Elke: Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen.
Liebe Gemeinde,
schon wieder ein Jahr vergangen. Kein einfaches Jahr. Die Welt verändert sich mit großer Geschwindigkeit. Und wenn man älter wird, dann wird es immer schwerer mit dieser Veränderung Schritt zu halten. Und natürlich verändern sich im Laufe des Lebens auch die Fragen und die Wünsche.
Albrecht: Was wünschen Sie sich für das neue Jahr?
Frieden? Auskommen? Gesundheit?
Elke: Ja natürlich wünsche ich mir das. Aber ich weiß auch, dass Wünschen nicht immer hilft.
Albrecht: Vielleicht gibt es noch grundlegendere Wünsche.
Elke: Das kann ich mir nicht vorstellen. Frieden, Auskommen, Gesundheit. Es gibt nichts Grundlegenderes.
Albrecht: Doch: Liebe, angenommen sein, gesehen werden, Sinn und Bedeutung.
Elke: Du meinst, das was wir als Kinder brauchen um gut aufzuwachsen.
Albrecht: Wir brauchen das nicht nur als Kinder. Auch als Erwachsene brauchen wir Liebe, angenommen sein, gesehen werden, Sinn und Bedeutung. Ohne das versinken wir in der Depression.
Elke: Und wie kommen wir dazu? Durch die Arbeit?, Familie? Freundschaften?
Albrecht: Ja, das hilft. Aber es ist nicht alles und vielleicht noch nicht mal das Wichtigste.
Elke: Sehen Sie sich den Kalender, den wir am Anfang ausgeteilt haben an. Da steht die Jahreslosung für 2023 drauf: 1. Mose 16,13.
Albrecht: Du bist ein Gott, der mich sieht. Liebe, angenommen sein, gesehen werden, Sinn und Bedeutung. Das kommt von Gott. In der Beziehung zu Gott erleben wir, was wir grundlegend zum Leben brauchen.
Elke: Und ich erzähle jetzt die Geschichte dazu:
Sarah und Abraham sind von zu Hause weggezogen in ein Land, das Gott ihnen gezeigt hat. Gott hat ihnen versprochen, dass sie die Ahnen einen großen Volkes sein werden. Diese Verheißung hat ihrem Leben Sinn und Bedeutung gegeben. Aber nun sind sie alt und Sarah kann keine Kinder mehr bekommen. So nimmt Sarah die Sache selbst in die Hand. Sie schickt ihre Sklavin Hagar zu Abraham, damit sie an ihrer Stelle ein Kind bekommt und die Verheißung sich erfüllen kann. Hagar wird tatsächlich schwanger. Und damit ändern sich die Machtverhältnisse zwischen den beiden Frauen. Hagar lässt ihre Herrin spüren, dass Sarah die unfruchtbare, nutzlose Frau ist, die ihr Hagar der Frau, die von Abraham schwanger ist, unterlegen ist. Sarah wird wütend und quält Hagar. Sie lässt sie schwer Krüge schleppen und schikaniert sie auf unterschiedliche Weise. Hagar hält das nicht mehr aus und flüchtet in die Wüste. Bei einer Oase macht sie halt und ruht sich aus. Dort erscheint ihr ein Engel und fragt sie: „Wo kommst du her und wo willst du hin?“ Und Hagar antwortet: „Ich bin vor meiner Herrin Sarah geflohen!“. In diesem Moment wird Hagar klar, dass sie zwar den ersten Teil der Frage beantworten kann. Sie weiß, wo sie her kommt. Aber der zweite Teil ist offen. Sie weiß nicht, wohin sie gehen soll. Sie hat keine Chance alleine in der Wüste zu überleben.
Albrecht: Der Engel sagt zu Hagar: „Geh zurück. Dein Sohn wird der Stammvater eines großen Volkes werden. Nenne ihn Ismael, denn Gott hat sein Elend erhört“. Und Hagar nannte Gott, der ihr einen Engel geschickt hat: „Du bist der Gott, der mich sieht.“
Elke: Was hat sich in Hagars Leben denn jetzt durch diese Begegnung mit dem Engel geändert? Sie muss zurück in die schreckliche und unhaltbare Situation bei Sarah. Das hört sich für mich nicht nach einer Lösung für ihre Probleme an.
Albrecht: Doch, die Begegnung mit dem Engel ändert alles für Hagar. Zum ersten Mal in ihrem Leben wird sie gefragt, was sie eigentlich will. Sie hat sich nicht ausgesucht Sklavin zu sein. Sie hat sich nicht entschieden mit Abraham und für Sarah ein Kind zu bekommen. Sie wurde einfach nur herumgeschubst und hatte keine eigene Bedeutung. Sie darf noch nicht einmal über ihren eigenen Körper selbst bestimmen.
Elke: Und jetzt bekommt sie eine Verheißung für ihr Leben. Sie wird Stammmutter eines großen Volkes werden. Sie spielt eine Rolle in der Geschichte des Vorderen Orients. Ihr Leben bekommt einen Sinn. Sie wird eine angesehene Person sein. Noch Jahrtausende später wird man sich an sie erinnern.
Albrecht: Genau, Hagar ist die erste Frau in der Bibel, zu der Gott einen Engel schickt. Sie, die Fremde, bekommt eine eigene Verheißung von dem Gott Sarahs und Abrahams. Hagar wird von Gott gesehen und angesprochen. Aus der herumgestoßenen Sklavin wird die Stammmutter eines großen Volkes.
Elke: Angesehen sein, eine Bedeutung haben, einen Sinn im Leben finden. Das schenkt Gott Hagar. So handelt Gott. Er achtet auf die, die Unrecht leiden.
Albrecht: Liebe, angenommen sein, gesehen werden, Sinn und Bedeutung. Das brauchen wir alle. Und wenn wir in unserer Kindheit zu wenig davon bekommen haben, wird es schwer ein grundlegend zufriedenes Leben zu leben.
Elke: Niemand hat je genug Liebe erfahren, hat sich grundlegend und immer akzeptiert gefühlt. Und niemand findet, dass das eigene Leben angefüllt ist mit fraglosem Sinn und Bedeutung. Und man sieht, was passiert, wenn Menschen so mächtig werden und alle um sie herum sie immer nur bewundern und ihnen nach dem Mund reden. Bei Putin oder Erdogan kann man das sehen. Sie verlieren den Bezug zur Realität.
Albrecht: Aber darum geht es gar nicht. Macht und Bewunderung, das kann durchaus ungesund sein. Gesehen werden, wie man wirklich ist und wie es einem wirklich geht, das ist wichtig. Und genau das vermissen Putin und Erdogan wahrscheinlich. Denn das bieten ihnen ihre Speichellecker nicht.
Elke: Gesehen werden wie man wirklich ist, das können einem andere Menschen nur sehr begrenzt bieten. Zu richtig gesehen werden, gehört auch, dass jemand meine Rückseiten sieht, meine dunklen Seiten. Das was ich selbst nicht von mir wahrnehmen möchte.
Albrecht: Und es gehört dazu realistisch zu sehen, was ich kann und was nicht. Auch meine Begrenzungen und Schwächen aber auch meine Stärken, die ich verberge, damit ich nicht ausgenutzt werde.
Elke: Angenommen und geliebt zu sein. Auch das können mir andere Menschen nur begrenzt ermöglichen. Denn sie können mich nicht vollständig und umfassend sehen. Ich kann mich ja noch nicht einmal selbst so sehen wie ich wirklich bin. Das kann nur Gott.
Albrecht: Und deshalb lohnt es sich auch mit dieser Jahreslosung ein ganzes Jahr zu leben. Und ihre Bedeutung immer wieder und immer tiefer auszuloten: Du bist ein Gott, der mich sieht.
Elke: Du bist ein Gott, der mich sieht. Und ich finde mit der Hagar Geschichte können wir ergänzen: Du bist ein Gott, der mich gnädig ansieht. Du bist ein Gott, der mich nicht verurteilt.
Albrecht: Du bist ein Gott, der meinem Leben Sinn gibt.
Elke: Und dazu gehört auch: Du bist ein Gott, der meine Illusionen und falschen Bilder von mir selbst zerstört.
Albrecht: Aber auch: Du bist ein Gott, der mehr in mir sieht als die anderen und der mehr in mir sieht als ich selbst in mir sehe.
Elke: Du bist ein Gott, vor dem ich nichts verstecken muss.
Albrecht: Du bist ein Gott, der mir zeigen wird, welche Möglichkeiten noch in mir stecken.
Elke: Ich wünsche Ihnen in dem kommenden Jahr 2023 gute Erfahrungen mit dem Gott, der Sie sieht.
Albrecht: Und ich wünsche Ihnen, dass Gott ihre Füße auf weiten Raum stellt und Sie segnet und Sie ein Segen für Ihre Welt werden.
Elke: Du bist ein Gott, der mich sieht. Gehen Sie in das neue Jahr mit dieser freudigen Botschaft: Gott sieht Sie an, und zwar liebevoll und barmherzig.
und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinn in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben!