Septuagesimä 13.2.22 Albrecht Burkholz

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Liebe Gemeinde, worauf kommt es im Leben an?

Sterbende, die auf ihr Leben zurück schauen, finden nicht wichtig, wie viel sie verdient haben und welches Auto sie fahren. Sie schauen zurück und wissen: wertvoll waren Familie und Freunde. Wichtig war, wie ich meine nahen Beziehungen gepflegt habe. Da lag Sinn drin. Nicht in einem Traumurlaub. Nicht in einem besonders schönen Handy. Nicht in guten Noten in der Schule. Nicht in dem, was ich mir leisten kann. 

Worauf kommt es im Leben an? Nicht auf Materielles, sondern auf Spirituelles und Soziales. Wieviel innere Freiheit kann ich gewinnen mit dieser meiner Familiengeschichte? Wieviel Glaube, Liebe und Hoffnung ist in mir und in meinen Beziehungen?

Der Prophet Jeremia warnt sein Volk Israel ungefähr um das Jahr 600. Er mahnt dazu, Gott zu vertrauen und nicht aus Angst vor der Großmacht Babylon im Osten sich mit der Großmacht Ägypten zu verbünden. Das kann nur schief gehen. Und er hatte recht. Es ist schief gegangen. Wie fast alle Propheten hatte er recht, aber es wurde nicht auf ihn gehört. Erst im Nachhinein.

Die Menschen, die nicht auf ihn hören wollen, sagen: Gott wird auf uns aufpassen. Wir sind schließlich das Volk von Abraham und Mose. Wir sind sicher.

Diesen Menschen sagt der Prophet Jeremia folgendes. 

Darauf kommt es an im Leben: Gott zu kennen. Eine Gottesbeziehung zu haben. Und weil Gott der Herr ist, der auf Erden Güte, Recht und Gerechtigkeit schafft, sorgen seine Freundinnen und Freunde dafür, dass auf Erden Güte, Recht und Gerechtigkeit gestärkt und vermehrt und verbreitet werden. 

Wir sind Gottes Freundinnen und Freunde. In der Taufe ruft Gott uns bei unserem Namen. Bei der Konfirmation bekommen wir den Segen und einen Auftrag. Das ist der Sinn des christlichen Lebens: Gott zu kennen und auf Erden Gott zuzuarbeiten. Gott, der Güte, Recht und Gerechtigkeit schafft. Wir Christinnen und Christen sind Güteverbreiter, Rechtförderer, Gerechtigkeitsschaffende. Uns Christen ist das soziale Miteinander am wichtigsten. Dafür treten wir ein, gegen Widerstände. Denn es ist nicht das, was unmittelbar einsichtig ist. Die Werbung sagt uns, du musst das und das besitzen und wichtig ist, dass du etwas Besseres besitzt als die anderen. Sie sollen neidisch auf dich sein. Aber das führt nur zu Konkurrenz und nicht zum Glück für alle.

Wir Christen werden hier in Deutschland weniger und das ist ein Problem für die deutsche Gesellschaft. Aber weltweit wachsen wir. Und hier in Deutschland haben wir also mehr Aufgaben, um ein gutes Leben für alle zu fördern. Wir treten damit gegen die Werbung an. Bei uns bekommt jeder täglich ungefähr tausend Werbebotschaften mit. Was ist dagegen alles, was wir uns im Glauben gegenseitig sagen können? Und trotzdem müssen wir es versuchen. Wir treten ein für soziale Gerechtigkeit und das Miteinander, weil das am Ende zählt.

Menschen, die stolz sind auf ihre Klugheit, vermitteln wir die wirkliche Klugheit: Gott kennen und für Güte, Recht und Gerechtigkeit eintreten. Starken, die stolz sind auf ihre Stärke, vermitteln wir, was wirkliche Stärke ist: auf der Seite Gottes stehen, der am Ende gewinnen wird und der Güte, Recht und Gerechtigkeit schafft, auch wenn es zwischendrin mal nach einer Niederlage aussieht. Wirkliche Stärke steht auf der Seite Gottes, der sich am Ende durchsetzen wird. Reichen, die stolz sind auf ihren Reichtum und die sich eingeigelt haben in ihrem Besitzdenken, vermitteln wir: wirklich weiter hilft die Kombination von Güte und Gerechtigkeit. Gib großzügig und gütig etwas ab von deinem Reichtum. Damit förderst du Gerechtigkeit. Du fühlst dich gut und sicherer in dieser Welt. Langfristig hilft nur dieser Weg Gottes. Ein Weg, wo alle ihren Platz finden können. Auch die, die auf den ersten Blick nicht klug, stark und reich sind. In einer Welt, in der Güte, Recht und Gerechtigkeit herrschen, gibt es einen Weg für alle. Alle sind offen für die Gottesbeziehung. Und die Gottesbeziehung sagt uns: das Miteinander der Menschen ist wichtig, nicht Besitz und Klugheit, die mich von anderen entfernen. Auf die Gottesbeziehung, den Inbegriff des Miteinanders,  kommt es am Ende an.

Wir wollen unser Leben so leben, dass wir am Ende zurück schauen können und sagen: Mein Leben war sinnvoll. Da war viel Gott in meinem Leben. Da war viel Einsatz für Güte, Recht und Gerechtigkeit in meinem Leben. Ich habe mich nicht so oft in der eigenen Sicherheitsblase eingerichtet. Ich war nicht zu stolz, um meine Beziehungen zu schätzen.

Ich wünsche uns allen, dass unser Leben in diesem Sinn gelingt. Dass uns das gelingt, worauf es wirklich ankommt. Dass das bei uns da ist, was wirklich zählt. 

Ich finde, wir können als evangelische Christinnen und Christen auch stolz sein darauf, dass wir Zugang zu dieser Wirklichkeit haben, die dem Leben Sinn gibt. Und ich als Pfarrer bin stolz auf euch Konfis. Ihr habt in diesem Jahr reingeschnuppert in etwas, das sehr wichtig ist für euer Leben. Und ich glaube, ihr könnt Menschen, die nach Sinn suchen, vielleicht eine Ahnung davon geben, dass da etwas wichtiges ist im Glauben. Für uns als deutsche Gesellschaft ist das sehr wichtig. Dass die Menschen sich nicht einigeln in ihre falsche Sicherheit. Sondern mitarbeiten für Güte,  Recht und Gerechtigkeit. Dazu könnt ihr beitragen. Und das ist eine wichtige Aufgabe. Es ist auch eine schwere Aufgabe. Wenn wir uns dieser Aufgabe stellen, werden wir zu Helden im Sinne Gottes. Wir alle scheitern auch immer mal wieder an dieser Aufgabe. Aber das gehört bei Helden ja auch dazu. Und als christliche Helden wissen wir erst recht, dass es nicht schlimm ist, wenn man hinfällt. Sondern dass es auf das Aufstehen ankommt. Denn unsere Sicherheit liegt nicht in Klugheit, Stärke und Reichtum, sondern in der Gottesbeziehung. Und da ist Scheitern vorgesehen und nicht schlimm. Was schief geht, kann verbessert werden. Probleme können gelöst werden. Denn Gott ist der Herr, der auf Erden Güte, Recht und Gerechtigkeit schafft. Und zu diesem Herrn gehören wir als christliche Helden.

Ich wünsche uns allen etwas von dieser heldenhaften Christlichkeit. Falsche, verkrampfte Sicherheit loslassen. Offen sein für diese Sicherheit in Gott. Eine Sicherheit, die beweglich ist, die unterwegs ist,  die wirkt für andere und die Sache Gottes. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus zum ewigen, seligen Leben. Amen. 

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