spatzen für eine Kupfermünze kaufen?

Und doch fällt keiner von ihnen auf die Erde,

ohne dass euer Vater es weiß.

30Aber bei euch ist sogar jedes Haar auf dem Kopf gezählt!

31Habt also keine Angst!

Ihr seid mehr wert

als ein ganzer Schwarm Spatzen.

32Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt,

zu dem werde auch ich mich bekennen

vor meinem Vater im Himmel.

33Wer mich aber nicht kennen will vor den Menschen,

den will auch ich nicht kennen vor meinem Vater im Himmel.«

Wie zeigen wir unser Gottvertrauen heute?

Ich finde, wir zeigen es, indem wir in die Kirche gehen. Es darf jeder
sehen, wohin wir während es läutet unterwegs sind. Das ist ein klares
Bekenntnis zu Jesus Christus. Und wenn wir gefragt werden, warum wir das
tun, dann antworten wir, weil es uns gut tut, weil wir es richtig finden,
unseren Glauben zu leben und weil wir mit anderen zusammen sein möchten, die
sich auch zu Jesus Christus bekennen. Denn das stärkt unseren Glauben. Wir
zeigen unserer Gottvertrauen, weil es keine Privatangelegenheit ist, an Gott
zu glauben. Der Glaube lebt aus der Gemeinschaft. Wir brauchen uns
gegenseitig, damit die Sache Jesu weiter geht. Wir müssen den Raum auch für
die nächsten Generationen offen halten. Und das tun wir heute morgen
stellvertretend für die anderen, denen der Glaube auch wichtig ist, aber die
es nicht so gut ausdrücken können, oder die gerade Angst haben in die Kirche
zu kommen. Wir erhalten eine Möglichkeit, die andere vielleicht auch mal
brauchen, wenn sie in eine Krise kommen.

Wie zeigen wir unsere Dankbarkeit für unsere guten Lebensbedingungen im
Vergleich zu früheren Zeiten? 

Ich mache mir das immer wieder im Gebet klar. Abends bevor ich das
Hessenwetter und die Tagesschau anschalte, frage ich mich, was war heute
gut? Wofür möchte ich Gott danken? Das empfinde ich als total hilfreich,
weil ich den Tag mit anderen Augen ansehe. Sonst bin ich eher auf das
fixiert, was schief gelaufen ist, wer mich geärgert hat, und was ich wieder
nicht geschafft habe. Aber die Frage, was war heute gut, macht mich
zufriedener. Denn ich finde immer etwas. 

Und wenn andere sich beschweren und gerade schlechte Stimmung verbreiten.
Dann ist das ok. Denn was einen ärgert muss raus. Und es bringt einen nicht
weiter alles nur durch eine rosa Brille zu sehen. Aber danach, wenn klar
ist, was schief läuft und schwierig ist, wird es Zeit zu fragen: Was kann
man dagegen tun? Und dann als nächstes: Was läuft gerade gut. Damit all das
Schwierige ein Gegengewicht bekommt. Ich finde zum Gottvertrauen gehört
auch, wie der Predigttext sagt, dass kein Spatz auf die Erde fällt ohne dass
Gott es weiß. Und wir sind mehr wert als Spatzen. In der Hand des Höchsten
sind wir geborgen. Wir müssen uns nur daran erinnern, was Gott uns alles
Gutes getan hat und was Gott uns alles geschenkt hat. Dann wächst auch das
Vertrauen in die Zukunft. Wir werden mit Gottes Hilfe auch durch diese
schwierige Zeit kommen.

Das haben wir der allgemeinen Angst entgegen zu setzen. Ich denke da vor
allem an die Kinder und Jugendlichen. Sie sind besonders verunsichert, weil
die meisten so eine tiefe Krise zum ersten Mal in ihrem Leben erleben. Ich
finde, wir Älteren können sie da trösten und sagen: Habt keine Angst. Diese
Zeiten gehen auch vorbei. Und dann wird die Schule wieder normal sein. Und
ihr werdet euch wieder mit vielen anderen Jugendlichen treffen können. Und
ihr werdet wieder große Feste feiern können. Es bleibt nicht so wie es jetzt
ist. Für Jugendliche geht die Krise schon eine halbe Ewigkeit, für uns
Ältere ist es gerade mal ein gutes halbes Jahr. 

Habt keine Angst! Sagt das Matthäusevangelium. Steht zu eurem Glauben. Und
Gott wird zu euch stehen. Diese Verheißung sollten wir uns merken. Egal wie
alt wir sind und wo wir herkommen und was uns sonst noch unterscheidet.

Habt keine Angst! Gott wird zu uns stehen. Egal wie schlimm die Situation
noch wird. Habt keine Angst. Jesus Christus wird sich am Ende zu uns
bekennen. Er kümmert sich darum, wie es uns geht. Wir gehören zu ihm. Was
immer auch kommen mag. Am Ende werden wir bei Gott geborgen sein.

Wie sagt ein Kollege immer gern: Am Ende wird alles gut. Und wenn es noch
nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.

und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen
und Sinn in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben!

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