Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen.
Liebe Gemeinde,
Die Taufe ist ein wirksames Zeichen. Eltern, die ihre Kinder taufen lassen, haben ein gutes Gefühl dafür, dass sich mit der Taufe etwas im Leben der Kinder verändert. Sie wollen ihre Kinder unter den wirksamen Schutz Gottes stellen, denn sie wissen: Wir haben nicht die Macht, ein Kind in allen Unbillen, die das Leben heute bereit hält, zu beschützen und es durch alle seine Entscheidungen hindurch vor Schaden zu bewahren. Sie sagen: Wir lieben unser Kind und wir wollen alles dafür tun, dass es ihm oder ihr gut geht. Und sie haben recht, wenn sie so denken und handeln. Aber oft wissen sie gar nicht wie recht sie haben. Denn die Taufe beendet tatsächlich unsere Ohnmacht gegenüber allen bösen Mächten. Wie sie das tut, steht im Kolosserbrief. Ich lese
Kolosser 2,12-15
12In der Taufe wurdet ihr mit ihm begraben.
Mit ihm wurdet ihr auch auferweckt.
Denn ihr habt an die Kraft Gottes geglaubt,
der Christus von den Toten auferweckt hat.
13Ja, ihr wart tot aufgrund eurer Verfehlungen.
Und eure auf das Menschliche ausgerichtete Natur
hatte die neue Beschneidung noch nicht empfangen.
Aber Gott hat euch zusammen mit Christus
lebendig gemacht,
indem er uns alle Verfehlungen vergeben hat.
14Er hat den Schuldschein getilgt, der uns belastete –
einschließlich seiner Vorschriften,
die gegen uns standen.
Er hat ihn ans Kreuz angenagelt und damit beseitigt.
15Er hat die Mächte und Gewalten entwaffnet
und sie öffentlich zur Schau gestellt.
Er führt sie im Triumphzug mit,
der für Christus abgehalten wird.
Vielleicht kennen Sie den Schluss des ersten Star Wars Films von 1977. Die Gruppe von Freunden hat den Todesstern zerstört und gegen das Imperium gewonnen und das Böse besiegt. Eine gewaltige Parade in phantastischen Kostümen und Prinzessin Lea auf einer riesigen Tribüne und das Volk jubelt ihr zu.
So etwas kannte man im alten römischen Reich auch. Die Parade des Siegers in einem Krieg fand in Rom statt. Der Triumphzug führte vom Marsfeld aus durch die Porta triumphalis, das Forum Boarium, weiter durch den Circus Maximus, über das Forum Romanum zum Kapitol, wo der Triumphator vor dem Tempel des Jupiter Optimus Maximus abschließend ein feierliches Opfer darbrachte. Bei dem Triumphzug wurde die Beute mitgeführt und ausgestellt und die Kriegsgefangenen mussten in schweren Ketten mitlaufen. Nach dem Triumph wurden sie entweder hingerichtet oder in die Sklaverei verkauft. Anschließend gab es ein großes Volksfest mit freien Getränken und Essen für alle.
Darauf spielt Vers 15 unseres Predigttextes an: Gott hat die Mächte und Gewalten entwaffnet und sie öffentlich zur Schau gestellt. Er führt sie im Triumphzug mit, der für Christus abgehalten wird. Denn Christus hat den Sieg errungen. Er ist der Triumphator, den alle Welt bejubelt.
Christus hat wie der römische Heerführer die Feinde des Reiches also die Feinde Gottes besiegt. Durch seinen Tod und seine Auferstehung hat er den Krieg gegen die feindlichen Mächte gewonnen. Und das wird jetzt öffentlich gefeiert. Gefesselt werden die Mächte des Bösen, der Teufel und der Tod auf diesem Triumphzug in Ketten mitgeführt und dürfen von allen verspottet werden. Und anschließend gibt es ein riesiges Volksfest.
Das ist es, was die Taufe im Endeffekt bewirkt. Die Getauften erhalten Anteil am Sieg Christi über die widergöttlichen Mächte. Und damit kann weder der Tod noch das Böse ihnen etwas anhaben.
Wir, die Getauften, gehen mit Christus durch den Tod zum ewigen Leben hindurch. Und was immer wir Böses getan haben, ist vergeben. Unsere Schuld ist getilgt. Gott hat unseren Schuldschein ans Kreuz genagelt und damit beseitigt. Aus unseren Handlungen haben wir keine Verpflichtungen mehr gegenüber dem Bösen. Und weil wir an die Kraft Gottes, der Christus von den Toten auferweckt hat, geglaubt haben, gibt es für uns ein neues Leben.
Zuerst habe ich gedacht, das sind für uns heute aber fremde Vorstellungen. Aber dann wurde mir klar, dass wenn man die in einem sehr emotionalen Film von 1977 verwenden kann, dann kann das so unverständlich nicht sein.
Und in Wirklichkeit haben Eltern, die ihre Kinder taufen lassen, ein Gespür dafür, dass wir alleine für uns dem Bösen und den Mächten des Todes hilflos ausgeliefert wären. Aber wir sind ja nicht alleine. Wir gehören zu Christus. Und damit haben wir tatsächlich den göttlichen Schutz. Wir bekommen die Hilfe von Jesus Christus, um die eigenen Fehler und den Fehler der anderen zu überleben und hinter uns zu lassen. Und jederzeit wieder neu anzufangen. Aber genau das schaffen wir nicht alleine. Ohne die göttliche Unterstützung müssten wir verzweifeln und kämen nicht gegen das Böse und gegen den Tod an.
Und es ist einfach falsch zu denken, dass wir im Stande sind das Richtige zu tun und von uns aus die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Damit überfordern wir uns hoffnungslos.
Das klingt jetzt nicht so optimistisch. Aber die Realität unserer alltäglichen Erfahrungen gibt uns nicht viel Anlass für Optimismus.
Gibt es hier irgendjemanden, der sagen kann: In meiner Familie ist alles ok und es geht alles gut, wenn man die Familie mal ein bisschen weiter fasst und alle Verwandten, die man kennt dazu rechnet. Ich glaube nicht, dass es eine Familie gibt, in der alle sich gut verstehen, niemand über jemand anderen schlecht redet, niemand zu jemandem den Kontakt abgebrochen hat oder eine Person einfach für gemein und unverschämt hält. Wenn wir es also noch nicht einmal schaffen, innerhalb einer Familie einigermaßen friedlich zusammen zu leben, wie soll das dann zwischen Nationen funktionieren?
In sofern ist klar, was passiert, wenn man die jeweils andere Nation oder zumindest ihre Regierung für Verbrecher oder Nazis oder eine Bedrohung hält und wahrscheinlich hat man damit möglicherweise sogar Recht. Und dass die anderen so teuflisch handeln, gibt einem selbst die Rechtfertigung dafür, die anderen nicht zu schonen. Ein Teufelskreis, aus dem niemand aussteigen kann, weil alle sich bedroht fühlen und sich ja nur selbst verteidigen.
Wir haben alle Erfahrungen mit verfahrenen Situationen aus denen es nicht wirklich einen Ausweg gibt. Und es ist nicht so, dass man einfach dies und das tun muss, und dann wird es schon. Manchmal wird es einfach nix mehr. Und es lässt sich auch nichts auflösen.
Und dann?
Dann ist die bittere Erkenntnis fällig, diesen Kampf kann ich nicht gewinnen. Aus dieser Situation finde ich nicht mehr heraus. Ich sitze fest und kann nichts mehr tun. Unser Predigttext sagt dazu: In der Taufe seid ihr mit Christus begraben. Ja, manchmal müssen wir akzeptieren, dass es nicht weiter geht. Und wir müssen loslassen und trauern und aufgeben. Wir sind mit Christus begraben. Das ist so. Ich habe Fehler gemacht, die anderen haben Fehler gemacht. Es wird Zeit beides zu begraben. Das ist das Ende. Und das muss ich annehmen.
Aber halt vielleicht ist es doch nicht das Ende sondern ein neuer Anfang. Der Kolosserbrief sagt: In der Taufe seid ihr mit Christus begraben. Und dann geht es weiter: Mit ihm wurdet ihr auch auferweckt. Denn ihr habt an die Kraft Gottes geglaubt, der Christus von den Toten auferweckt hat.
Ja, ich bin getauft. Und ich bin beschützt. Und wie es weiter gehen kann, weiß ich nicht. Ich muss warten. Ich muss darauf vertrauen, dass die Macht Gottes wirken wird. Klar ist nur, dass es nicht meine Macht ist. Und ebenfalls deutlich ist, dass es sein und nicht mein neuer Anfang ist.
Das ist schwer auszuhalten. Ich bin der Typ, ich habe gerne alles unter Kontrolle. Ich will immer etwas tun und Lösungen finden. Und ich denke oft, wenn ich damals etwas anders gemacht hätte, dann… Oder wenn alle ein bisschen guten Willen an den Tag legen würden, dann …
Aber diese Gedanken führen nicht weiter.
Das einzige, was hilft, ist mir klarzumachen: Ich bin getauft. Und damit bin ich nicht ohnmächtig dem Tod und dem Bösen aufgeliefert. Ich habe Anteil an der Macht Christi, die den Tod und das Böse besiegt hat. Ich gehöre zu Christus. Und das heißt gerade nicht, dass ich etwas tun muss, oder etwas tun können muss. Wenn ich etwas tun kann um so besser. Aber wenn ich nichts tun kann, dann werde ich damit leben oder daran sterben und dann weiter leben. Ich muss nicht verzweifelt nach Lösungen suchen. Ich muss auch nicht verzweifeln über die Fehler der anderen und meine eigenen Fehler. Beides spielt keine Rolle mehr. Und es wird mein Leben nicht bestimmen.
Also sehe ich mir die ausweglose Situation noch einmal an. Auch wenn ich nichts an ihr ändern kann, sie wird nicht mein Leben bestimmen. Ich kann sie hinter mir lassen. Es wird etwas Neues entstehen, mit oder ohne meinen Beitrag. Aber bis sich das zeigt, dauert es noch ein bisschen. Dafür brauche ich Geduld und Vertrauen und Hoffnung. Und Glauben an die Kraft Gottes, der Christus von den Toten auferweckt hat.
Das wünsche ich uns allen.
und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinn in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben!