Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.
Liebe Gemeinde: das Ende ist gut. So lautet unser Thema heute.
Ein Kollege hat oft den Satz zitiert: Alles wird gut. Und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende. Diesen Satz habe ich von dem Kollegen übernommen und verwende ihn auch oft. Er ist voller Hoffnung. Und die Hoffnung hat genau so viel Recht wie die Traurigkeit. Wie wir auf die Welt blicken – das verändert unsere Welt. Das ist unsere Brille auf die Welt.
Manchmal allerdings ist in uns zu wenig von der Hoffnung. Ich habe vor kurzem mit einer Frau gesprochen, deren Mann vor 5 Jahren gestorben ist. Ihr Mann hat diesen Satz auch immer zu ihr gesagt. Alles wird gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende. Sie erzählte mir davon, aber irgendwie hat sie den Satz depressiv durcheinandergebracht. Ich erkannte den Satz. Ich sagte ihn so, wie ich ihn kenne. Ich habe auch Bibelstellen zitiert, die für ihn sprechen. Sie bekannte ihren Glauben dazu – sie ist sehr gläubig. Aber trotzdem klang dieser Satz bei ihr mehr nach Ende. Es ist etwas zu Ende.
Sie hat nicht gesagt: mein Mann hatte Unrecht. Sie war nicht wütend. Aber die Trauer hat sich ziemlich in die Hoffnung hinein gefressen.
In unserem heutigen Predigttext kommt das vor. Das, was die Hoffnung angreift. Es gehört zu unsrem Leben dazu. Und doch ist es nur vorübergehend und wird uns am Ende weiterbringen. Ich lese Römer 5,1-5
1 Weil wir also aufgrund des Glaubens als gerecht gelten,
haben wir Frieden,
der auch bei Gott gilt.
Das verdanken wir unserem Herrn Jesus Christus.
2 Durch den Glauben hat er uns
den Zugang zur Gnade Gottes ermöglicht.
Sie ist der Grund,
auf dem wir stehen.
Und wir dürfen stolz sein auf die sichere Hoffnung,
zur Herrlichkeit Gottes zu gelangen.
3 Aber nicht nur das.
Wir dürfen auch auf das stolz sein,
was wir gegenwärtig erleiden müssen.
Denn wir wissen:
Das Leid lehrt, standhaft zu bleiben.
4 Die Standhaftigkeit lehrt,
sich zu bewähren.
Die Bewährung lehrt zu hoffen.
5 Aber die Hoffnung macht uns nicht zum Gespött.
Denn Gott hat seine Liebe
in unsere Herzen hineingegossen.
Das ist durch den Heiligen Geist geschehen,
den Gott uns geschenkt hat.
Das Leid lehrt standhaft zu bleiben. Liebe Gemeinde, das wünsche ich uns allen, dass das gelingt. Manchmal gelingt es nicht. Dann fallen wir. Wir bleiben nicht stehen, sondern fallen. Das Leid ist wie ein Stolperstein.
Aber dann gibt es hoffentlich in uns eine Kraft, die uns dazu bringt, trotz allem aufzustehen. Dann gibt es uns Menschen, die uns aufhelfen oder notfalls auch mal anschreien, damit wir aufstehen. In uns ist eine Kraft, die größer ist als wir manchmal denken. Wir wissen nicht, woher diese Kraft kommt. Ich sehe darin die göttliche Kraft zum Leben, die in uns wirksam ist. So lernen wir allmählich, standhaft zu bleiben, uns zu bewähren und so zur Hoffnung vorzudringen.
Vielleicht hilft es uns, manchmal innezuhalten und wahrzunehmen, was wir haben und nicht nur das, was wir verloren haben oder nicht können. Der Apostel Paulus macht das hier für uns als Christinnen und Christen. Er zählt auf, was wir haben. Damit wir nicht vergessen, wie reich wir eigentlich sind. Und wie sehr die Liebe Gottes der Grund unserer Hoffnung ist.
Wir gelten aufgrund des Glaubens als gerecht vor Gott. Viele Menschen jagen ihr Leben lang dem nach, was sie angeblich sein müssen. Wir machen uns Gedanken, was die Leute sagen. Wir versuchen so zu leben, dass wir anerkannt sind. Wir bekommen überall gesagt: so muss du dich ernähren. So musst du dich kleiden. Dieses Handy brauchst du. Diesen Urlaub brauchst du, um in zu sein. Und dann gibt es auch noch Gott, der von uns Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft will.
Unser Predigttext sagt: du bist gerecht. Du hast alles erfüllt. Entspann dich.
Und womit haben wir alle Ansprüche erfüllt?
Einfach indem wir zu Jesus Christus gehören. Im Glauben sind wir verbunden mit Jesus Christus. Und der ist der Gottessohn und Erlöser und hat alles getan, was nötig ist. Wir können aufhören, uns selbst und andere unter Druck zu setzen. Wir können aufhören, das Gefühl zu haben, nicht gut genug zu sein. Wir sind gerecht. Wir sind richtig. Wir sind okay. So wie wir sind, sind wir okay. So wie wir sind, sind wir von Gott geliebt und angenommen und als richtig angesehen.
Das ist eine Menge, was wir da haben. Auf dieser Grundlage lässt sich leben. Und diese Grundlage ist da, auch wenn wir gerade niedergeschlagen und frustriert sind und uns nicht okay fühlen, weil wir irgendeinen Fehler gemacht haben.
Hören wir weiter auf unseren Predigttext. Was haben wir noch.
Weil wir also aufgrund des Glaubens als gerecht gelten,
haben wir Frieden,
der auch bei Gott gilt.
Wenn wir das wirklich tief im Herzen annehmen können, dass wir okay sind und niemand das angreifen darf, dann haben wir Frieden. Das ist klar. Wir sind mit uns in Übereinstimmung. Und auch mit der Welt, weil wir ja uns nicht mehr ins Boxhorn jagen lassen müssen durch irgendwelche Ansprüche und Erwartungen von irgendjemandem. Und der Friede gilt auch bei Gott, weil ja unsere Gottesbeziehung in Ordnung ist. Da tief drinnen in uns drin, wo wir uns selbst bewerten und mit unserem Schöpfer im Gespräch sind, da ist Frieden. Wir können irgendwelche alten Sätze, die uns schlecht machen und angreifen, ablegen, weglegen, vergessen. Wir können diesen Satz wirken lassen: Weil wir also aufgrund des Glaubens als gerecht gelten,
haben wir Frieden,
der auch bei Gott gilt.
Alles ist in Ordnung. Jetzt schon. Und wenn es jetzt noch Leid gibt, dann gehört das zur Hoffnungskette, die jeder Mensch leben muss. Leid führt zu Standhaftigkeit. Standhaftigkeit führt zu Bewährung. Bewährung führt zu Hoffnung. Trotzdem gilt jetzt schon, was am Ende vollständig sein wird: Wir sind in Ordnung. Es gibt nichts, was den Frieden letztendlich stören wird. Weil Jesus Christus selbst alles in Ordnung gebracht hat.
Es gibt noch mehr, was wir haben. Wir haben Zugang zur Gnade und die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz. Und wir werden an der künftigen Herrlichkeit teilhaben. Wir haben also jetzt eine Verbindung mit der himmlischen Wirklichkeit. Wir können beten und Gott um freundliche Zuwendung bitten. Um die göttliche Nähe. Wir können darum bitten, dass wir den freundlichen Blick Gottes als Wärme und Licht in unseren Herzen spüren. Wenn wir niedergeschlagen oder verzweifelt sind, müssen wir es nicht bleiben. Der Himmel ist nur ein Gebet weit von uns entfernt.
Aber wir müssen nicht etwas unternehmen. Die Liebe Gottes ist schon in unser Herz ausgegossen. Die Verbindung zwischen Himmel und Erde ist da. Ganz nah. In unseren Herzen. In unseren Beziehungen. Was auch geschieht, wir sind nicht außerhalb dieser Liebe. Sie ist wie ein großer Schutzraum für uns.
Wir haben viel. Wir sind reich, wir Christinnen und Christen. Wir sind gerecht. Wir haben Frieden. Zugang zur Gnade. Die Liebe Gottes im Herzen. Und als Zukunft die himmlische Herrlichkeit.
Und trotzdem gibt es Leid. Wir sind noch nicht da. Am Ende, wenn alles gut sein wird. Eia, wärn wir da, heißt es in einem Weihnachtslied. Aber wir sind es nicht. Hier in unserem Leben ist Leid. Und dieses Leid schiebt sich in den Vordergrund und lässt uns manchmal vergessen, wer wir eigentlich sind. Reiche Christinnen und Christen. Und trotzdem bleibt es doch unsere Wirklichkeit. Unsere eigentliche Wirklichkeit hinter dem Leid. Wir müssen uns manchmal gegenseitig daran erinnern.
Das Leid ist wie die erste Stufe einer Treppe, die nach oben führt. Die erste Stufe ist die schwerste und wir müssen möglichst bald zur zweiten Stufe kommen. Zur Standhaftigkeit. Zum Aushalten. Weitergehen. Aufstehen wenn wir fallen. Wütend sein aber nicht nur in der Wut bleiben. Zusammen die Schwierigkeiten bewältigen. Und nicht vergessen, dass wir schon längst okay sind. Angenommen. Akzeptiert. In Ordnung. Geliebt. Und zur Liebe fähig.
Ausgegossen ist die Liebe Gottes in unsere Herzen. Das klingt nicht nach einem knausrigen und geizigen Gastgeben. Du schenkest mir voll ein, heißt es im Lied vom Guten Hirten. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang. Das beten wir zusammen, wenn ein Mensch gestorben ist, der uns nahe ist. Mitten im Leid ist die Liebe Gottes da. Und diese Liebe ist der Grund unserer Hoffnung.
Alles wird gut. Und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.
Vergessen Sie diesen Satz nicht. Auch wenn sie ihn mal depressiv durcheinander bringen. Er gilt. Und er wirkt.
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere menschliche Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben. Amen.