Trinitatis 12.6.22

Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen.

Liebe Konfis, liebe Eltern, liebe Gemeinde,

heute werden die Konfis im Gottesdienst eingeführt. Das finde ich immer eine gute Gelegenheit eine programmatische Predigt zu halten und darüber zu sprechen, worum es beim christlichen Glauben geht, wie das mit Gott, Jesus Christus und dem heiligen Geist ist und wie christliches Leben aussehen kann. Häufig ist die Einführung der Konfis wie diesmal auch am Sonntag Trinitatis, dem Fest der heiligen Dreieinigkeit, an dem es um das Verhältnis zwischen Gott, dem Schöpfer, Jesus Christus dem Erlöser und der heiligen Geistkraft geht, die in uns wirkt. Ich finde das ist nach wie vor einen guten Plan. Nur stellt mich dabei der heutige Predigttext aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom vor eine besondere Herausforderung. Aber hören Sie selbst. Ich lese

Römer 11,33-36

33Wie unerschöpflich ist doch der Reichtum Gottes,

wie tief seine Weisheit und Erkenntnis!

Wie unergründlich sind seine Entscheidungen

und wie unerforschlich seine Wege!

34 Wer kennt die Gedanken Gottes?

Wer ist sein Berater gewesen?

35Wer hat ihm je etwas gegeben,

sodass er es von ihm zurückfordern könnte?

36Denn alles hat in ihm seinen Ursprung.

Durch ihn besteht alles und in ihm hat alles sein Ziel.

Denn er regiert in Herrlichkeit für immer.

Amen.

Alles, was ich jetzt noch über Gott sagen könnte ist damit überholt. Alles kommt von Gott. Alles geht zu Gott. Und wir können Gott nicht verstehen. Gott ist unverfügbar, der oder die oder das ganz andere.

Vielleicht ist es gut, sich das immer wieder klar zu machen. Wir haben es im Glauben mit einer Macht zu tun, die wir nicht verstehen, die sich nicht berechnen lässt und mit der man immer mal wieder Überraschungen erlebt. Glauben ist ein Prozess, der niemals abgeschlossen ist. Und auch mit der Konfizeit wird euer Glaube, liebe Konfis nicht fertig sein. Auch mein Glaube verändert sich von Jahr zu Jahr, und das ist richtig so. Ihr werdet vermutlich in eurem Leben Zeiten haben, wo der Glaube kaum eine Rolle spielt und Zeiten, wo er euch sehr wichtig werden kann. Und ihr müsst damit rechnen, dass es sich immer mal wieder verändert genau wie das Leben sich verändert. Ich wünsche euch, dass ihr indem ihr wachst und mehr Einsichten bekommt und Erfahrungen macht, euer Glaube sich dabei mit entwickelt. Und zu der Entwicklung im Glauben gehört eben auch, dass ihr Gott immer wieder anders versteht. Aber ihr solltet damit rechnen, dass mit jeder neuen Erkenntnis über Gott, Gott immer noch der oder die oder das ganz andere bleiben wird.

Gott ist eine Person und gleichzeitig auch eine Energie, die weit mehr umfasst als wir verstehen können. Wir kommen an die Grenzen unserer Vorstellungskraft und unseres Verstandes.

Dies spielt eine wichtige Rolle in der Konfizeit. Wir machen in dieser Zeit immer mal wieder Aufstellspiele. Das heißt ein Coach sagt etwas über Gott auf der einen Seite des Raums, ein anderer sagt etwas gegensätzliches über Gott auf der anderen Seite des Raums. Und die Konfis haben die Aufgabe sich zwischen den beiden Aussagen zu positionieren und sie müssen ihre Meinung begründen. Sie lernen dabei, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, sich Gott vorzustellen und in den meisten ein Wahrheitsmoment liegt, auch wenn die Aussagen sich widersprechen. In Gott finden Widersprüche zusammen. Das ist eine Herausforderung für unser Denken, aber eine, die uns gut tut. Schon im Mittelalter hat Nikolaus von Cues das benannt als das Zusammenfallen der Gegensätze in Gott. Und er hat damit die Lehre von der Dreieinigkeit interpretiert.

Wir feiern heute Gott als Schöpfer als den Anfang und Ursprung der Welt. Wir feiern heute Gott als den Erlöser, Gott der Mensch wurde unter uns gelebt hat und uns gezeigt hat wie ein gutes und gerechtes Leben möglich ist und gleichzeitig, was aus uns Menschen noch werden kann. Und wir feiern Gott als die heilige Geistkraft, eine Energie, die in allem wirkt, was lebt und die uns Menschen leitet und beschützt und uns den richtigen Weg zeigt, eine Energie, die uns begeistert und uns das Richtige erkennen und Gutes tun lässt. Die Konzilien der Alten Kirche haben dazu gesagt: Das alles ist Gott, dies sind drei Arten wie der lebendige und umfassende und unbegreifliche eine Gott sich uns zeigt. Mein Professor in der Dogmatikvorlesung in Tübingen hat die Dreifaltigkeit oder Dreieinigkeit oder Trinität an seinem Schlips erklärt: Ein Schlips, drei Falten. Also Gott ist eins und Gott ist drei. Klingt widersprüchlich ist aber eine der wichtigsten Theorien im christlichen Glauben, die in diesem Jahrhundert gerade wieder entdeckt wird und neu interpretiert wird. Die jüngeren vor allem Theologinnen sagen dazu: Gott ist in sich Beziehung. Das ist das Wesen Gottes. Bevor die Welt geschaffen wurde und Gott sich in Beziehung zu dieser Welt gesetzt hat, war Gott schon Beziehung, zwischen Vater, Sohn und heiligem Geist. Gott ist nicht etwas Starres, was immer schon so war und immer gleich bleibt. Gott ist in sich Dynamik und Entwicklung. Gott hat die Welt geschaffen, damit sich diese Dynamik nach außen entfalten kann. Gott hat die Menschen geschaffen, damit hier mal was los ist. Party und Streit und Liebe und Neues und Unerwartetes und Kinder und Enkel und Schmerz und Leid und Glück und Hoffnung, Tod und Leben. Und wir können nur leise ahnen, was das Ganze soll.

Also liebe Konfis, ihr merkt schon, dass wir Coaches versuchen werden, eure Konfizeit so spannend wie möglich zu gestalten. Und wir sind offen für eure Fragen und auch für eure Antworten, die sich gerne von unseren unterscheiden dürfen.

Denn auch der Glaube ist kein festes abgeschlossenes System, das ein für alle Mal von der Geschichte festgelegt ist. Dogmatiken, die alles erklären sind zwar oft rund und schön aber auf jeden Fall falsch. Ich finde in der Konfzeit geht es aber nicht nur ums Denken. Es geht auch ums Denken, euch ist vielleicht aufgefallen, dass Denken mir Spaß macht und ich würde diesen Spaß gerne weiter geben.

Es geht aber vor allem auch um Erfahrungen, und darum unsere Erfahrungen im Licht des christlichen Glaubens zu deuten. Wenn Gott in sich Beziehung ist, dann wünscht Gott sich Beziehung zu uns Menschen. Und zwar zu jedem und jeder einzelnen und zu uns allen zusammen als Menschheit und zu uns als Kirche und zu uns als Gemeinschaft wie immer die auch organisiert ist, zu uns als Familie, zu uns als Dorf zu uns als Land zu uns als Welt. Und deshalb ist es gut, dass wir heute eine weltweite Christenheit haben, die völlig unterschiedlich ist aber sich doch um den einen Gott dreht. Aber Gott setzt seinen Wunsch nach Beziehung nicht gegen unseren Willen durch. Wir können auf Gott zugehen uns für Gott interessieren unsere Fühler zu Gott hin ausstrecken. In der Bibel heißt es: Gott suchen. Und in der Bibel steht die Verheißung: Wenn ihr mich mit ganzem Herzen sucht, dann werde ich mich von euch finden lassen.

Das wünsche ich uns für die Konfizeit euch Konfis und uns Coaches, dass wir gemeinsam Gott suchen und ihn oder sie oder es vielleicht dann und wann auch finden werden.

und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinn in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben!

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