Wirksam sein – 21.4.24 Rahel Burkholz

Predigt zu Jubilate am 21.04.2024 über 2. Kor 4, 14-18

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Liebe Gemeinde,

ich muss gestehen, ich bin oft frustriert und mutlos. 

Wenn ich die Veränderungen sehe, die unserer Kirche bevorstehen, die die Kirche, wie wir sie kennen verändern wird. Und wenn ich sehe, welche schwierigen Entscheidungen uns noch bevorstehen.  Die wir nicht tun, weil wir wollen, sondern weil wir müssen. Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus, unsere wichtige gute Botschaft von Gott scheint kaum noch jemanden zu interessieren. Und zu unseren Gottesdiensten kommen leider auch weniger Menschen und für sie, die kommen, ist das sicher auch frustrierend.

Und ja dann kann ich als Pfarrerin schon auch mal den Mut verlieren. Und mich fragen, hat das was ich tue Sinn? Haben meine Taten denn überhaupt die erhoffte Wirkung?

Doch dann lese ich den heutigen Predigttext und weiß, dass der Apostel Paulus nun wirklich Grund hatte auch den Mut zu verlieren, und doch kann er so etwas schreiben. 

Paulus war mehrmals in der ersten christlichen Gemeinde in der Hafenstadt Korinth im alten Griechenland zu Besuch. Und er fand dort viele Freunde und predigte von Gott und Jesus Christus. Doch kaum das er weiter gezogen war, kamen andere Prediger nach Korinth, die ihm sogar sein Apostelsein absprachen, die meinten er könne nicht so gut predigen wie sie, und er ist doch immer nur kränklich und auf ihn und seine Botschaft muss man nichts geben. Und sie finden viele Anhänger in der Gemeinde in Korinth. All seine gute Arbeit scheint plötzlich unnütz und vergeblich. 

Und Paulus könnte jetzt frustriert und mutlos das Handtuch werfen.

Doch stattdessen schreibt er einen zweiten Brief an die Gemeinde in Korinth und schreibt im vierten Kapitel, wieso er nicht aufgibt.

Doch hören Sie selbst, was er schreibt. Ich lese aus dem 2. Korintherbrief, Kapitel 4:

2. Kor 4, 14-18: Basisbibel

14Wir wissen ja:

Gott hat Jesus, den Herrn, auferweckt.

Er wird auch uns gemeinsam mit Jesus auferwecken

und zusammen mit euch vor sich treten lassen.

15Denn alles geschieht für euch:

Die Botschaft von Gottes Gnade

soll immer mehr Menschen erreichen.

Dann wächst zur Ehre Gottes

auch die Zahl von Dankgebeten.

16Darum lassen wir den Mut nicht sinken.

Auch wenn unsere äußeren Kräfte aufgezehrt werden,

bekommen wir innerlich Tag für Tag neue Kraft.

17Die Not, die wir gegenwärtig leiden, wiegt leicht.

Denn sie bringt uns eine Fülle an Herrlichkeit,

die jedes Maß übersteigt und kein Ende hat.

18Wir dürfen unseren Blick allerdings

nicht auf das Sichtbare richten,

sondern auf das Unsichtbare.

Denn das Sichtbare ist vergänglich,

das Unsichtbare dagegen ist unvergänglich.

Liebe Gemeinde,

Paulus schreibt hier, wieso er nicht den Mut verliert. Er lebt zunächst einmal aus der Hoffnung auf Gott sein Leben. Auf einen Gott, der Jesus Christus von den Toten hat auferstehen lassen. Und der uns Christen auch die Auferstehung verspricht. Und uns gnädig retten will.

Diese Hoffnung und diese gute Nachricht sind der Sinn und Zweck seiner Arbeit. Sie sollen dafür sorgen, dass viele Menschen zum Glauben an diesen Gott finden. Und das nicht, damit Paulus sich gut fühlen kann, oder mit Lob von den anderen Aposteln überschüttet wird. Nein, dass viele Menschen diese gute Nachricht erreicht, und viele zum Glauben finden ist einzig und allein dafür da, dass Gott Dankgebete erhält. 

Schon das finde ich eine steile These, liebe Gemeinde: Der Erfolg des Christentums auf dieser Welt ist nicht für uns Menschen da, sondern nur für Gott!

Doch Paulus geht noch weiter, nachdem er den Sinn und Zweck seines Handelns genannt hat, sagt er gerade auch seinen Kritikern in Korinth zu: Ich und auch ihr habt wegen Gottes Versprechen und dem Ziel von allem immer wieder guten Mut. 
Er sagt im Grunde also: Ich lasse mich nicht frustrieren, oder entmutigen. Auch wenn ich allen Grund dazu hätte. 

Ich habe arbeite nämlich nicht nur für mich, sondern für Gottes Ziele und ich bin nicht allein bei dem, was ich tue.

Gott ist mit mir und schenkt mir immer wieder Kraft, jeden Tag neu. Auch wenn ich vielleicht von außen gerade krank und gebrechlich aussehe. Und mein Körper auch einmal erschöpft ist.

Ich habe eine Kraftquelle für meine Arbeit, die niemand sieht, und die doch nie versiegt: Nämlich Gott und seinen Heiligen Geist.

Und deshalb sind auch Rückschläge und schlechte Zukunftsaussichten nichts, was mich aufhält, denn der Lohn, der auf mich und uns wartet ist die Herrlichkeit Gottes, sein Glanz und Licht, dass auf mich abfärben wird.

Und dabei ist es aber auch wichtig sich auf das was zähl zu konzentrieren: Auf das Unsichtbare, unvergängliche, was bleiben wird.

Tja, liebe Gemeinde, das sind schon starke Worte von Paulus, die auch im ersten Moment kompliziert klingen. 

Und doch hat meine Schwester mich daran erinnert, wie wichtig sie sind, um eben nicht den Mut zu verlieren.

Denn sie sagen, meine Wirkung auf dieser Welt ist unsichtbar, ob ich nun Pfarrerin bin, oder einen ganz anderen Beruf habe, noch in die Schule gehe, oder Rentnerin bin ist egal.

Wie das, was ich auf dieser Welt tue wirklich wirkt, kann ich nicht abschätzen. Vielleicht ist es viel wirkungsvoller als. Ich mir je erträumen könnte.

Dafür müssen wir uns eigentlich nur Paulus ansehen, liebe Gemeinde. Er war frustriert und schon fast am Ende, sah schon viele seiner Arbeiten als Missionar in Korinth im Sande versinken.

Und doch, er hat seine Briefe geschrieben. Und sie sind aufgehoben worden. 

Als die christliche Bibel entstand, fand jemand seine Gedanken so beeindruckend und erhaltenswert, dass sie aufgenommen wurden in die Bibel.

Und Millionen vielleicht sogar Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt lesen seine Worte 2000 Jahre nach dem er gestorben ist immer noch. 

Ich denke nicht, dass Paulus von seiner Wirkung auf diese Welt je hätte träumen können.

Und doch mit Gottes Hilfe für seine Pläne, hatte er mehr Wirkung auf das Leben von Menschen als selbst Könige seiner Zeit.

Und das obwohl doch so viel gegen ihn sprach und zum Teil selbst seine Freunde in Korinth sich zu seinen Lebzeiten, gegen ihn wandten.

Und wenn ich Paulus Beispiel betrachte, dann kann auch ich wieder frischen Mut fassen. Und mir überlegen, was ist das wichtigste meiner Arbeit? Was ist das unsichtbare Unvergängliche an meinem Tun als Christin? 

Was wird bleiben, trotz aller Veränderungen auch wenn ich es mir jetzt noch nicht vorstellen kann? 

Was an Gottes Botschaft wird auch weiterhin Menschen berühren, und wie kann ich ihm dabei helfen?

Was kann ich erschaffen, und bewegen, was weiterwirkt mit Gottes Hilfe, selbst wenn es mir heute manchmal sinnlos vorkommt?

Und ich ermutige Sie, liebe Gemeinde, überlegen sie auch, worauf kommt es ihnen an bei unserem Glauben, wo kann jeder und jede von uns einen Beitrag leisten, damit die Dankgebete zu Gott vermehrt werden? 

Und wenn ihnen etwas einfällt, vertrauen sie darauf, wir sind nicht allein auf diesem Weg, wir haben Gott, der immer wieder auch eine Kraftquelle für unser Leben sein will, damit wir nie den Mut verlieren und das Vertrauen: Wir arbeiten für eine wirklich gute Sache und haben eine wirklich gute Botschaft, die wir weitergeben können. Alle gemeinsam. Auch wenn sie manchmal unsichtbar und im Kleinen anfängt.

Und der Friede Gottes der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben. Amen