Quasimodogeniti 19.4.2020 Albrecht Burkholz

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus!

Liebe Gemeinde am Weißen Sonntag, dem Sonntag nach Ostern. Heute hätte Gnadenkonfirmation sein sollen. Der Jahrgang, der vor 70 Jahren, 1950, konfirmiert wurde und heute 84 Jahre alt ist, hätte miteinander dieses seltene Fest begangen. Vielleicht können wir das Fest im Herbst oder im nächsten Frühjahr nachholen. Ich wünsche allen, dass sie bis dahin gut durch die Krise kommen. Gesund an Leib und Seele soweit möglich. Und dass wir alle das, was zu tragen und auszuhalten ist, so gut wie möglich tragen und aushalten können.

Unser Predigttext heute ist sehr ermutigend. 

Ich lese aus Jesaja 40,26-31

26 Richtet eure Augen nach oben und seht,

wer das alles geschaffen hat!

Seht ihr dort das Heer der Sterne?

Er lässt sie aufmarschieren in voller Zahl.

Mit ihrem Namen ruft er sie alle herbei.

Aus der Menge, vielfältig und stark,

darf kein einziger fehlen.

27 Wie kannst du da sagen, Jakob,

wie kannst du behaupten, Israel:

»Mein Weg ist dem HERRN verborgen!

Mein Recht entzieht sich meinem Gott!«

28 Hast du’s noch nicht begriffen?

Hast du es nicht gehört?

Der HERR ist Gott der ganzen Welt.

Er hat die Erde geschaffen

bis hin zu ihrem äußersten Rand.

Er wird nicht müde und nicht matt.

Keiner kann seine Gedanken erfassen.

29 Er gibt dem Müden neue Kraft

und macht den Schwachen wieder stark.

30 Junge Burschen werden müde und matt,

starke Krieger straucheln und fallen.

31 Aber die auf den HERRN hoffen,

bekommen neue Kraft.

Sie fliegen dahin wie Adler.

Sie rennen und werden nicht matt,

sie laufen und werden nicht müde.

Der Gott, der nicht müde wird, gibt den Müden neue Kraft.

Ich war etwas enttäuscht, dass die Fortschritte wegen Corona so klein sind. Mühsam und langsam ist der Weg zu einer neuen Normalität. Es dauert. Es nervt und macht mich ungeduldig, dass es so lange dauert. So lange können wir keine Gottesdienste feiern. Wir denken schon über kleine Gottesdienste vor dem Kriegerdenkmal nach. Die Stühle kann man weit auseinander stellen. Wir können die Tür öffnen, damit man die Orgel hören kann. Wir haben eine gute Verstärkeranlage im Gemeindehaus. Stattdessen habe ich mir eine Maske zum Einkaufen schicken lassen. Und es gibt immer noch kein Klopapier im Netto und keine Salatpflanzen im Dehner. Aber dafür gibt es Salatpflanzen bei Katjas Blumenfachwerk. Die meisten, die mir wichtig sind, sind gesund. Und irgendwann, irgendwann, wird es einen Impfstoff geben und wir werden wieder normal leben können. Wir werden uns wieder die Hand geben können. Die Plexiglasscheiben in vielen Geschäften werden bleiben. Wir werden uns impfen lassen gegen Grippe und Corona. Und unsere Gesellschaft wird auf künftige Krisen besser eingestellt sein.

Der Gott, der nicht müde wird, gibt den Müden neue Kraft.

Der Prophet sagt diese Worte den Menschen in Babylon. Seit mehr als 40 Jahren sind sie aus der Heimat verschleppt worden. Sie leben nun bei den Feinden, die gewonnen haben, und die sie als schwach verachten. Da kann die Hoffnung schwach werden und die Geduld zu Ende sein. Da kann man schon das Gefühl haben: 

»Mein Weg ist dem HERRN verborgen!

Mein Recht entzieht sich meinem Gott!«

Der Prophet oder die Prophetin, wir wissen nicht, welche Person sich hinter dem Namen Jesaja in der zweiten Hälfte des Jesajabuches versteckt, sagt den entmutigten und müde gewordenen Verschleppten: 

Schaut auf die Sterne, die hier von euren Feinden als Götter angebetet werden. Gott ist der, der die Sterne lenkt. Gott ist mächtiger als die Feinde und als das, was die Feinde fälschlicherweise als Götter ansehen. Gott ist mächtig genug, unsere Hoffnung zu stärken und uns zurück in die Heimat zu bringen. Es wird sein wie damals, als wir aus der Gefangenschaft in Ägypten geführt wurden. Damals hat Gott geholfen. Gott wird uns wieder helfen. Deshalb schaffen wir es, die schwierige Zeit durchzustehen. Wir schauen auf die Sterne. So groß ist der Raum, so weit weg sind sie, so zahlreich sind sie, unzählbar. Unsere Probleme sind sehr, sehr klein für den Gott, der die Sterne lenkt.

Wir schauen auf die fremden Götter, die Sterne. Und wir sehen dahinter. Wir sehen dahinter Gott.

Wir sehen auf unsere Probleme und auf die Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit und Ungeduld und  das Aufgeben wollen. Und wir sehen dahinter. Und wir sehen: Gott ist stärker. Die Hoffnung ist nicht vergeblich. Gott wird nicht müde. Und Gott gibt uns, den Müdegewordenen, die Kraft, die wir jetzt brauchen, zum Durchhalten.

Damals hat die Prophetin oder der Prophet am Ende Recht behalten. Wenig später durften Israeliten wieder zurückkehren. Die Perser hatten die Babylonier besiegt und wollten die Zustimmung der bisher unterdrückten Völker. Der Neuanfang war mühsam und zäh. Die Zurückgekehrten brauchten noch viele Prophetinnen und Propheten, die sie ermutigten. Aber es stimmte: die Müden bekamen neue Kraft. 

Nicht die militärische Macht hat ihnen geholfen. 

Junge Burschen werden müde und matt,

starke Krieger straucheln und fallen

Aber Gott, der die Sterne lenkt, hat ihre Hoffnung gestärkt und ihnen Durchhaltekraft verliehen.

Diese Hoffnung und diese Durchhaltekraft wünsche ich uns allen. Und wenn wir vor Gott mit ganzem Herzen etwas wünschen, dann ist es ein Gebet. Und Gebete haben die Verheißung, dass sie erhört werden. Dass kann mühsam und zäh sein und am Ende anders aussehen als wir es gedacht haben. Aber sie werden erhört. Der die Sterne lenkt, lenkt auch unser Leben.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben. Amen.

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