Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen.
Liebe Gemeinde,
heute am Pestgedenktag gedenken wir nicht der Pest, die 1666 in Messel wütete und ein Drittel der Messler Einwohnerinnen und Einwohner tötete. Wir denken vielmehr daran, dass 2/3 die Pest überlebt haben. Und sie danach ein Gelübde abgelegt haben, dass sie zur Feier dieses Überlebens jedes Jahr einen Gottesdienst am 2. November feiern wollen. In diesem Gottesdienst wollen sie Gott danken und ihn bitten, dass Messel zukünftig von Seuchen verschont bleibt. Das war insofern erfolgreich als 1666 die letzte Pestepidemie war, die Messel erreicht hat.
Als wir im Kirchenvorstand über den Pestgedenktag gesprochen haben, haben zwei Kirchenvorsteherinnen gesagt. Ja, wir gehören zu den überlebenden Familien. Uns gäbe es heute nicht, wenn damals wie oft in Pestzeiten das ganze Dorf ausgerottet worden wäre. Und darum geht es mitten in einer neuen Epidemie. Wir leben noch. Ja, auch in Messel sind Menschen an Corona gestorben. Und auch hier gibt es neue Fälle und die Inzidenz steigt. Aber wir leben weiter. Es ist nervig, diese ganzen Coronamaßnahmen zu beachten. Und ja wir sind müde und würden uns wünschen, dass es endlich vorbei ist mit Corona. Aber insgesamt als Land sind wir bis jetzt ganz gut durchgekommen. Viele sind geimpft. Und das Leben geht weiter. Und ich finde wir sollten heute genau wie die Überlebenden damals auch dankbar zurück blicken und sehen, dass wir Intensivstationen mit Beatmungsgeräten und Menschen, die das Risiko und den Stress auf sich nehmen dort zu arbeiten haben. Wir haben ganz schnell mehrere wirksame Impfstoffe bekommen. Es gibt Masken, die wirklich Viren abhalten. Und nicht zuletzt haben wir hier in Deutschland eine disziplinierte Bevölkerung wo sich die allermeisten an sinnvolle Regeln halten. Und wir haben eine einsichtige Regierung, die sich bemüht hat, das richtige für alle zu entscheiden. Dass das in so einer neuen Situation nicht immer gelingt, ist ja normal.
Und ich finde wir sollten an so einem Tag, wo wir uns erinnern, dass eine Seuche damals halb Europa getötet hat, dankbar dafür sein, wie sich unsere Lebensbedingungen seitdem weltweit verbessert haben. Manchmal haben wir ja den Eindruck, alles wird immer nur schlechter. Wir leben mit Kürzungen und öffentliche Verwaltungen funktionieren schlechter, die Digitalisierung lässt zu wünschen übrig und der Klimawandel. Ja, wir haben Probleme. Und Fortschritt hat immer auch eine Rückseite.
Aber eines unserer Probleme ist, dass wir nicht wahrnehmen, was sich inzwischen auch verbessert hat, weil unsere Medien immer nur über die Katastrophen berichten und sehr viel seltener über langsame Entwicklungen.
Ich möchte ihnen jetzt drei Fragen stellen über die Entwicklung der Welt in den letzten 20 Jahren und bitte Sie, wenn Sie die Antworten nicht wissen, einfach zu raten. Frage 1: In den letzten 20 Jahren hat sich der Anteil der Menschen, die in extremer Arbeit leben: a beinahe verdoppelt
B praktisch nicht verändert
C beinahe halbiert
Also bitte melden: Wer meint der Anteil der Menschen die in extremer Armut leben hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt?
Gleich geblieben?
Beinahe halbiert?
Frage 2: Wieviel der einjährigen Kinder in der Welt sind gegen Masern geimpft?
Zwei von 10
Fünf von 10
Acht von 10
Wer ist für:
3. Frage: Heute leben auf der Welt 2 Milliarden Kinder. Wenn die Entwicklung so weiter geht wie jetzt, dann werden 2100 auf der Welt
4 Milliarden Kinder leben
3 Milliarden Kinder leben
Ungefähr 2 Milliarden Kinder leben wie heute
Wer ist für?
So und jetzt die Auflösung: Die richtigen Antworten entsprechend der Statistik der vereinten Nationen:
Die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, hat sich in den letzten 20 Jahren halbiert.
8 von 10 Kindern auf der Welt sind im Alter von einem Jahr gegen Masern geimpft.
2100 werden genauso viele Kinder auf der Welt leben wie heute oder weniger. Die Geburtenraten in Asien und Afrika gehen stark zurück.
In der Hauptstadt von Kenia gibt es eine Startup Szene von jungen Unternehmerinnen und Unternehmern, die Berlin nicht nur das Wasser reichen kann, sondern Berlin bei weitem übertrifft. Durch die neuen Technologien besonders die Solaranlagen gibt es inzwischen in vielen Städten der ganzen Welt eine stabile Stromversorgung. Das war vor 30 Jahren noch anders.
Hans Rosling, ein Schwede und Gesundheitsbeauftragter der Uno, der vor drei Jahren gestorben ist, hat ausgerechnet, dass Mosambique nur halb so lange gebraucht hat die extreme Armut zu halbieren wie Schweden am Beginn des letzten Jahrhunderts. Übrigens kann man diese ganzen positiven Entwicklungen in der Welt an seinem Buch Factfulness nachlesen. Ich empfehle allen, die deprimiert sind und denken, dass alles nur immer schlimmer wird, Hans Rosling Factfulness. Wenn man Hoffnung auf eine bessere Zukunft bekommen möchte, kann ich Ihnen das nur dringend ans Herz legen.
Und als Christinnen und Christen ist es ja unsere Aufgabe, die Hoffnung in der Welt zu stärken. Und diese Aufgabe ist heute leichter denn je, weil es so viele Fakten gibt, die dafür sprechen. Gott hat uns seine Menschen nicht aufgegeben sondern führt uns weiter durch die Zeiten und zeigt uns Wege auch in der Zukunft. Wir haben alles Grund, dankbar zu sein für unsere guten Lebensbedingungen. Und wir haben allen Grund weiter an der Verbesserung der Welt für unsere Kinder und Enkel zu arbeiten. Es lohnt sich und es zeigt Früchte. Die Vergangenheit zeigt, dass wir eine gute Chance haben auch die neuen Herausforderungen, vor denen wir als Menschheit jetzt stehen, ich nenne nur Digitalisierung, Gerechtigkeit und Klimawandel, zu bewältigen. Und deshalb möchte ich am Ende von Angela Merkels Amtszeit als Bundeskanzlerin sie heute zustimmend zitieren: Wir schaffen das. Heute leben hier in Messel noch einige deren Familien damals die Pest überlebt haben. Und ich vertraue darauf, dass nicht nur in Messel sondern überall auf der Welt die meisten Menschen auch in Zukunft ein gutes Leben haben werden.
und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinn in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben!