Schnuppergottesdienst für Konfis

Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen.

Liebe Gemeinde,

Wahrheit statt Fake-News. Das ist der Anspruch des Profeten Hesekiel, mit dem er seinen profetischen Auftrag erfüllen soll und will. Wahrheit statt Fake-News – das würde der Politik heute gut tun. Dann wüssten die Bürgerinnen und Bürger in den demokratischen Ländern, worüber sie bei Wahlen entscheiden. Und die Demokratien wären weniger angreifbar. Aber das ist einfacher gesagt als umgesetzt. Bereits vor zweieinhalbtausend Jahren hatte der Profet Hesekiel genau damit Schwierigkeiten. Ich lese

Hesekiel 2 und 3,1-3

Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, stelle dich auf deine Füße, so will ich mit dir reden. 2 Und als er so mit mir redete, kam der Geist in mich und stellte mich auf meine Füße, und ich hörte dem zu, der mit mir redete. 3 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, ich sende dich zu den abtrünnigen Israeliten und zu den Völkern, die von mir abtrünnig geworden sind. Sie und ihre Väter haben sich bis auf diesen heutigen Tag gegen mich aufgelehnt.

4 Und die Kinder, zu denen ich dich sende, haben harte Köpfe und verstockte Herzen. Zu denen sollst du sagen: »So spricht Gott der HERR!« 5 Sie gehorchen oder lassen es – denn sie sind ein Haus des Widerspruchs –, dennoch sollen sie wissen, dass ein Prophet unter ihnen gewesen ist.

8 Aber du, Menschenkind, höre, was ich dir sage, und widersprich nicht wie das Haus des Widerspruchs. Tu deinen Mund auf und iss, was ich dir geben werde. 9 Und ich sah, und siehe, da war eine Hand gegen mich ausgestreckt, die hielt eine Schriftrolle. 10 Die breitete sie aus vor mir, und sie war außen und innen beschrieben, und darin stand geschrieben Klage, Ach und Weh.

Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, iss, was du vor dir hast! Iss diese Schriftrolle und geh hin und rede zum Hause Israel! 2 Da tat ich meinen Mund auf und er gab mir die Rolle zu essen 3 und sprach zu mir: Du Menschenkind, gib deinem Bauch zu essen und fülle dein Inneres mit dieser Schriftrolle, die ich dir gebe. Da aß ich sie, und sie war in meinem Munde so süß wie Honig.

Dies ist die Berufungsvision des Profeten Hesekiel. Gott beauftragt den Profeten seine Botschaft dem Volk Israel zu verkünden, einem Volk das ein paar fatale falsche politische Entscheidungen getroffen hat und nun besiegt wurde uns ins Exil verschleppt wurde. An den Wassern von Babylon sitzen sie und weinen, weil sie ihr Land verloren haben, weil sie nicht auf andere Profeten gehört haben.

Unter diesen Verschleppten wird Hesekiel berufen, um den Leuten Hoffnung zu geben.

Er erzählt den anderen, was Gott ihm gezeigt hat. Und das erste, was er zu ihnen sagt klingt wenig hoffnungsvoll. „Ihr habt es versiebt. Ihr habt nicht auf Gott gehört und deshalb seid ihr jetzt hier und es geht euch so schlecht. Und dann wird die Nachricht besser: „Gott schickt euch einen weiteren Profeten. Es ist wie immer, ihr könnt auf ihn hören oder ihr könnt es lassen. Aber ich Gott zeige euch hiermit, dass ich euch nicht vergessen habe. Ich gebe euch noch eine Chance.“

Und dann kommt ein ganz ungewöhnliches Bild. Hesekiel soll eine Schriftrolle essen, in der das ganze Leid beschrieben ist, dem die Israeliten jetzt ausgesetzt sind. Der Schmerz, die Angst, die Klage ist da. So ist die Situation, und die Israeliten müssen da durch. Es gibt keinen Weg daran vorbei. Und sie müssen auch einsehen, dass sie Fehler gemacht haben.

Aber dann, dann isst Hesekiel die Schriftrolle und sie schmeckt süß wie Honig. Das Bild sagt: Wenn ihr durch euren Schmerz hindurch geht und jetzt anfangt auf Gott zu hören, wird alles gut werden. Das, was Gott euch zu sagen hat, schmeckt süß. Ihr bekommt eine zweite Chance. Wenn ihr jetzt hört, dann werdet ihr eine gute Zukunft haben.

Damals wie heute nehmen Menschen wichtige Warnungen nicht ernst. Damals wie heute glauben Leute falschen Profeten, die sie in Sicherheit wiegen, anstatt Probleme anzugehen und zu lösen. Im privaten Leben wie in der Politik. Insofern hat sich unser Leben in letzten zweieinhalbtausend Jahren nicht sehr geändert. Nur dass heute sovielverschiedene Meinungen und soviel unterschiedliche Ideen auf uns einprasseln, dass es sehr schwer geworden ist, die richtigen von den falschen zu unterscheiden. Wir werden überschwemmt von einem Strom von Informationen, die wir nicht überprüfen können und den wir zum größten Teil noch nicht einmal bewusst wahrnehmen können. Und wir wissen nicht mehr, was davon wahr oder wichtig ist und was nicht.

Ich habe keine Idee, wie wir damit gut leben können und wie wir uns der allgegenwärtigen Manipulation entziehen können. Ich hoffe das wird uns irgendwie irgendwann gelingen. Aber ich weiß nicht wie.

Ich möchte in dem kommenden Konfirmandenjahr etwas von dem versuchen, was der Profet Hesekiel uns hier vormacht. Hesekiel isst eine Schriftrolle. Er befördert das Wort Gottes von außen nach innen. Das heute zu versuchen ist sehr schwer. In der Flut der Wörter geht das göttliche Wort normalerweise unter – auch in meinem Alltag ist das meistens so. Aber manchmal dringt ein einzelner Satz in mein Herz und ich weiß: Das stimmt. Mich daran zu orientieren würde mir gut tun. Die Bibel ist ein altes Buch. Und es steht vieles darin, was in eine andere Zeit gehört und heute uns nichts mehr zu sagen hat. Aber die Bibel ist auch ein Buch voller alter Weisheit, die nicht veraltet. Menschen aus drei Jahrtausenden haben dort ihre Erfahrungen mit Gott aufgeschrieben. Diese Erfahrungen sind oft schwer zugänglich, weil die Zeiten, in denen sie gelebt haben, so anders waren. Aber trotzdem kann man dahinter kommen, was sie mit ihren Schriften gemeint haben. Aber dafür muss man die Bibel anders behandeln als You Tube. In einem zwei Minuten Clip lässt sich die Wahrheit in der Bibel nicht heraus filtern. In der Konfirmandenzeit werden wir anders an die Sache heran gehen. Wir werden versuchen den christlichen Glauben von innen zu erforschen. Wir gehen mit der Vermutung an die Sache heran, dass eine Tradition, die Menschen seit dreitausend Jahren geholfen hat, uns möglicherweise auch etwas zu sagen hat. Ich weiß, das ist für Menschen mit 13 oder 14 Jahren echt schwer. Viele Bibeltexte habe ich 20 mal oder hundertmal gelesen oder gehört. Und trotzdem fällt mir beim 101. Mal wieder etwas Neues auf. Manches dachte ich, dass ich es lange verstanden habe, und dann wird es mir plötzlich wieder fremd. Und für manche Aussagen muss man wahrscheinlich mindestens 80 werden, um sie richtig zu erfassen. Die Bibel ist wie ein Film, den man 10 Mal sehen kann und er wird immer besser. Liebe Konfis,  ich würde euch gerne ein bisschen von meiner Begeisterung für diese alte Tradition voller Wahrheiten weitergeben. Aber keine Angst, es wird nicht wie Schule. Wir werden nicht die ganze Zeit lesen und reden. Wir Konficoaches werden versuchen wie bei Hesekiel euch etwas von dem anzubieten, was wir selbst gerne essen. Und vielleicht schmeckt euch manches davon ja auch. Anderes vielleicht nicht. Und das ist völlig ok. Ich könnte eure Oma sein. Und nicht alles, was die Großeltern so machen, ist für eure Generation zugänglich. Aber vielleicht findet ihr ja auch etwas heraus, was eine Oma wie ich von euch lernen kann. Ich freue mich darauf. 

und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinn in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben!

%d Bloggern gefällt das: