Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.
Liebe Gemeinde, heute am Totensonntag gedenken wir unserer Verstorbenen in besonderer Weise. Natürlich sind unsere Verstorbenen ein Teil von uns. Immer wieder denken wir an sie. Immer wieder fühlen wir dem nach, was sie uns bedeutet haben. Manchmal nachts in halbwachen Situationen. Manchmal in Alltagssituationen. Manchmal zwischendrin in Nachdenksituationen.
Heute denken wir namentlich an die 24 Menschen aus unserer Mitte, die im vergangenen Jahr gestorben sind.
Die Botschaft der Bibel für uns heute lautet: sie sind bei Gott. Sie sind gut aufgehoben bei Gott.
Ich lese Johannes 6,37-40
37Alles, was mir der Vater gibt, das kommt zu mir; und
wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. 38Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. 39Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern dass ich’s auferwecke am Jüngsten Tage. 40Denn das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.
Kein Christ wird hinausgestoßen. Denn alle Christen sind von Gott Jesus gegeben worden.
Wir leben sehr unterschiedlich. Wir glauben sehr unterschiedlich. Aber alle gehören wir zu Jesus Christus. Niemand wird hinausgestoßen.
Das ist eine sehr tröstliche Botschaft. Unsere Verstorbenen sind bei Gott. In Jesus Christus gilt für alle, die zu ihm gehören: sie werden nicht hinausgestoßen. Jesus Christus wird sie nicht verlieren. Sie sind ihm von Gott anvertraut als eine kostbare Gabe.
Das ewige Leben, das die Christen bekommen, hat ein schon jetzt und ein noch nicht. Schon jetzt gehören wir zu Gott. Dann aber, in der Auferweckung, wird es zukünftig wahr werden. Beides gilt. Beides ist wichtig.
Auch für unsere Trauer gibt es ein schon jetzt und noch nicht. Wir sind schon jetzt einen großen Weg der Trauer gegangen. Und wir müssen noch einen weiteren Weg der Trauer gehen.
Unsere Verstorbenen sind bei Gott. Sie sind dort gut aufgehoben. Und insofern wir mit Gott verbunden sind, sind wir auch mit unseren Verstorbenen verbunden. Tief in uns, wo der Glaube ist, da ist auch die tiefe Dimension der Trauer. Und da müssen wir mit Gottes Hilfe weitergehen.
Wir wissen nicht, was sein wird. Aber wir glauben, dass Gottes gute Zukunft für uns da ist. Für uns und für die Menschen, mit denen wir verbunden waren.
Niemand wird hinaus gestoßen. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich nehme bei allen wahr, dass man sich zwischen drin immer nicht zugehörig und richtig fühlt. Irgendwas gibt es immer. Immer bin ich anders. Und dann fühle ich mich nicht richtig.
Niemand wird hinausgestoßen. Diese Botschaft müssen wir tief in unsere Seele eindringen lassen. Stellen Sie sich vor, der gute Hirte Jesus sagt Ihnen mit sanfter Stimme: Du gehörst dazu. Du bist mein geliebtes Kind. Du bist wertvoll. Als kostbare Gabe und Aufgabe hat Gott dich mir anvertraut. Und ich bin stark genug, dafür zu sorgen, dass du nicht verloren gehst.
Nehmen wir diese Botschaft für uns an. Machen wir diese Botschaft zu unserer inneren Überzeugung.
Jetzt können wir uns vorstellen, dass der gute Hirte diese Wort dort, hinter dem Vorhang, auf der anderen Seite, zu unseren Verstorbenen sagt: Du gehörst dazu. Du bist wertvoll. Du kannst nicht verloren gehen, weil dein Name in der Taufe mit mir verbunden ist. Der Tod ist nur eine vorübergehende harte Grenze des Abschieds. Aber die Ewigkeit ist mehr und größer und wichtiger.
Liebe Gemeinde am Totensonntag, das beides gehört zusammen: wir hören die Botschaft für uns selbst, damit wir sie für unsere Verstorbenen annehmen können.
Ja, in uns sind viele andere Gefühle. Was ist der Verstorbene oder die Verstorbene mir schuldig geblieben? Was bin ich der verstorbenen Person schuldig geblieben? Wie ist das mit meinem Sterben? Ich will die Kontrolle nicht verlieren. Es ist alle so sinnlos und traurig und hoffnungslos.
Um so wichtiger in all diesem Wirrwarr von verschiedenen Gefühlen ist es, die Stimme des Guten Hirten Jesus mit seiner sanften und doch mächtigen Stimme zu hören: wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. Du bist gemeint. Dein Name ist für mich wichtig. Du bist mir von Gott gegeben. Ich sorge dafür, dass du nicht verloren gehst. Die göttliche Hoffnungskraft und Lebendigkeit und die Fülle des Lebens ist jetzt schon da für dich.
Ja, liebe Gemeinde, wir können jetzt schon Zugang bekommen zu dieser Auferstehungskraft Gottes. Hoffnung, die in uns die Hoffnungslosigkeit überwindet. Vergebungskraft und Versöhnunskraft, die unsere dunklen Herzen mit Licht überflutet. Eine Fülle von freundlicher und heilender Zuwendung Gottes. Gott, der gibt über Bitten und Verstehen.
Aber leider: Die Härte und Bitterkeit des Abschieds bleibt. Und wir müssen mit dieser Härte, Bitterkeit, Endgültigkeit fertig werden. Wir haben noch einen weiten Weg der Trauer vor uns. Mit dem Tod werden wir Menschen nicht so einfach fertig.
Aber mit Gott werden wir erst recht nicht fertig. Und Gott kann auch die Sache mit dem Tod und der Trauer so für uns machen, dass wir damit klar kommen. So gut es eben geht. Es muss ja nicht perfekt sein. Hier auf dieser Erde ist es nie perfekt. Höchstens so, dass wir sagen können: Gott sei Dank. Trotz allem.
Und der Friede Gottes…